2012/02/25

Wir sind im Spielfieber!



Inzwischen muss es wohl jedem klar sein, dass mir das Hineinversetzen in andere Personen ziemlichen Spaß macht.
Zum Beispiel wenn es im Unterricht heißt, jemand soll betont und „spielerisch“ vorlesen, zeigen alle Finger auf mich und ein perfekter Chorus, der übrigens ziemlich kindlich und leicht panisch klingt, ertönt: „Alex kann’s, Alex macht’s!“
Und ich nehme dankend an.
Lese mit Vergnügen und „spiele“ dazu mit so einer großen Leidenschaft.
Daher bin ich letztes Jahr in die Theater AG gegangen.
Okay, Mama und Tori wollten auch unbedingt, dass ich mich ein bisschen öffne, weil ich nicht imstande bin, Freunde zu finden. Nett, oder?
Aber das hat echt geholfen. Und mit Konfi-Camp hab ich eh die Schüchternheit davon getrieben.
Letztes Jahr zum Beispiel, als wir im Kreis saßen und uns vorstellten, indem wir unseren Namen und irgendeine Eigenschaft erwähnten, sagte Tori „Ich bin Vicky und falle Treppen hoch!“ (weil sie das Jahr davor im Dunkeln bei der Theatervorführung, na ja, die Treppe hochgefallen ist) und Kim sagte „Ich heiße Kim und esse alles!“ (woraufhin Tori „Auch Schuhe?!“ fragte und mein Hirn das alles aufsog, mit dem Gedanken spielend, dass ich eigentlich auch so eine bin. Also, eine zum Lachen und Witze machen. Wie ich jetzt bin. Bloß dass ich damals vergessen habe, dass ich verrückt bin).
Was habe ich damals gesagt?
„Ich bin Alex…“ Alle schauten mich an. Ich wollte gerne sagen „Und ein Ventus!“, aber das hätte keiner gerafft. „… und… jaaah?“
Armselig, nicht wahr?
Aber wie gesagt, das legte sich ja. GOTTSEIDANK XD


Dieses Schuljahr fing für uns Theaterfreunde aber nicht so dolle an: Kiwi, meine Klassenlehrerin übrigens, hatte abgesagt, da sie mehrere Abi-Kurse zu unterrichten hat, aufgrund des Mangels an Deutschlehrern. Aber zum Halbjahr sei sie wieder für uns da.
Ich erfuhr es als erste, schließlich sah ich am ersten Tag in der ersten Stunde als Neuntklässlerin (man, war das aufregend! xD) meine Klassenlehrerin. (Moment, der Satz klingt irgendwie komisch. Egal, es ist schon spät, ich darf das eh.)
Traurig und niedergeschlagen (Theater war nämlich so das einzige, worauf ich mich auch nur irgendwie gefreut habe) erzählte ich es Tori – und sie teilte es Kevin mit.
Und gemeinsam organisierten sie die heutige Theatergruppe.
Zwar nachdem sie mit Kiwi und der Truppe gesprochen haben, was auch Zeit gekostet hat, aber wir treffen uns jeden Freitag von zwei bis vier Uhr.
Das war leicht zu klären.
Was wir aber dieses Jahr zeigen wollen, das war ein heikles Thema.
Ein Teil wollte wieder ein lustiges oder satirisches Stück aufführen, ein andrer ein ernstes und großes.
Und wir fanden ein Stück, das beides war: Alice im Anderland.
Alice ist verrückt geworden nachdem ihre Eltern gestorben sind und alle Wesen aus dem Wunderland sind eine Ausgeburt ihrer Vorstellung.
Teilweise witzig, weil es so übertrieben krass geschrieben war.

Das Stück fiel auf Eis, es war zu grausam. Für die kleinen Kinder unter uns.
Man suchte weiter.
Wochen verflogen.
Kevin, Tori und ich dachten darüber nach, ein eigenes Stück zu schreiben.
Aber dann geschah ein Wunder!

Der englische (und originale) Titel ist „Bang, bang, you’re dead!“ und ein Film, indem ein Theaterstück enthalen ist.
Den Film kann man übrigens in YouTube anschauen, alle Teile sind vorhanden. Ich muss mich mal auch dran setzen, bin nämlich immer beim ersten Part weggenickt. xDD
Nun, das Stück aus dem Film ist unsere geplante Aufführung für dieses Jahr.
Ein Stück über einen Amoklauf in der Schule, aufgeführt in der Kirche.
Klingt doch super!
Tori hat alleine das Stück aus dem Englischen übersetzt, ich hab ihr ca. 24 Stunden geholfen. Danach hatte ich eine Genickstarre, die ich niemandem wünsche.
Da wir aber nicht die Besten in Deutsch sind (und Kiwi Deutsch unterrichtet) gibt es bei den Proben oft Lacher :DD

Was geschah eigentlich in den letzten Monaten?
Wir erhielten einen Namen, Theatergruppe Spielfieber.
Wir erhielten ein Logo, das aber wieder geändert wird, weil paar Jungs mit der Disney-Schrift nicht zufrieden sind.
Wir haben eine Liste mit Namen, Wohnort und Telefonnummer.
Einen eigenen Raum zum Proben.
Vor der Aufführung eine Art Pressekonferenz.
Wir werden richtig fame.
Und das ist eine Art Durchbruch, wenn man bedenkt, dass wir am Anfang „nur“ eine AG waren/sind.


Welche Rollen sind schon besetzt?
Die Hauptrollen natürlich! ;)
Dominik ist Josh, der Amokläufer.
Lena ist Jessie, Anki ist Katie, Eo ist Michael, Timo ist Matt und Tori ist Emily.
Vater und Mutter sind auch schon besetzt.
Jan und ich machen Stimmen (boah, das wird so toll >3).
Und so weiter – und so fort!

Da unter der Gruppe auch drei (Nicole macht dieses Jahr nämlich nicht mit) Meininger sind, fährt auch eine kleine Gruppe zur Theaterwerkstatt und wir spielen schon seit letztem Jahr immer wieder Spiele und kleine Stücke nach, zum Aufwärmen oder Trainieren.

Übrigens gibt/gab es eine Regel:
Am Ende jedes Treffens wird ein Spiel gespielt, bei dem entweder der Verlierer oder Gewinner für nächste Woche etwas mitbringen muss, das war bisher meistens ein Kuchen.
Ich hab für das letzte Treffen Muffins mitgebracht, die gut ankamen. UND ICH BIN KEINE BÄCKERIN.

Obwohl ich nicht unbedingt mit jedem klar komme, mag ich es dort. Vor allem, wenn ich Katharina, Rebecca oder Jan zum Reden und Rumalbern habe. 

2012/02/12

Wiedersehen

[via]
Es war irgendein früher Nachmittag, Tori und ich liefen nach Hause.
Es war Freitag, wir freuten uns auf das Wochenende und erzählten die besten Momente des Tages.
Als plötzlich ein Bellen ertönte.
Unsere Köpfe drehten sich nach vorne; automatisch und synchron blieben wir stehen.
Aus dem Haus vor uns sprang ein Husky heraus.
Ich erkannte den Hund sofort wieder, er ist mir eines kalten Wintertages quasi entgegen gelaufen und hat in mir eine Kerze, die Licht und Wärme ausstrahlt, angezündet. Tori wusste sofort bescheid, denn sie schaute mich kurz an, schließlich kennt sie die Schneegeschichte.
„Chu-chu!“, rief eine Stimme. Es war der Mann, der damals den Schnee geschaufelt hat. Er stand bei seinem großen Auto, der Kofferraum war offen, darin war eine große, flauschige Decke ausgebreitet.
Chu-chu würdigte ihn aber nicht. Stattdessen bemerkte er uns.
Zuerst sah er Tori an, die voller Entzückung den Hund anstarrte.
Sein Blick glitt weiter – auf mich. Und er erkannte mich auch, denn mit einem erfreuten Bellen lief er auf uns zu.
Er hob seine Schnauze in unsere Richtung, lief ganz nah heran und kuschelte sich an uns. Wir fingen sofort an, ihn zu streicheln.
Schließlich lag Chu-chu plötzlich auf dem Rücken, zeigte seinen felligen Bauch und hatte ein hündisches Grinsen aufgesetzt.
Sein Herrchen hatte lächelnd zugeguckt, nach einer Weile ihn aber wieder gerufen.
Chu-chu ist mit einem wehklagenden, reuevollen Heulen aufgesprungen und zu ihm gerannt.
Lächelnd und mit strahlenden Augen sind Tori und ich weiter nach Hause gelaufen. 



Später, am selben Tag noch, fuhren wir mit Mama im Auto und ich quietsche den Hundenamen mit einer solchen Freude heraus, das es sich wirklich nach einem Kind anhörte.