2014/11/08

Rüdiger

So langsam glaube ich, dass ich keine Versprechen machen sollte, denn ich halte sie selten ein.
So habe ich zum Beispiel meinem Computer versprochen, dass ich ihn lieben und ehren werde bis er eines Tages im Schlaf von uns geht – denn da er mit seinen (damals!) fast zehn Jahren auf dem Buckel und mehreren Operationen, wie zum Beispiel Staubabsaugen für die persönliche Schönheit und der bitter nötige Festplattenwechsel (wobei wir uns noch bei den Angehörigen des Spenders riesig bedankten) naja, nun… da habe ich mir geschworen, dass ich dem armen alten Dinosaurier, wie ich ihn scherzhaft gerne nenne (obwohl er eigentlich inoffiziell Rüdiger heißt), ein schönes Dasein erfüllen werde. So habe ich ihn selten überladen mit irgendwelchen Dateien oder Programmen – alles, was ich nicht brauchte, wurde gelöscht und deinstalliert. Mindestens einmal in der Woche wurde das Anti-Viren-Programm für eine schnelle Untersuchung angeheuert und einmal im Monat für eine vollständige (und zeitraubende). Ich hab auf dem ganzen Computer für Ordnung gesorgt – so die übriggebliebenen Daten der Eltern an ihren Computer rüber gespielt, Toris Sachen ebenfalls, den Rest (also meine Sachen) neu sortiert – denn nun hatte ich freie Bahn.
Ich hab ihn aufgemöbelt. Niemals habe ich den guten Dino jemals so gut in Form gesehen.
Nicht mal der neue Computer meiner Eltern mit seinem Highspeed-Internet konnte mich von meiner Liebe zu meinem Alten abbringen.
Es war gegenseitige Liebe, btw. Rüdiger hielt mich lange aus. Wir konnten bis drei Uhr nachts im Internet hocken und gleichzeitig Karten zocken. Ich hab grad unfreiwillig gereimt, shit. Ich konnte sogar Sims spielen! SIMS! Das hat ihn zwar doch fertig gemacht, aber da ich eh nie länger als zwei Stunden gebraucht habe, um ein Haus zu bauen oder einen Sim zu töten, war das vollkommen in Ordnung.
Sogar als ich später mit meinem Smartphone ankam und den Dino dementsprechend seltener anschaltete war alles gut. Klar, er war außer Form gekommen und ich selber ließ mich schnell während der Wartezeit ablenken.
Doch wie heißt es so schön? Das Glück hält nicht ewig – oder so.
So ist es auch bei uns.
Rüdiger ist ein Windows XP.
Und Microsoft unterstützt seit Ende April/Anfang Mai dieses System nicht mehr.
Ergo: keine Updates – was eigentlich gut ist, weil die extrem nervig sind. Aber auch keine Sicherheit mehr, denn dadurch wurde auch das Anti-Viren-Programm außer Gefecht gesetzt.
Aus Angst, dem Dino eine tödliche Krankheit einzufangen und ihn somit vielleicht für immer zu verlieren, schalte ich ihn nicht mehr ein. Ich hab nur schnell alle Daten auf meine Festplatte gezogen und hoffnungslos versucht, das Programm eventuell zum Laufen zu bringen. Erfolglos.
Zwar könnte ich ein neues System runterladen, aber…
XP ist mein Favorit. Nicht nur, dass es so schön kitschig ist. Es auch so schön „alt“ ist. Nicht unbedingt retro. Es ist einfach nur so viel bequemer und simpler als Windows 7 oder 8. Die Taskleiste zum Beispiel ist viel übersichtlicher und schneller zu hantieren. Und ich hab auch keine dämliche, starre und intolerante „Bibliothek“ als Ordnerhierarchie.
Außerdem würde ein neues System meinen Alten noch langsamer machen. Dann wäre er nicht mehr gefühlt 50 Jahre alt, sondern 70 oder 80. Also ein Uropa! Eine Schildkröte! Okay, ich mag Schildkröten.
Deswegen sitze ich seitdem an Toris altem Laptop, der gewissermaßen ihr Rüdiger ist. Wenn ich mich also schuldig fühle, wenn ich am Laptop sitze und arbeite, so fühlt sich Tori schuldig, wenn sie mit ihrem neuen Laptop zu Besuch kommt und ihren Alten sieht… sie ist somit die einzige zuhause, die mich nicht auslacht, wenn ich den Dino betrauere.
Aber wie sollte ich denn auch nicht?
Er war mein erster Computer, unser erster Computer! Wir haben so vieles durchgemacht. Sämtliche Viren, Trojaner und Fieberanfälle bekämpft und besiegt. Meine ersten Paint-Gemälde und Comics gezeichnet. Mit Rüdiger habe ich meine erste Powerpoint-Präsentation gemacht. Aber auch Videos und Audiodateien habe ich bearbeitet. Er hat mir auch beim Entdecken des Schreibens geholfen – mir Office Word  und das Internet zum Recherchieren gegeben.
Mit dem Dinosaurier verbinde ich so viele Erinnerungen…
Es ist echt schwer, so einem langjährigen Freund, der eigentlich „nur“ eine Maschine ist, Lebewohl zu sagen.
(30. Mai 2014)

2014/10/11

MIND THE GAP

Mum, Dad – ich hab die zukünftige Mrs. Mosby kennen gelernt. meine Traumstadt gefunden.
Und ja, das sage ich, obwohl ich Berlin immer noch abgöttisch liebe.
Die Rede ist von der schönen Stadt London!
Manche Leute wissen ihr ganzes Leben, wohin sie mal reisen wollen. Seien es ganze Länder (Amerika, Italien, China) oder einfach „nur“ Städte (New York, Rom, Peking) – es gibt ein klares Ziel.
Ich auch.
Also, nicht mein ganzes ganzes Leben lang, aber seit drei Ewigkeiten.
Länder wie Afrika, Australien, Neuseeland, Japan, Schottland.
Und welche Stadt stand ganz oben auf meiner Liste? Bingo: London.
Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, woher diese Besessenheit kommt. Ich weiß nur, dass ich viele (Wort-)Witze im Bezug zu England kenne, einige englische (englische, also nicht amerikanische) Schauspieler unglaublich liebe (Ian McKellan, anyone? Helena Bonham Carter? Daniel Radcliffe? David Tennant?), die Queen schätze (Die hat so viele amerikanische Präsidenten überlebt, hahaha! Und ihr Kleidungsstil! „Heute gehe ich als die Farbe Lila!“ – herrlich.) und natürlich Harry Potter. Nuff said.
Ich wollte einfach nach London. Ich will immer noch dahin. Ich hab zwar keine Ahnung, wie der Rest vom Vereinigten Königreich ist – aber boah, London ist toll.
Mir konnte da niemand jemals die Laune vermiesen. Klar, es gab mal paar Durchhänger, weil es mal zu heiß, zu laut, zu voll war. Aber ich war ständig glücklich. Nicht mal unser Hostel konnte mir die Laune vermiesen. Und dabei gibt es ein Haufen schlechtes Feedback dazu.
Aber fang ich mal von vorne an.
Jeder LK fährt am Anfang der Q3 (das bedeutet ca. im ersten Monat sind die Zwölftklässler weg, vorausgesetzt es handelt sich um G8) für ungefähr eine Woche zum vor einem Jahr festgelegten Wunschziel.
So sind der Bio- und Chemie-LK gemeinsam in einem Bus nach Spanien, Barcelona plus Umgebung gefahren (= Sauftour + Partyurlaub).
Der Mathe- und Latein-LK sind in die Toskana in Italien gereist – anscheinend hatten sie ebenfalls eine fragwürdige Unterkunft und selten Guides.
Und der Rest – sprich, die zwei Englisch LKs lead by Mr. Brasch and Ms. Happel – sind mit Zug (bzw. Zügen) nach England, London. Mittlerweile umgetauft in Alex‘ Paradise because of reasons.
Nennt mich uncool (besser nicht, ich hab gute Ohren und bin nachtragend /böser Blick), aber ich würde immer wieder London nehmen.
Ganz ehrlich? Ich hätte kein Bock, mich mit meinen (meist fragwürdigen) Tutoren und den viel zu verschiedenen LKs (ich meine die Personen der LKs, nicht das LK-Fach selbst) zu besaufen. Oder mit denen alle an den Strand zu gehen. Klar, Barcelona ist (auch) eine geile Stadt. Ich hätte auch nichts dagegen, da wieder hin zu gehen, aber:
a) es wäre mir viel zu warm und ich hasse schwitzen;
b) eigentlich hasse ich viel zu warme Großstädte;
c) ich war da schon mal
d) und wie gesagt, die Tutoren. /angewidertes Schaudern
Und was ist mit Italien?
Für mich uninteressant, zu warm und dann auch kein Meer. Keine Ahnung, ob die ein Meer hatten oder nicht, aber wenn schon, denn schon. Außerdem würde ich Rom usw. lieber mit meiner Familie entdecken als mit meinem LK.
Bevor es so aussieht, als ob ich meinen LK hasse: Nein, ich hasse ihn nicht. Es ist bloß anstrengend, mit so vielen unterschiedlichen Individuen etwas zu unternehmen.
Jedenfalls:
Es kam der 13. September 2014, wir versammelten uns mit Koffern und Handgepäck am Bahnhof in Tortuga. Mama hatte mich hingefahren und wäre bestimmt total besorgt um mich, aber ich war voller Vorfreude und überhaupt in so einer fast unerträglich guten Stimmung, dass es auf sie abgefärbt hat. Und während sie an uns vorbeigefahren ist, hab ich ununterbrochen zurückgewunken. Seltsame Blicke von anderen? Dun care.
Wir bekamen unsere Tickets, tauschten aus, was jeder so mit gebracht hat (Ohrstöpsel – „Oh scheiße, ich hab keine!“; eigene Bettwäsche – „Nee, dafür hatte ich keinen Platz mehr.“; Badelatschen – „FUCK, bei den ekligen Duschen!“; Kopfhörer – die ich vergessen hatte -_- /seufz) und schon ging’s zum Gleis, dann in den ersten Zug bis Frankfurt.
Da hatten wir etwas Zeit – also sind Sarah, Conni und ich noch in einen Laden rein. Die beiden haben sich Magazine für die Fahrt geholt und ich hab bescheuerte Buchtitel und -cover betrachtet, weil die so lächerlich sind. Echt jetzt. Einer meiner Lieblingsbeschäftigung.
Von Frankfurt aus fuhren wir mit einem ICE bis nach Brüssel-Midi. Und das sehr, sehr lange. Drei Stunden oder so. Und ich Glückspilz bekam einen Platz gleich bei den Lehrern. Und durfte neben einer mir sehr (NICHT) liebenswürdigen Person sitzen. Yeah. (Nina hat mich aber zwischendurch gerettet. Grimassen schneiden und ihr Nachrichten via Papierflugzeugen schicken, wobei diese eher ihre Sitznachbarn abbekommen haben. Ups.)
Funfact: Während der Fahrt hab ich den Blogeintrag zur Mottovorstellung geschrieben. Deswegen ist der auch so kacke. Weil der Zirkusdirektor neben mir saß und mich dabei dumm beobachtet hat. Und nein, ich war freundlich zu ihm. Voll untypisch für mich, ich weiß.
In Brüssel-Midi gab’s erst mal einen langatmigen Check-In und die wohl geilsten Plakate für Großbritannien. 
Wir sind mit dem Eurotrain durch diesen Tunnel nach England.
Was haben wir uns eigentlich alle vorgestellt? Genau, einen halbwegs modernen Zug, ein bisschen futuristisch aussehend, mindestens wie ein ICE, für mich persönlich silbrig-grau und mit keinen Fenstern. Und einen Gleis unter der Erde.
Und?
Alter Zug. In Oma-Farben, inklusive Oma-Geruch im Innern. Mit dreckigen Fenstern, dreckigen Sitzen. Und mit einem Gleis über der Erde.
Wisst ihr, wie komisch das war? Ich war so überrascht, dass ich nicht mal Zeit gefunden hab, Angst zu bekommen, weil der Eurotrain so alt wirkte. Tatsächlich bin ich im Zug eingeschlafen. Es war kein Stück spannend. Okay, ich hab aus dem Fenster geguckt, als wir eindeutig im Tunnel waren. Was hab ich gesehen? Dunkelheit, zwischendurch Pfeiler und einen dreckigen Boden. Wow. Also, gute Nacht.
Um ca. 16 Uhr Ortszeit sind wir in St. Pancras angekommen.
Dann noch mit der Underground bis London Bridge gefahren, ein paar Minuten von unserer Station bis zum St. Christopher’s Inn gelaufen und dort nach gefühlten fünf Tagen unsere Zimmer und Zimmerkarten bekommen.
Ja, also, wegen den Zimmern…
Wir hatten insgesamt 13 Jungs, die ein 14er-Zimmer bekommen haben. Und 16 Mädchen, die aber wegen der großen Zahl nach LKs getrennt wurden, zu zwei 8er-Gruppen.
Wer hat das 8er-Zimmer bekommen? Ja, die Happel-Mädchen.
Und wir das 10er-Zimmer, sodass wir zwei freie Betten hatten. Sarah und Conni konnten also ihre Sachen ruhig auf den Betten über sich ausbreiten können. Und den übrigen Gitterkasten für Schuhe und Co. :D UND eine extra Bettdecke wurde als Teppich ausgenutzt, als wir zu fünft mal Uno gespielt haben. Dazu später mehr!


Nachdem wir unsere Betten bezogen haben (ich hatte leichten Ekel nach den ganzen Rezensionen und hab deswegen extra Bettwäsche mitgenommen), haben wir uns alle bei der Rezeption versammelt NUR um gemeinsam zur Brücke gegenüber der London Bridge zu gehen und von dort aus getrennt einen Ort zum Abendessen zu suchen. Seriously? /genervter Blick
Conni, Sarah, Lena und ich haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht, Essen zu suchen. Es war uns irgendwie egal, wo und wie (also, ob Takeaway oder inklusive sitzen), landeten aber nach einem kleinem Durchgang im Borough Market bei Black&Blue (oder doch Blue&Black?), dessen Name jedoch in Grün leuchtete because fuck you, wo wir uns Chicken Wings und Fries gönnten.
Gleich vornweg: „Der erste Eindruck zählt“? Jep.
Erstens, weil die paar Straßen vom Hostel zur Brücke und zum Markt waren richtig, richtig schön. Der Markt selber war einfach nur entzückend.
Und die ganzen Pubs waren auch einfach nur süß.
Zweitens: während wir so da saßen, kam eine kleine Gruppe an und setzte sich rein. Wir konnten sie durch die Glasscheiben sehen und wunderten uns „Warum zum Teufel haben sie Weihnachtskleidung an?“ – oder, wie Sarah es so schön formulierte, „Was ist denn bei denen kaputt?“. Diese beiden Punkte haben mich an Berlin erinnert. Nur dass London noch schöner und bekloppter war.
Was ich sagen will: schon an diesem Abend hab ich mich in London verliebt. Der erste Abend, keine vierundzwanzig Stunden in London, und ich wollte jetzt schon mehr Zeit haben, um diese Stadt zu erkunden.
Hatte ich einmal während dieser Zeit Angst? Nein. Nicht mal abends? Nein. Ja, bei öffentlichen Plätzen mit vielen Leuten hatte ich Sorgen, beklaut zu werden, weswegen ich meine Tasche besonders nah bei mir hielt. Aber Angst? Kein bisschen. Vielleicht, weil ich mir niemanden vorstellen konnte, der in einer so überwachten Stadt tatsächlich etwas wagen würde. Vielleicht, weil ich notfalls Verteidigungstricks kenne.
Millenium Bridge (Harry Potter 6!)
Nach dem Essen sind wir ganz spontan in einen Bus gestiegen und haben mit dem eine kleine Runde durch London gemacht. Witzige Werbungen, verrückte Läden, idyllische Vorstadthäuser, beschäftigte Straßen, afroamerikanische Frauen mit verrückten Frisuren (DIE HATTEN BUNTE MÜLLTÜTEN AUF DEM KOPF, KEIN WITZ) und einen rosa Elefanten (jedoch nur als eine Statue) bei Elephant and Castle gesehen.
Außerdem den britischen Humor kennen gelernt. Denn irgendwann sind wir irgendwo im nirgendwo von London stehen geblieben. Keine Insassen außer uns, die ganz oben in der ersten Reihe saßen, und dem Busfahrer, der das Licht ausmachte. Weswegen wir ihn auf uns aufmerksam machten. Und fragten, ob wir wieder zur London Bridge fahren. Und er ganz trocken so „Nö“. Und wir nur „Oh, scheiße“. Dann hat er uns einen Angebot gemacht: für 10 Pfund pro Person fährt er uns zurück. Und wir so „Hm, nee…“. Und dann hat er gelacht, meinte es war ein Scherz, dass er eh wieder seine Runde zurück machen müsse, weswegen wir ruhig sitzen bleiben dürfen.
Okay.
Das fand er übrigens total witzig, während wir ne halbe Panikattacke hatten.  
Wieder im Hostel sich in die ekligen Duschen getraut – später entdeckten wir, dass die linke Dusche pfeift und die rechte nach jedem „Wasserlassen“ wunderschöne und gar nicht verstörende Gurgelgeräusche von sich ließ –, mit den restlichen Zimmergenossen über unsere Abendbeschäftigung unterhalten und dann ins Bett. Weil extrem erschöpft.
Am Sonntag sind wir etwas früher aufgestanden, weil es in die Kirche ging. Und nicht irgendeine Kirche, pffft – „da, wo Kate und William geheiratet haben“, so Sarah.
Von der Station London Bridge zur Station Westminster Abbey mit der Underground gefahren, gegenüber dem wunderschönen Big Ben angekommen erst mal ganz wie der Touri gefühlte fünf Millionen Fotos geschossen (auch vom Underground-Schild weil Kult) und die Straße weiter. Die übrigens gesperrt war, weil „Bike Tour of England“ oder so war.
Dann noch weitere Fotos vom Big Ben und der Statue von Churchill. Weil Churchill. Die anderen wie Lincoln? Meh. Sassy Churchill.
Bisschen weiter die Straße lang war da auch schon die Westminster Abbey.
Der Gottesdienst war ja total schön, die Pfarrer (das waren doch Pfarrer, oder? Priester? Wie nennt man die?  Ich hab da keine Ahnung…) extrem freundlich und ich war auch wirklich, wirklich entzückt. Aber ich konnte es nicht wirklich genießen, weil ich so sehr wollte, dass Mama das auch alles sehen würde. „Mama würde hier heulen“, hab ich die ganze Zeit gedacht. Und extra für sie/in ihrem Namen eine Kerze angezündet. 
 Aber eigentlich war ich ja mehr davon begeistert, wie schön die Kirche ist. Und wie viele Gedenktafeln da stehen. Wenn ich dran denke, dass ich beim Grab von Sir Isaac Newton war, freu ich mich immer noch wie ein Kind.
Außerdem den Krönungsthron gesehen. Man, ist der uralt. Und Herr Brasch noch so: „Tja, stell dir mal vor, Alexandra, du würdest zur Königin von England gekrönt werden – dann auch auf diesem Thron!“ – „Ich hätte während der ganzen Prozedur Angst davor, dass der Thron unter mir einstürzt, weil der schon so verdammt alt ist“, hab ich gesagt und er hat mich bloß ausgelacht. (._.)
 Noch am selben  Tag waren wir in China Town, um gemeinsam zu essen. Und am Trafalgar Square waren wir auch. Herr Brasch hat erst mal von Lord Nelson erzählt, während ich auf die steinernen Löwenstatuen klettern wollte. Von da aus in die National Gallery – und echten Van Gogh gesehen. Und Raphael. Und Michelangelo. Und Leonardo. Leider keinen Donatello gefunden. (Ja, ich hab meine Ninja Turtles gesucht. Nein, mir ist das nicht peinlich. Ja, ich bin immer noch enttäuscht, dass ich Donnie nicht gefunden hab.) 
 Das Gebäude ist total riesig und ich hatte nur wenig Zeit. Und? Genau, Alex ist rumgerannt auf der Suche nach ihren mutierten Schildkröten. Würd ich wieder machen. :D
Danach hatten wir frei, sodass Sarah, Conni, Lena und ich ins M&Ms World gegangen sind. „Vier Stockwerke voller Spaß“ hieß es. Ich sah nur Wucher und Diabetes. Aber trotzdem! So groß, bunt, irrwitzig. Man kann ruhig rein gehen. Man kann dort zum Beispiel seine eigene Farbe und die Bedeutung davon gesagt bekommen. So Sachen wie „Du bist rot. Du verbreitest viel Charme.“ etc. Hab ich auch gemacht. „Du bist dunkle Schokolade-Mix. Du bist eine tolle Person und wer das nicht weiß, kennt dich nicht.“ Ich bekam deswegen einen Applaus. :D :D :D 
 Etwas später wieder versammelt suchten wir eine Underground zum Shakespeare Globe. Aber sonntags fährt keine. Dann also einen Bus. Aber keiner kam. Weswegen wir hingerannt sind.
„10 Minuten strammer Gang“, hieß es.
20 Minuten strammes Laufen war es.
Wir waren spät dran, durften aber trotzdem rein. Durften uns aber nicht setzen! Weil wir Groundlings-Karten hatten. Ugh. Egal. Comedy of Errors war dann doch ganz witzig und fabelhaft inszeniert. Vor allem war ich hin und weg, weil ich da im Shakespeare Globe war. Der Weg zum Hostel war übrigens weniger actionreich, da der Shakespeare Globe praktisch um die Ecke war…
Am Montag ging es dann mit dem Tower of London los. Ich fand es, um ehrlich zu sein, echt interessant. Ritterrüstungen, die Waffen, die Münzen, die Schlösser. Die sechs legendären Raben. Die Beefeaters mit dem unglaublich coolen Humor. Überall die Wappen und Wappentiere (Löwen und – jetzt kommt’s – Einhörner!). Die Kronjuwelen gesehen – und die königlichen Schwerter.
Es gab auch ein Quiz zu den damaligen Waffen – Schwert, Axt, so eine Art Beil – mit Fragen wie „Welche Waffe hatten die Bodensoldaten?“. Fünf von Sechs richtig gehabt. #stolz  
Ich weiß gar nicht, was ich am besten fand: die Menagerie – wo die ganzen königlichen Haustiere verzeichnet wurden, vom Eisbären bis hin zum Affenhaus –, das Foltermuseum oder den Bloody Tower.
Die Menagerie fand ich cool, weil da neben den ganzen Wappen, die, wenn man sie hochklappte, einen Informationstext zum Wappen preisgaben („Die Drei Löwen waren ein Geschenk an den Sohn des Königs und wurden später zum Wappenbild.“) auch mehrere Quizspiele gab. Da gab es mehrere Fragen („Welches Tier hat den Tiger umgebracht?“) und fünf Antwortmöglichkeit, wobei das Bilder von den besagten Tieren war. 
 Mich hat’s interessiert, also hab ich das Quiz gemacht. Und dabei die halbe Rentnergruppe unterhalten, sodass sie mich nicht gehen lassen wollte (Please, don't go, you're doing great!). Außerdem hab ich einen älteren Mann in ein Kind zurückverwandelt, als ich ihm gezeigt hab, dass unter den Wappen Texte sind. Das fand er so cool, dass er jedes Wappen hochgeklappt und die Texte gelesen hat. Fand ich schon witzig.
Das Foltermuseum war in einem der Türmer. Es gab drei Foltermaschinen: die Streckbank (Sarah: „Wie lang haben die denn die gestreckt?“ ich: „Bis ihre Arme und Beine rausgerissen sind. :)“ – „IH!“), eine Art Zwengzange (der Gefolterte war in einer zusammengerollten Position und wurde solange gequetscht, bis z.B. die Rippen gebrochen sind) und die klassischen Fesseln, mit denen die Gefangen an den Wänden hingen.
Im Bloody Tower wurde eine Kurzanimation gezeigt. Die zwei Kronprinzen, die von Richard III. gejagt werden, der ältere aber aus dem Albtraum aufwacht – und kurz darauf deren Tür gewaltsam aufgebrochen wird. Ihre Geschichte und ihr wahrscheinliches Schicksal wurden auf Tafeln vermerkt. Auch der Fund von zwei Kinderleichen in einer versteckten Truhe wurde erwähnt.
 Das alles war irgendwie praktisch, denn abends, nachdem wir im Tate Modern waren, ging es zum Workshop zu „Richard III.“ in den Trafalgar Studios. Der Hintergrund von Richard und seiner Gegner wurde dargestellt und wir wurden gewissermaßen ins Geschehen hineingeleitet. Wir wurden ernsthaft in zwei Gruppen aufgeteilt, die sich gegenseitig anschrien (Peasants!) und einige von uns bekamen Namensschilder, um die Personenkonstellation besser darzustellen.
Als wir dann vor dem Theater standen und auf den Beginn warteten, merkten wir, dass auf unseren Karten „Stage Seating“ stand.
Leichte Panik.
Denn während dem Workshop sahen wir, dass auf der Bühne im hinteren Teil mehrere Reihen and gepolsterten Sitzbänken standen. Und das waren unsere Plätze. Auf der Bühne, die Darsteller vor uns. Deren Emotionen und kleinste Ticks ganz nah. Und Martin Freeman als Richard III. keine zwei Meter an uns vorbeilaufend.
Es gab so viel Blut! So viele Tote! Ich fand’s klasse. Also das Stück. :D
Hinter der Bühne hab ich ans Geländer gefasst – und hatte dann die Hände voller Kunstblut. Und das vor Beginn. Danach war fast die ganze Treppe hinter der Bühne rot.

Am Dienstag waren wir morgens beim Buckingham Palace, um das Changing of Guard zu sehen. Da war es aber so voll… Anschließend waren wir im British Museum und MOTHER OF GOD, was für ein riesiges Museum. Ich hätte Tage gebraucht, um alles gesehen zu haben. Das hat sogar das Naturkundemuseum in Berlin getoppt!
Abends ging es dann zu THE LION KING. Dort ein T-Shirt und eine Tasse (Keep calm and Hakuna Matata) gekauft. Und mit der Verkäuferin sich unterhalten. Wie lange ich hier bin, was wir schon so gemacht haben (sie war wegen Martin Freeman neidisch), usw. Und dass ich ja so gut Englisch rede. Ob Wahrheit oder nicht, ich hab mich trotzdem gefreut.
Und dann ging es auf einmal los.
Alles wurde schwarz, die „Sonne“ ging auf, Rafiki sang Circle of Life, die ganzen Tiere kamen rein.
Gänsehaut. Und ich war ständig kurz vorm Heulen. Bei „Reflection“ hab ich sogar tatsächlich geheult.
Der Gesang, die Lieder, die Kostüme – alles war so schön. Und die Stimmen waren den Originalstimmen aus dem Disney-Film sooooo ähnlich. Unglaublich.
(Ich hab alle Figuren mit gesprochen – mal auf Deutsch, mal auf Englisch. Je nachdem, ob ich die Szene im Englischen kannte oder nicht.)
Mittwochs wollten wir zum Speaker’s Corner im Hyde Park. Ich war sogar bereit, mich selber da „zum Affen zu machen“ – aber es gab da keinen Corner mehr. :(
Also haben wir was gegessen und uns in die Wiese gelegt, um ein Nickerchen in der Sonne zu halten.
Es ging dann weiter zum Imperial War Museum. Unser kleines Reisegrüppchen hat sich erst die Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg angeguckt (nichts, was wir noch nicht wussten; deswegen hab ich mir eher die Interviews von damaligen Kindern angeguckt und mehrere „Familiengeschichten“ durchgelesen; Krieg ist unmenschlich) und sind dann in die Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg rein. Die Länder wurden durch Tiere in den typischen Uniformen dargestellt. Das damalige Deutschland war ein Adler, Österreich-Ungarn ebenfalls ein Jagdvogel, bloß mit zwei Köpfen (weil Österreich und Ungarn), Frankreich war ein Hühnchen Hahn, England ein Löwe (so majestätisch) und das damalige Russland ein Bär. :) Je nach Beziehung haben sich die Tiere die Hände gereicht oder mit den Fäusten geballt oder mal um Afrika und/oder den Balkan zu ergreifen.
Es gab jede Menge Propaganda – worauf ich letztes Jahr 12 Punkte bekam, ha –, einen lebensgroßen, nachgestellten Kriegsgraben, durch den man gehen musste und zwei Soldatenjacken und Helme, die man anprobieren konnte
Leider war da ein Ansturm von kleinen Kindern (in Schuluniformen!), weswegen ich da ganz schnell raus wollte.
Dann wollten wir eigentlich in Greenwich zum Null Meridian – aber das war schon zu. Also haben wir uns Eichhörnchen im Park angeguckt.
Abends sind dann Conni, Sarah, Lena und ich zum  Piccadilly Circus, haben dort ein Kino gesucht und gefunden, Karten für „Before I go to sleep“ geholt, erst danach herausgefunden, dass das eigentlich ein Thriller ist, und dann bei der Erosstatue einer Gruppe von Tänzern zugeguckt.
Der Film war übrigens gar nicht so schlecht. Die Werbung davor für „Annabella“ war da ja tausendmal  gruseliger. Und da geht’s um eine Mörderpuppe.
Der Donnerstag stand uns komplett frei zu Verfügung. Also haben Lena und ich mit Sarah und Conni ausgemacht, dass wir uns nachmittags treffen, denn die beiden wollten shoppen gehen, während wir zwei zu King’s Cross gefahren sind.
Da kamen wir auch problemlos an, haben den Kofferwagen gefunden, nach kurzem Anstehen Fotos gemacht (nachdem alle, alle einen Gryffindorschal angezogen haben, waren wir die ersten nicht aus diesem Haus; Lena war Ravenclaw und ich Slytherin – House Pride!) und sind dann in den Laden.
Harry Potter-Musik, -Poster, -Zauberstäbe, -Tassen, … Schade, dass ich nicht reich bin. :|
Trotzdem Zauberstäbe rausgeholt und angeguckt – der von Luna ist so schön – und dann schweren Herzens und um einiges leichter im Portemonnaie weiter.
 Noch zuhause hab ich mir im Internet einen Guide für eine eigenständige Harry Potter-Tour runtergeladen. Wir waren dann bei Pubs, die der Tropfende Kessel sein könnten; bei Hardy’s Süßigkeiten laden, die (überteuerte) Schokofrösche und Berti Bott’s Bohnen in allen Geschmacksrichtungen verkaufen; in der „Winkelgasse“, in dem ein Laden witzigerweise „The Witch Ball“ heißt und ein anderer Laden Zauberergeld verkauft; wir waren in der Tottenham Court Road; an den Premiereorten der Filme; beim Sherlock Holmes Pub und beim Eingang ins Zaubereiministerium.
Am Ende von Hunger geplagt – es war ein langer Weg! – sind wir in den Sherlock Holmes Pub, haben dort echten Fish & Chips gegessen (so groß und so lecker) mit „Sherlock Holmes Finest Ale“ (nicht so lecker). Überall waren Plakate und alte Buchcover, in einem Fernseher lief ein alter Holmes-Film und sogar die Speisekarte enthielt Dinge wie „Robert DowneyJr.s favourite irgendwas“. Alles nach Sherlock Holmes. 
Später wieder mit Sarah und Conni vereint sind wir wieder ins M&Ms World rein, weil wir beim letzten mal nicht alle Etagen geschafft haben.
Bevor es abends mit dem ganzen LK zum gemeinsamen Abend ging (wortwörtlich), waren wir im Zimmer und haben das Größte schon zusammen gepackt. Und Uno auf der übrigen Decke gespielt, als ein asiatischer Mann in unser Zimmer rein kam und fragte, ob Bett A frei ist. Wir mussten so lachen, dass er einfach rückwärts wieder raus ist. Und nein, er ist nicht eingezogen.
Beim gemeinsamen Abend sind wir einfach stundenlos durch London gelaufen. An der Themse vorbei, auf der London Bridge, beim Big Ben. (Da war auch noch ein seltsamer, ekliger Mann der sich als Charlie Chaplin „verkleidet“ hat und Sarah und Conni erschreckt hat. Nachdem ich ihm erklärt hab, dass das weder cool noch witzig ist, wollte er mich umarmen und küssen; ich hab diesen Mann fast verprügelt. An den Armen gepackt und ihm „No, just no. Now get the hell away.” eingeredet.  Ich war wirklich kurz davor, ihm eine reinzuhauen.)
Schlussendlich waren wir beim Trafalgar Square, haben dort Dosenbier getrunken und eigentlich bloß gelangweilt. Wow. /sarkastischer Applaus
Wir kamen ungefähr um halb zwei/zwei Uhr morgens an; unten war die Hölle los (Party) und eine der Duschen konnte nicht abfließen. Highlight des Abends.
Am Freitag extra früher aufgestanden, alles zusammengepackt, zum letzten Mal gefrühstückt und mit der überfüllten Underground nach St. Pancras gefahren. Wieder Check-In, wieder Eurotrain, wieder ICE. Ich hatte voll die große Verantwortung, weil ich eins der Gruppentickets bekommen hatte.

Wir kamen sogar eine ganze Stunde früher in Frankfurt an, da wir genügend freie Plätze im ICE hatten und somit nicht umsteigen mussten. Dafür aber in Frankfurt zum Anschlusszug für Tortuga gerannt. Mit Koffer und Handgepäck und erschiess mich.
Im Zug Papa angerufen, um Bescheid zu sagen, dass ich eine Stunde früher zuhause bin. Wurde dabei beglotzt, weil ich auf Russisch geredet hab.
Am Bahnhof in Tortuga ausgestiegen, Ausschau nach Papa haltend – als zwei große, warme Hände meine Ohren verdecken. Mit einem fetten Grinsen mich zu Papa umgedreht und umarmt. Herr Brasch ist sogar stehen geblieben, um zu zugucken. Und um sich vorzustellen.
Zuhause hat ein großer Teller Himbeeren auf mich gewartet, warmes Essen, das ich nicht bezahlen musste, und English Tea 

+ Im Supermarkt wurde ich für eine Holländerin gehalten.
+ Die haben da 2-Liter-Flaschen.
+ An jeder zweiten Ecke war ein Starbucks und/oder ein Pret A Manger. Beides Scheiße.
+ Sieben unsrer dreizehn Jungs mussten 200 Pfund wegen „Alkohol auf dem Zimmer“ und 50 Pfund wegen „Ruhestörung“ zahlen, sonst wären wir rausgeflogen. Aber: die Jungs waren gar nicht laut. Und: die Höllenparty von Donnerstagnacht war natürlich leise. Dass mich der Bass in den Schlaf geschaukelt hat, ist egal.
+ Viele Gassen sind morbide Anspielungen auf das Köpfen von Königen und Königinnen.
+ Ella hatte in ihrem Koffer Müsliriegel für die Rückfahrt. Das Putzteam des Hostels haben alle Nahrungsmittel aus dem Koffer geholt und weggeworfen, weil das „gegen ihre Hausregeln“ sei.
+ Es gibt ne „Mermaid Court“.
+ Einer der Beefeaters bei Tower of London hat mich gefragt, woher ich komme. Dann hat er mir auf Deutsch einen schönen Tag gewünscht.
+ Die Einheimischen sind supernett und entschuldigen sich zuerst, obwohl du ihnen aus Versehen auf den Fuß gelatscht bist.
+ In der Underground gibt es Poster für Verhaltensregeln. Alle sind in Reimen verfasst.
+ Einmal waren wir 15 Stockwerke unterhalb der Erde und die Aufzüge waren überfüllt. Wir sind 200 Stufen hochgelaufen.
+ Wir sind unterhalb der Themse gelaufen.
+ Wir haben zwei Schiffe gesehen: die Cutty Sark und The Golden Hind.
 + Die drei am öftesten gehörten Sätze: „Oh, I’m sorry.“, „Mind the step.“ und „Mind the gap.“ – das alles in der Underground.
+ Ich hab einem Kassierer beigebracht, wie man „Deutschland“ ausspricht. 
+ Viele Straßenlaternen waren mit Babies verziert. Jetzt echt.
+ Mike war die ganze Woche mit dabei!
+ In der Nähe vom Hyde Park war eine Statue von einem riesigen Pferdekopf. Der Pate?
+ London ist total sauber.
+ Ich hab Miranda Sings getroffen.

2014/09/21

ABItte mit Sahne!

An meiner  Schule gibt es die Tradition, dass der (folgende) Abi-Jahrgang am Ende des Schuljahres beim Sommerfest sein Motto vorstellt.
Jedes Jahr, von der fünften Klasse bis in die E-Phase hinein, habe ich mir die Mottovorstellung angeschaut.
Mal waren es die Glabiatoren, dann war selbst am helllichten Tag Arabische Nächte, mal ein A'Bier und ein ABIDC-Konzert (mit kaputt geschlagenen Gitarren) bis irgendwann Cabitan Morgan und seine drölfige (statt drollige) Crew die Schule gekapert hat.
Und jedes Jahr dachte ich mir: Wow, sowas machen wir auch! Nur besser!
Ahahahahahaha!
Nope.
Das erste Problem war, ein Motto zu finden. Zwar hatten wir viele Vorschläge, die wir aber entweder nicht hätten umsetzen können oder einfach dank Schulleitung niemals erlaubt worden wären. Nicht zu vergessen die ständigen Wahlen. Mal war es Abikalypse, dann Westminster Abi (ich herz das voll) und Abiana Jones. Einige Mottos/Motti (Insider LK E1 :P) waren echt genial. (*hust* HOW I MADE MY ABI *böse guck*)
Trotzdem fielen wir auf Abikalypse. Nur um zwei Wochen vor dem Sommerfest es in "Circus Abigalli" umzuändern. Und: der Termin wurde verlegt.
Y?
Erstens – weil wir garantiert nicht bis zum Sommerfest fertig gewesen wären. Wir hatten noch nicht mal eine handfeste Idee für eine Aufführung des neuen Mottos.
Zweitens – weil mehr als die Hälfte des Jahrgangs während des Sommerfestes noch auf Orientierungstagen waren.
Und drittens – Schulleitung. Mahr Mehr will ich nicht sagen. ;)
Also wurde unser Zirkus in die erste Schulwoche verlegt, auf Freitag, den 12. September.
Doch während den Ferien hab ich nicht daran gedacht. Wie denn auch? Führerschein, Krankheit, Berlin, Urlaub.
Dennoch gab es ein paar „ehrenhafte“ Schüler, die ein Zirkuszelt genäht, eine Idee erarbeitet und den Restlichen eine Rolle zugewiesen haben. Spoileralarm. Ich war ein Clown.
Schließlich kam der Freitag. Alle liefen in Grüppchen in unterschiedliche Schulgebäude und holten die Schüler der unteren Stufen raus.
Ich hatte Mega-Glück (Achtung, Sarkasmus), dass ich im Naturwissenschaftsgebäude war und gleich bei der ersten Tür, die ich aufriss, um mit einer Quietschpfeife rein zu brüllen und die Kinder mittels Handbewegungen raus zu schicken, auf meinen Bio-Lehrer stieß. Sein Blick war unbezahlbar.
Wieder alle in der Zehntscheune (als mir auffiel, dass hier alle eigentlich ihre Faschingskostüme tragen) ging von draußen die „Kiffermusik“ los und unser Fake-Motto trat heraus: Cannabis – wir dampfen ab! Mit Rastaperücken und einem riesigen Joint, der angezündet und rumgereicht wurde.
Nach ein paar Zügen ging die Zirkusmusik aus Madagascar 3 los und unsere Tiere und Clowns stürzten aus der Zehntscheune raus in die Manege – um zu tanzen und rum zu blödeln.
Gefolgt von Britney Spears‘ „Circus“ und unseren Tänzern in Tütüs.
Anschließend die Turner, von denen besonders die Kinder begeistert waren.
Und dann kam schon das schwarze Auto mit Bodyguards, einem roten Teppich und „Joko“ (Dominik) und „Klaas“ (Alex) stiegen aus, „Herzlich Willkommen zur zweitbesten Mottovorstellung der Welt“, einem kurzen „Wenn ich du wäre“ (Wasser ins Gesicht für Joko, Sahne im Gesicht für Klaas – und Umstehende) und schon wurde ihr Gast eingeladen: unser Zirkusdirektor/Jahrgangssprecher Mark, der neben einem Fake-Bart auch noch eine Ziege namens Hans-Michael mitgebracht hatte. Hansi hat vor Lampenfieber zweimal ins Hemd gemacht. (Und die Kinder so: „Iiiiih, die pisst ja!“)
Es folgte die Rede mit Jubelrufen und Laola-Wellen unsererseits, Fotos für das Jahrbuch bzw. für die Abi-Zeitung und anschließendem „Es ist vorbei!“-Feiern. Der Joint wurde abermals rumgereicht. :D
Es lief alles besser als gedacht. Die Zuschauer waren tatsächlich begeistert.
Wow.



2014/09/11

Today is a goo- *dead*



Huch, ist das lang her.
Ganz ehrlich: Ich hab keine Ahnung, wann ich das letzte mal gebloggt hab. Jaja, klar, ich kann auf meinem Blog nachgucken und dann weiß ich wieder, was für Blödsinn ich verzapft hab.
Um noch eine Wahrheit los zu werden: Es ist so viel passiert! Und jedes mal dachte ich mir: "Okay, gleich morgen schreib ich darüber!" Okay. Aber gleich darauf passiert noch etwas und noch etwas und noch etwas und noch etwas - und ich sitze da, überrumpelt und teilweise überfordert.

Fange ich mit dem Anfang vom August an: meine letzten Fahrstunden.
Ich bin oft rumgefahren. Durch die Stadt, durch Dörfer, auf Landstraßen, auf der Autobahn, durch Engstellen und Baustellen. Mein Fahrlehrer war begeistert: für den 12. August war ich so gut wie perfekt vorbereitet. (Und das obwohl ich am Tag vorher sagenhaft gefailt hab. Autsch.)
Und dann kam der 12. August. Mit Bauchweh und einer halb-schlimmen Panikattacke aufgewacht, sich einmal übergeben und deswegen aus Angst nicht mehr als ein halbes, karges Brötchen gefrühstückt.
Dann wurde ich abgeholt, gemeinsam mit Fahrlehrer und Melissa - die ebenfalls Prüfung hatte und eine ehemalige Klassenkameradin ist - zum TÜV gefahren, dort die TÜV-Gebühren bezahlt, unterschrieben, die letzte Rechnung von Uli bekommen (für die letzten Fahrstunden usw.) und dann saß ich draußen auf der Bank und bin halb gestorben.
Mein Fahrlehrer hat mich aufgemuntert, bis er dann mit Melissa und unserer Prüferin zur ersten Prüfung gefahren ist. Uli, der versucht hat mich zu beruhigen. Xenia, Kiana und Papa, die etwas später angefahren kamen, um mir seelische Unterstützung zu leisten (sagt man das so?). In Papas Armen Angsttränen verdrückt. Auf der Bank schlotternd da gesessen, besorgt, dass ich nochmal kotze.
Schließlich kam der Moment, in dem das Fahrschulauto mit Fahrlehrer und Prüferin zurück kamen, ich ins Auto einstieg, mir alles zurecht gemacht hab und anschließend die Fragen beantwortet hab. Ich muss gestehen: das Merkwort "WOLKEN" hat mir sehr geholfen. Wasser, Öl - und Kraftstoff, das ich aber vergessen habe zu erwähnen. Egal, ich durfte trotzdem los fahren.
Ich fuhr raus, vorher auf Fußgänger achtend und anschließend raus auf die Straße. Rechts lang, links lang, 30 km/h fahren, schneller fahren, rechts vor links, Straße überquerende Fußgänger, Kinder, Gassi geführte Hunde, enge Straßen, beschissene Kreuzungen. Raus aus der Stadt, rauf auf die Autobahn Richtung Frankfurt.
Es kam ein Moment, den ich nicht vergessen habe, weil ich während den Fahrstunden es immer verpatzt hab: ich bin perfekt auf die Autobahn raus. Gut beschleunigt, super auf die Bahn gekommen und niemanden gestört. Ich glaube, mein Fahrlehrer war sogar ein bisschen stolz.
Gegen Ende auf der Autobahn kam der zweite Moment, den ich nicht vergessen werde: kurz vor dem Rausfahren habe ich doch noch einen Laster überholt und bin rechtzeitig, aber doch leicht hastig, raus. Da gab's erst mal Tadel, sowohl von Fahrlehrer als auch von der Prüferin. Dass ich ruhig hätte hinter dem LKW bleiben konnte. Dass ich Glück hatte, dass vorm LKW keine anderen Vehikel waren. Trotzdem hatte ich souverän gehandelt und es gepackt. Aber trotzdem fühlte ich mich mies.
Etwas später, wieder in der Stadt, jedoch am Rande davon, kam der dritte Moment: das Einparken. Vorher Vollbremsung, dann Wenden - alles ging gut, ich fühlte mich nach dem Autobahn-Vorfall wieder einigermaßen super. Doch dann kam das Einparken. Ich stand zu weit vom anderen Auto entfernt und hab schlecht korrigiert - bzw. zum ersten Mal korrigiert. Denn ich bin sonst immer perfekt seitwärts-rückwärts eingeparkt. Dass ich mich geärgert hab, muss ich ja wohl nicht erwähnen.
So gut wie gleich danach auf selten befahrenen Straßen zurück zum TÜV gefahren, eingeparkt - laut Xenia war's "scheiße" und "unbeholfen" - und mein Fahrlehrer hatte mir nochmal meine Schwachstellen aufgezählt (Moment uno y dos). Dann drückte er mir die Hand und stieg aus.
Bevor ich zum Ende komme, beschreibe ich mal die Prüferin:
Strenger Blick. Kaum zu beeindrucken. Nicht mal, als ich auf der Straße vom Bahnhof, die noch so steil bergab geht, super gebremst hab, als ein Arschloch in meine Fahrspur kam, weil auf seiner ein riesiger Laster stand - und der Witz war noch, dass der mich angehupt hat. Da haben wir zu dritt über den gelacht. Ich eher aus Nervosität und Freude, dass ich so schnell auf diesen Schwachkopf reagiert hab.
Jedenfalls hat die Prüferin nie gelächelt. Nicht mal, wenn ich mich selbst mit "okay" und "schon gut" leise beruhigt hab - was mein Fahrlehrer schon während der Fahrstunden leicht belustigt wahr genommen hat. Wenn ich nachgefragt hab, ob ich jetzt rechts lang fahren soll oder nicht, wirkte sie schon fast genervt. Whoa, sorry, dass ich nervös bin und nicht falsch lang fahren will.
Und dann saß sie da hinten im Auto, mit ihrem  klischeehaften Klemmbrett in den Händen, mit lauter wichtigen Papieren und einem Kuli, Brille auf und wieder dieser gottverdammte, herabgelassener Blick. Hätte ich jegliche Flüssigkeiten in meinem Körper, hätte ich sie damals bestimmt verloren.
Ich war komplett fertig. Mein Bauch war am Rumpeln. Mein Kopf schwirrte mir. Mein Körper war super darauf vorbereitet, einen Wasserfall aus meinen Gucklöchern zu sprühen. In meinen Ohren rauschte Blut. Das Atmen fiel mir schwer. Der übliche, stereotype Anfall von Panik, mein Freund und Lebensbegleiter.
Währenddessen hat die Prüferin weiter geredet. Irgendwas von Schwächen und Stärken oder so.
Plötzlich gratuliert sie mir, überreicht mir den samtenen Zettel für das Begleitete Fahren ab 17 und lächelte!!!
Und ich Dussel hab geschworen, dass sie mir nach dem schussligen Lenkradeinrasten eine Ohrfeige verpasst. Eine metaphorische Ohrfeige.
NOPE!
Auf einmal war da dieser Zettel, mein Name, meine krakelige Unterschrift und das tatsächlich vorhandene Lächeln dieser Frau! Sie hat sogar bewiesen, dass sie Humor hat: Mit diesem Zettel können Sie bis zu Ihrem 18. Geburtstag in Begleitung fahren und danach ihren tatsächlichen Führerschein abholen. Also, ab morgen. Und danach hat sie tatsächlich leise gekichert.
Ich stieg aus, trat näher zu Papa und Xenia, die inzwischen beim Auto standen, und zeigte den Zettel.
Ich hab bestanden, hab ich gesagt. Und dann gekichert. Und anschließend gelacht.
Xenia hat gejubelt, ich bin in Papas Arme gefallen und hab danach von meinem Fahrlehrer Glückwünsche bekommen, von Uli gratuliert bekommen (Und du hast noch vorher geheult! Heul jetzt - vor Freude!) und die Prüferin hat mir zugenickt.  
Schön, nicht wahr?
Ich kann bis heute nicht glauben, dass ich den Lappen bekommen hab. Nicht, weil ich so dermaßen schlecht gefahren bin. Obwohl ich das bin.
Sondern weil ich krank gefahren bin: Fieber, Bauchrevolte, Schweißausbrüche. Zuhause kam das Kotzen wieder.
Ja, genau: nach der Prüfung lag ich fast eine ganze Woche krank im Bett.
Fieber bis fast 40 Grad, das einfach nicht sinken wollte. Appetitlosigkeit. Reiher-Anfälle. Bauchkrämpfe. Am nächsten Morgen war es aber besser. Warum?
Weil ich Geburtstag hatte. (Apropos Geburtstag, Jewels hat einen atemraubenden Post geschrieben. Ich bin immer noch sprachlos deswegen und fange wieder an, flach zu atmen.)
Alle kamen ganz vorsichtig und behutsam rein, aus Angst mich zu überfordern - bin nämlich trotzdem mit Fieber aufgewacht - und haben mich beglückwünscht. Blumen, schöne Ohrringe, Sonnenbrille, Süßigkeiten. Und ich konnte nur schwach lächeln und zurück ins Bett fallen.
Wir haben deswegen lange überlegt, ob wir zum All-you-can-eat-Buffet in Bad Orb fahren sollten oder nicht. Und ich sagte ja. Und ich aß voller Angst vorm Kotzen. Suppe, Hühnchen, Sushi.
Schweißausbrüche, Bauchkrämpfe und anschließend das Übergeben auf dem Klo, weil ich nicht auf der Rückfahrt aus dem Auto springen wollte, um das Auto nicht zu beschmutzen. Warum ich das alles so offen erzähle? Um angewidert sagen zu können: Du willst niemals Sushi hochwürgen. Niemals.
Abends, als ich wieder im Bett lag, kamen alle wieder rein - mit einem Kuchen, der mit Schokolinsen verziert war. Während ich die Kerzen ausgeblasen hab, hat Kiana die besagten Linsen vom Kuchen gemopst und verschlungen. My niece.
Irgendwann fuhr Xenia mit Kiana weg. Dann fuhr Tori heim. Und ich ging krank zu Uli, um zu fragen, wo ich meinen tatsächlichen Führerschein abholen kann. Erst mal folgten peinliche nachträgliche Geburtstagswünsche und eine Gratulation von einer Bekannten für die bestandene Prüfung. (Ich sag zwar brav Danke, aber ich glaube es immer noch nicht!)
So fuhren Papa, Mama und ich am folgenden Montag zur Führerscheinstelle, nur um dort zu erfahren, dass mein Führerschein noch nicht fertig ausgestellt ist und der mir nach Hause geschickt wird.
Danach fing eine ätzende Woche an: räum dies auf, räum das auf. Bevor wir nach Berlin gefahren sind, habe ich die Küche ausgemistet, den Schuhschrank aufgeräumt, den Badezimmerschrank intakt gebracht. Sogar meine Schuhkartonsammlung, die die Hälfte meines Zimmers ausmacht, geordnet. Mother of god.
Anschließend Sachen gepackt, das Auto mit Koffern überfüllt, Mucho mit seinem Käfig neben mich gesetzt und Tori abgeholt, nur um weiter nach Berlin zu düsen, wo wir ein paar Tage bei Xenia und Georg gewohnt haben, denn dann ging's nach Türkei. Okay, es wurde geflogen.
Mein erster Flug seit zwölf Jahren! Und ich hab geschlafen.
In Türkei war es super heiß. Das Hotel war super. Das Meer einfach atemberaubend.
Gleich am ersten Tag einen Sonnenbrand am Rücken bekommen, weil ich vor lauter Babysitting mich nicht eingecremt hab. Dafür im Sand gespielt, mit den Wellen geschwommen, im Wasser Ballfangen gespielt, Kiana provisorisch schwimmen beigebracht.
Außerdem waren Papa, Georg, Tori und ich auf einer Jeep-Safari: alte, dreckige Jeeps, Touristen aus verschiedenen Ländern, lustige Wasserschlachten zwischen den Jeeps, holländische Beleidigungen gelernt (What does "hegx" mean? - Hahaha, "big cock"!), ein Chamäleon auf der Hand gehabt (die sind ja so putzig) und jemanden gesehen, der stark wie Ian McKellan aussieht. Leider wurde ich von Franzosen bei der Wasserschlacht erwischt. Dafür hab ich mit den Engländern geredet und die haben mich super verstanden.
Ein paar Tage später eine Quad-Safari mit der selben Besetzung, aber mit weniger anderen Teilnehmern. Der Ian McKellan hat uns abgeholt, eingewiesen und uns mit zwei Quad Guides und einem Paparazzo los geschickt. Ich fuhr direkt hinter dem ersten Guide und Tori hinter mir.
Die hat andauernd gerufen, ich solle schneller fahren. Dann hat sie mich überholt. Und kurz darauf ich sie. Während ich hinter dem Guide fuhr, ist Tori stecken geblieben. Zweimal, sodass sie am Ende, naja, am Ende der Reihe fuhr.
Inzwischen hab ich Vertrauen gewonnen und fuhr direkt hinter dem Guide. Kein Bremsen, ständig am Beschleunigen, sogar in den Kurven. Erst als wir am Strand eine Pause eingelegt haben und Papa zu Georg gegangen ist, der hinter mir fuhr, und gesagt hat, wie schnell und gekonnt ich fahre. Sogar der Guide hat mir einen hochgehobenen Daumen gezeigt.
Außerdem gab's eine Bootstour. Da angehalten zum Schwimmen. Dort angehalten zum Schwimmen. Schwimmen im Meer, weit von einem Strand entfernt. Gruselig und toll! Ich war bloß total fertig danach.
Es gab sogar ein Fotoshooting, was ich aber nicht toll fand. Ich hasse Fotos von mir. Vor allem wenn ich zum Lächeln gezwungen werde. Und am selben Abend hat mich ein Kellner gefragt, ob ich nicht was mit ihm trinken wolle. Ich hab mich voll verarscht gefühlt - mich hat noch nie jemand gefragt und dann fragt der mich, obwohl er mich seit Tagen beim Fressen gesehen hat. Ja, Fressen. Ich liebe den Käse dort.
Aber hey! Ich bin braun geworden! Meine Beine waren noch nie so dunkel. Und am ersten Schultag mit "Man bist du braun geworden!" begrüßt worden. Yeah. ;)
Aber vorher von Berlin nach Tortuga gefahren und dabei Mucho beinahe gegrillt. Als wir aus dem Auto ausstiegen, um etwas essen zu gehen, war es noch kühl. Doch als wir zurückkamen und ich die Autotür aufgemacht hab, saß Mucho mit gespreizten Flügeln und offenem Schnabel - hechelnd. Halben Herzinfarkt und einem Schälchen Wasser für Mucho später saß er wieder singend im Käfig.

Mein erster Schultag war scheiße. Ich hab kaum jemanden getroffen - und wenn, dann war ich Smalltalk-Genie tot.
In Englisch gelabert. In der Doppelstunde Geschi war ich geistig abwesend. Bio war zum Totschießen: 15 Minuten nach Unterrichtsbeginn war nicht mal die Hälfte des Kurses da.
In Mathe haben wir bloß unsere Bücher geholt und durften dann gehen, wegen einer spontanen Probe für unsere Abi-Mottovorstellung am Freitag.
Übrigens, mein Stundenplan ist scheiße. Ich muss Info abwählen, was mich weniger belastet. Aber ich bin jetzt geplagt, ob ich nicht PW doch noch abwähle oder einfach nur wechsle. Aber tendiere zurzeit zum Wechseln.
Dann hab ich montags acht Stunden. Mittwochs drei Stunden, dabei zur dritten und die vierte ist eine Freistunde. Donnerstags zehn Stunden. Freitags die ersten zwei, dann vier Freistunden, anschließend zwei Stunden Bio - nachmittags. Kill me.
Da bin ich verdammt froh, dass ich den Führerschein jetzt hinter mir habe. Auch wenn ich deswegen jetzt offiziell alt bin. :)

(btw: Hab gestern aus Jux meinen möglichen Abi-Notenschnitt berechnet. Wenn ich bei meinen jetzigen Noten bleibe, krieg ich einen Schnitt von 2,1 - wenn's mieser läuft 2,2. Aber wenn ich mich richtig rein steiger, dass heißt meinen Englischtutor verprügele, wenn er mir meine 13 Punkte wie letztes Halbjahr nicht gibt (weil ja schon jemand 13 Punkte hat aber HEY vergleicht euch nicht!), ich in Mathe mindestens bei 12 Punkten bleibe und ich in Geschi und Deutsch wundersamerweise in der Abi-Prüfung 10 Punkte kriege - ja, dann könnte ich sogar 1,9 bekommen. Krass, oder? Ich dachte immer, ich sei eine 2,7!)

2014/08/21

I hate school because it isn't Hogwarts

[via]


Warum gibt es eigentlich so beschissene Lehrer?

Lehrer, die nicht zu hören.

Lehrer, die zu viel zu hören.

Lehrer, die einen nicht dran nehmen.

Lehrer, die einen dran nehmen, wenn man’s nicht will.

Unfaire Lehrer, skeptische Lehrer, alles-und-jeden-lächerlich-machen-Lehrer.



Eigentlich hab ich überhaupt keinen Grund mich zu beschweren.

In meinem (bisherigen!) Schulleben hatte ich überwiegend gute Lehrer.

Nicht perfekt, nicht die besten, selten richtig gut – aber „aushaltbar“.

(Auch wenn ich einigen von denen liebend gern den Kopf abgebissen hätte. Oder mit Kacke beworfen. Oder sie auf ein Nagelbett geworfen.)

Meine erste Englischlehrerin am Gymnasium war Gold wert.

Streng, aber nicht zu streng.

Lieb, aber nicht zu lieb.

Genau perfekt, um eine Fremdsprache vollends zu lernen.

Du warst nur ein Lieblingsschüler, wenn du es auch verdient hast. Immer fair, immer gerecht.

Alle haben sie geliebt. Einfach alle. Selbst wenn man in einer Arbeit schlechter abgeschnitten hat als sonst – „tja, dann hätte ich besser lernen sollen.“

WO ZUR HÖLLE HÖRST DU SOWAS NOCH? Nirgends.

Meine Französischlehrerin. Eigentlich die pure Hölle – alt, konservativ, leicht senil würde ich sagen, leicht rassistisch. Irgendwie eine Umbridge. Weil die Frau ebenfalls so ekelhaft mädchenhaft war.

Aber du hast gelernt! Widerwillig und aufgestaut mit blankem Hass – aber du konntest jegliche Verben konjugieren, das Textbuch verstehen und selber einen kleinen Text verfassen. Ich hab Vokabeln gebüffelt! ICH! Sowas mach ich nicht. Meine Spanischvokabelbox fass ich nur noch beim Staubwischen an – wenn überhaupt.

Ihre Arbeit hab ich aber erst später schätzen gelernt – und zwar als ich einen alten, senilen Wrack als Lehrer in dem Fach bekommen hab. In diesem Jahr hab ich sämtliche Vokabeln und so gut wie die ganze Grammatik vergessen. Nicht zu vergessen, dass wir erst einen Test über die neue Zeitform schreiben – und erst danach lernen, wie man diese bei Verben anwendet! Weil baise la logique!

Ein weiterer destruktiver Lehrer war ein Jahr lang mein Englischlehrer. Die Vokabeltests waren für den Arsch, die Klausuren waren für den Arsch, der Unterricht war für den Arsch. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben eine Drei in diesem Fach auf dem Zeugnis.  

Aber kein Fach war jemals so eine Achterbahnfahrt wie Bio.

Anfangs einen netten, guten Lehrer bekommen – der sich aber über deine falsch formulierten Sätze tot lacht und wenn du ihn mal missverstanden hast, tja, dein Pech.

Dann hat seine Referendarin übernommen. Ängstlich, nervös, bemüht professionell. Nicht wegen uns – wegen dem Lehrer. Sein Blick war die Ursache für die erstarrten Tiere in der Biosammlung – von wegen präpariert.

Irgendwann war da eine andere Lehrerin. Faul, emotionslos, ständig fehlend. Unfair, strikt, hört auf niemanden. Durchschnitt der Klausuren: drei-irgendwas. Oder niedriger.

Mit dem nächsten Lehrer ging’s nicht besser. Unmögliche Anforderungen, seltsame Unterrichtsmethoden, viel zu unterstufenhaft. Auch meh.

Und dann kam meine geliebte Frau Heil! Plötzlich war ich wieder gut in Bio, sodass mir das Fach wieder Spaß gemacht hat. Sogar einige Sachen an der Tafel erklärt – fehlerfrei.

Und jetzt?

Nach jeder Klausur bei „Denzel Crocker“ die Furcht vor Negativ. Ständig vermeintlich lustige Scherze wie „Also null Punkte sind sicher!“ und der Wunsch nach einem Glas Scheuermilch (oder welches Putzmittel dich auch umbringt) zum Trinken während des Unterrichts. Nichts, wirklich nichts ist für ihn gut genug. Keine Kopien für uns, weil es ja sonst Copyright-Probleme gäbe. Und wenn er was kopiert, dann auf die falsche Seite.

Wenn ich mal in seinem Unterricht nicht eindöse – weil ich schon vor Wochen aufgegeben habe und seitdem nicht mitkomme – dann mach ich mit. Ich diskutiere, überlege, widerlege, usw.

War das ein guter Beitrag?

„Also… hm… naja… ja… mh… äh… oh… so gesehen… uh…“

Eine halbe Stunde später – nachdem er diesen „Äh“-Schwall endlich ausgedrückt hat – kommt die Enttäuschung: „…äh… also mir hat was Kleines gefehlt!“

Und was?

„Ach, vielleicht weiß es ja jemand anderes!“

Nope.

Und obwohl ich mich mehrmals lauthals beschwert hab und auch beim Studiendirektor war, um zu fragen, ob ich wechseln kann, bin ich noch da. Denke ich. Ich war nicht mehr beim Studiendirektor.

Jedenfalls hat mir der „Lehrer“ (Witzfigur trifft es eher) eine gute Note gegeben. Um mindestens eine ganze Notenstufe besser als gedacht. Weil ich ja „mündlich so gut“ sei. Dabei hatte ich die letzten Wochen geschlafen.

Also, hm, ja… Logik? Wo bist du?

Aber nichts toppt Chemie: mit einem lustlosen Lehrer angefangen – und dann mit dem strengsten Chemie-Lehrer weitergemacht. Höchstens ein Viertel der Klasse kam mit Ach und Krach weiter – der Rest lag auf der Bahn, ahnungslos und verloren. Denn egal was du gemacht hast, es war falsch.



Und jetzt sitze ich hier, bin sauer auf so manche Lehrer, weil die mir nicht die Note gegeben haben, die ich eigentlich wollte, oder weil sie einfach blöd sind.

Aber eigentlich bin ich richtig glücklich, vor allem wenn ich an zwei Lehrer denke: an meine Mathe-Lehrerin und meinen Reli-Lehrer.

Weil mir Herr Truss das Fach als einziger Reli-Lehrer näher gebracht hat und offen damit umgeht, dass die Religionen nicht immer gut sind.

Und weil Frau Heil alles super erklärt und bei Problemen immer aushilft.

Außerdem hab ich da eine Eins, was mich sehrsehrsehrsehrsehr glücklich macht.



Ja.

Also.

Keine Texte über die Schule während der Ferien. Vor allem nicht um die Zeit.