2014/06/29

6 Jahre in Merkels Neuland

Ja, ich weiß, der Merkel-und-das-Neuland-Witz ist soooooo alt.
Aber als mir mein web.de am 18. Juni 2014 verkündete, dass ich nun seit sechs Jahren deren Kunde bin, ist mir die Kinnlade runtergefallen.
Sechs fucking Jahre!

Äh... bitte was?

Ugh, ich bin seit sechs Jahren im Internet, duh!
Denn meine erste Internetseite war web.de, denn (wie Tori mir das sagte) ich bräuchte eine E-Mail-Adresse, um mich im Internet zu tümmeln.
UND JETZT SAGT ES MIR, DASS ICH SCHON SO ALT BIN.  *wimmer*

Kurz bevor ich zwölf wurde, am Beginn der ersten Sommerferien vom Ozean-Gymnasium, fasste ich den Entschluss: ich brauche SchülerVZ, um mit meinen Freunden in Kontakt zu bleiben!
So im Nachhinein wünsche ich mir, ich hätte es nicht gemacht. Egal.

Ich war auf SchülerVZ, Facebook, formspring, Schüler.CC, spickmich, blogger.com, tumblr, undundund... ich weiß gar nicht mehr, wo ich sonst noch überall war. (Und ja, ich lösche mich, bevor ich die Seiten verlasse.)
Ich habe Internetmobbin hinter mir, VZ-Gezicke, Facebook-Gekabbel und was man sonst so unfreiwilig erlebt.
Viele Internetfreunde und -feinde gemacht, mit einigen ein abruptes Ende gefunden, mit manchen noch am Schreiben.

So vieles Neues gelernt im Internet, das mit später nicht nur im Informatik-Kurs, sondern auch Zuhause geholfen hat. Wenn ich zum Beispiel Papa an seinem PC helfen sollte. Oder als ich selber mal etwas schaffen wollte.

Auch wenn ich finde, dass das Internet sowohl ein Fluch als auch ein Segen ist, bin ich doch sehrsehrsehrsehrsehrsehrsehr froh, dass es das gibt.
(Sonst hätte ich gar kein Leben.)

Mal sehen, wie ich in weiteren sechs Jahren darüber denke.

2014/06/26

Vergiss Goethe! Schiller war dichter!

Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Damon, den Dolch im Gewande,
Ihn schlugen die Häscher in Bande.

Ja, wer kennt denn diese wunderschöne Ballade nicht!?
Bevor ich nachzähle, dass sich sieben Leute gemeldet  haben: ich kannte sie nicht, bevor wir sie aufgeführt haben.

*insert loud and annoying intro with changing fonts and disturbingly happy techno music, thank you*

Falls sich niemand dran erinnern kann: ich bin Mitglied von Spielfieber, der Theater AG des Ozean-Gymnasiums.
Dieses Jahr sollte es besonders spannend werden, da ganze fünf unserer wichtigen Darsteller der vergangen Jahre mit einem Schlag weg waren. Curse you, Abitur!
Aber nicht nur die Abwesenheit meiner Schwester und dem Chaos-Paket allgemein war beim ersten Treffen in der zweiten (glaube ich jedenfalls) Schulwoche nach den Sommerferien auffällig.
Nö, das war in dem Moment eigentlich komplett untergangen, denn wir hatten einen großen Ansturm an – wie Sebastian sie genannt hat – Anwärtern. Die große Mehrheit war aus der Jahrgangsstufe sieben und alle von denen waren Mädchen. Die restlichen Neulinge waren schon mehr oder weniger vertraute Gesichter und insgeheim schon fest eingeschrieben.
Flora zum Beispiel wollte schon seit letztem Jahr rein.
Jantje, Sebastians Freundin, kam auch hinzu und brachte ihren kleinen Bruder Ruben aus der Achten mit.
Saskia, die schon mal die Schminke gemacht hat, kam auch rein, und Theo, unser Lichttechniker vergangenen Jahres, ebenfalls.
Jan und Tüti, die nach „Bang! Bang!“ ein Jahr Pause gemacht haben, waren auch wieder da.
Mein persönlicher Favorit der Neuankömmlingen?
Franka.
Hahahahahahaha, nein!
Schon im letzten Schuljahr habe ich ihm die Theater AG schmackhaft gemacht, indem ich ihm von den Proben und der tollen Stimmung innerhalb der Gruppe erzählt habe. Als der uns dann auch auf der Bühne sah, wollte er ebenfalls ein Teil werden.
Von wem ist die Rede? Genau, vom Bio-Mathe-Heini aus Cambridge: Marvin!
So hab ich ihn dann an dem Mittwoch nach Sport mit in die Aula genommen, wo wir übrigens zu spät ankamen mit meiner super Entschuldigung: „Irgendjemand muss ja Bobs Part übernehmen!“
Kiwi hatte uns schon vorgewarnt, dass jede Menge Siebtklässler ankommen würden. Da wir nicht alle aufnehmen konnten (und ich persönlich nicht wollte, höhö), war eine vorgespielte Therapiesitzung geplant.
Also saßen wir alle in einem riesigen Stuhlkreis und Kiwi fing an uns zu begrüßen „zum ersten Treffen der Selbsthilfegruppe des Ozean-Gymnasiums“. Nach und nach hat sie uns gebeten uns vorzustellen, mit Name, Alter, Klasse und Problem, wobei sie erst auf Theo zugriff, der – falls ich mich richtig erinnere – ein Alkoholproblem hat, bis hin zu jemanden (war es Tüti?), der tote Menschen sehen konnte. Als dann ein paar der neuen Mädchen gefragt wurden – die sich allesamt mit „Ich heiße So-und-so bin so-und-so-viel Jahre alt und äh…(abruptes Ende)“ vorgestellt haben – hab ich nicht damit gerechnet, dass ich dran genommen werde und habe mir (nicht ganz so) heimlich ins Fäustchen gelacht.
Na, ätsch. Kiwi hat mich genau dann dran genommen.
Also bin ich aufgestanden, allen hallo gesagt und hab mich ganz haptisch vorgestellt („Hallo, Alex“, hat dann Kadda geechot… das war herrlich!) und Marvin noch schön nach der Formel unsres Jahrgangs gefragt (die lautet übrigens Q12) und dann allen meine Leidensgeschichte erzählt:
Seit Jahren höre ich nämlich Stimmen in meinem Kopf, die sich alle untereinander streiten, da die mir alle was anderes zu sagen haben, zum Beispiel dass ich dies machen soll und jenes sagen soll. Das Problem daran sei, dass ich nicht unterscheiden kann, ob es wirklich die Stimmen in meinem Kopf sind oder ob es mir jemand wirklich sagt, sodass ich manchmal mit mir selber rede – „so wie jetzt auch gerade, schätze ich“ – oder anderen nicht zuhöre, sie aber dann unterbreche, wenn nicht gar anschreie, weil die Stimmen mir das sagen. Ich kann also Realität mit Kopffantasien nicht unterscheiden.
Nachdem sich noch mehr Personen vorgestellt haben, löste Kiwi die Gruppe auf und klärte die Situation: um zu sehen, wie die Anwärter auf diese kleine Inszenierung reagieren würden.
Um nicht lange Namen zu lernen, bekamen wir alle einen herzförmige Zettel, auf dem wir unseren Namen schreiben sollten (ich hatte zum Schluss zwei, da Tüti mir „ihr Herz geschenkt“ hat – awwwww, ich weiß!). Es folgte die typische Laufübung mit „jetzt läuft ihr auf Eis… jetzt auf spitzen Steinen“ und kleineren Impro-Übungen, mit denen Kiwi sich die besten der Siebtklässler rauspicken wollte.
Somit hatten wir dann sechs Siebtklässlerinnen, deren Namen ich erst gut eine Woche vor der Aufführung gelernt hab. #NoShame

Es folgte dann die Zeit, in der wir uns ein Stück aussuchen sollten, wobei einige schon letztes Jahr verworfen wurden, weil die einfach nur hirnlos sind. („Brettanien“ ist kein bisschen lustig! ES IST EINFACH NUR DUMM.)
Irgendwie, irgendwann kamen wir auf „Die Bürgschaft“ von Schiller, nur als Stück umgeschrieben. Es war… okay. Es war wieder ein ganz klassisches Stück, mit normalen Regieanweisungen und klaren Dialogen. Es ist halt eine Komödie.
Ich hab das Stück lange vor mir hergeschoben. Mal musste ich lernen, dann war da ein Referat, dann wiederum war ich krank, etc.
Bis es irgendwann hieß, dass wir uns für eine Rolle bewerben sollten. Aber selbst da hab ich mir dann nur angeschaut, welche Rollen am Anfang  verzeichnet wurden.
Im Grunde genommen hab ich mir die Rolle nicht wirklich selbst ausgesucht. Es war Marvin mit der Unterstützung von Kadda und Tüti.
Denn „Fanny“, Beppos Frau, war richtig tough und herrisch. Im Grunde genommen hat sie den höchsten Status, trotz der Rolle des Tyrannen. Das Beste? Marvin wollte Beppo spielen – da haben dann alle zugestimmt, dass wir beide das perfekte bittere Ehepaar sind.
Die männlichen Rollen wurden sowieso am besten verteilt, weil sich eigentlich so gut wie alle geeinigt haben, wer wen spielt – nun, nicht ganz.
Es gibt da Damon, der den Tyrannen umbringen soll; den Tyrann; „Puma“, der dann später „Hugo Boss“ umbenannt wurde; ein Wassermann und Beppo.
Ruben wollte den Wassermann machen – kein Ding.
Sebastian wollte Damon übernehmen – auch klar.
Jan sollte der Tyrann werden – Daumen hoch.
Doch dann wollte Theo Beppo machen. Aber am Ende war dann doch Marvin Beppo – und Theo Puma/Hugo Boss, obwohl er sich anfänglich nicht in der Rolle sah, dabei passte sie ihm perfekt.
Die sechs Hofräte des Tyrannen waren nach der Größe sortiert: Jantje, Nora, Kadda, Mansi, Lea und Anne-Julia – und jede einzelne von ihnen war ganz originell, auch wenn jeder von ihnen ein weißes Oberteil und ein blaues Tuch zum Kennzeichen der Hofräte trug.
Jantje als Hofrat 1 war schlicht angezogen in ihrer weißen Bluse, ihrem beigen Rock und den Pumps. Das blaue Tuch war bei ihr eine Art Krawatte.
Nora war die Bitch der Gruppe: weinroter, enger Rock; weißes, hochgekrempeltes t-Shirt, rosa High-Heels und an ihrer Tussi-Tasche das blaue Tuch als Schleife. Nicht zu vergessen die roten Lippen und jede Menge Rouge!
Kadda war der Hippie – so trug sie ihre bunten Chucks, meine bunte Hippie-Hose, eine weite, weise Bluse aus dem Fundus und das Tuch als Kopftuch. Ihre Augen hat sie komplett bunt geschminkt.
Mansi war ein Abklatsch von Jantje, da sie der ersten Hofrätin hinterher eifern soll. So war auch sie leicht „bürokratisch“ angezogen, gleichzeitig aber auch sehr streng, da sie nicht dieselbe Autorität wie Jantje hat und dies mit ihrer Strenge ersetzt.
Lea war eher sportlich unterwegs mit ihrer Leggings und dem weißen Top; das blaue Tuch war bei ihr ein Gürtel.
Anne-Julia war dann „die süße Kleine“ in hellen Tönen; auch bei ihr war das Tuch eine Art Gürtel.