2013/09/03

ein knapp vier Jahre alter Text

Wenn man mich im richtigen Leben sieht, kann man vieles feststellen. Dass ich oft laut und frech werde und es manchmal dazu kommt, dass ich die Decke panisch anschreie. Dann bin ich oft sehr ruhig und starre ins Nichts, mit Augen, die nichts zu verkünden scheinen, aber in Wirklichkeit viel Scheiße zurückhalten. Oder ich sitze einfach da, total gelangweilt, im Kopf an einem Ort, wo alles schön ist.
Man könnte von Weitem meinen, ich sei stark, weil ich eigentlich immer lache oder schief grinse, manchmal mitten im Unterricht anfange zu schmunzeln oder irgendetwas Witzige mache, wenn jemand schlechte Laune hat, und darauf scheiße, ob’s eben peinlich war oder nicht. Ja, ich bin selbstbewusst, weil ich sehr oft mal eben den Freak spiele. Okay, eigentlich bin ich ein Freak. Und weil ich mal eben meine Meinung sage und mich dafür nicht schäme. So wie ich manchmal nach einer falschen Aussage plötzlich „UPS! Tut mir Leid!“ lache, während mich die meisten dann verstört angucken, weil ich nicht den Schwanz einziehe, weil es grad eben peinlich war, nein, sondern weil ich darüber lache, mich über mich selbst lustig mache. Ich mag – man kann es manchmal auch als lieben definieren – mich, so wie ich bin, aber trotzdem bin ich mein schlimmster Feind. Denn meistens bin ich selber Schuld, wenn ich im Schlamassel sitze oder jemanden vergraule. Ich bin selber Schuld, wenn irgendetwas schief läuft. Ich sabotiere mich selbst.
So viel dazu.
Eigentlich bin ich stark. Schließlich ist es mir egal, wenn jemand, den ich nicht kenne, mich angeekelt anstarrt, oder jemand aus der Schule mich böse anfunkelt. Es ist deren Problem, wenn sie was gegen mich haben und nichts dagegen unternehmen, nicht meines. (An dieser Stelle muss man sich mich vorstellen, wie ich mit den Schultern zucke und mimisch und gestisch zeige, dass es mir vollkommen wurscht ist.)
Aber ich hab Schwächen. Und Narben, die man zwar nicht von außen sieht, aber die tief im Gedächtnis und auf der Seele sitzen.
Zum Beispiel merkt man nicht auf Anhieb, dass ich Angst vor all zu viel Nähe habe. Immer, wenn ich kurz davor bin, mich mit jemand richtig eng anzufreunden, mit dem man Geheimnisse und Wünsche teilen kann, dann sabotiere ich mich selbst. Ich mach irgendetwas Dummes, sage etwas Dummes oder bin einfach die Dumme.
Bei Jungs ist das noch schlimmer; da werde ich extrem verzweifelt – und wenn jemand noch behauptet, wir wären ein Paar, bin ich vollkommen hilflos.

Wieso habe ich kaum Freunde? Richtige Freunde?
Nicht einfach nur Leute aus der Schule, die mich gespielt nett anlächeln, wenn ich sie kurz betrachte.
Ich will, dass sie mir ehrlich zurücklächeln. Oder wenigstens ehrlich böse gucken.
Klar hab ich Leute aus meiner Klasse und Jahrgang, auf die ich mich verlassen kann.
[…]
Komischerweise sind das alles Personen, mit denen ich eine gewisse Ähnlichkeit habe. Nicht vom Aussehen. Aber vom Hobby oder der Art und Weise oder der Vorlieben.
Trotzdem fühle ich mich so oft allein und unbeholfen.
Wie zum Beispiel im Konfi-Unterricht. Ich kam zwar mit eigentlich jedem ziemlich gut zurecht, aber hatte nie jemanden, der wirklich hinter mir stand oder mich verstand. Keiner wusste, wie ich bin, konnten sich nicht an mich gewöhnen, da man sich nur einmal in der Woche sah, und wurde immer verstört angestarrt, wenn bei mir mal wieder die Sicherungen durchgebrannt sind.
Oder wenn die Leute, die ich oben aufgezählt habe, nicht in meiner Nähe sind.
Als Jenny zum Beispiel nicht da war, fühlte ich mich verloren.
Das liegt vielleicht daran, dass ich nie wirklich gelernt habe, mit normalen Leuten oder Leuten, deren Meinung ich nicht wirklich schätze, zu reden. Es kostet mich immer noch Überwindung zu Personen aus anderen Klassen zugehen und mich mit ihnen zu unterhalten, da sie über Dinge reden, bei denen ich nur mit weit aufgerissenen Augen zuhören kann. Während sie also über Alkohol, Ex-Freunde, Partys und wilder Knutscherei reden, atme ich nicht. Denn es ist so, als sei ich auf einem anderen Planeten gelandet, dessen Luft ich nicht atmen kann. Was, du hast dich betrunken? Was hast du denn getrunken? Wodka?! Wie kann man denn mit 14 an sowas bitte rankommen? Ah, falscher Ausweis, viel Schminke, ach so, verständlich! Nein, der Kerl hat dich ernsthaft da angefasst? Krass, bin ich neidisch! Und – oh Gott, nein! Dein Freund hat das ernsthaft gesehen und dich daraufhin als Schlampe bezeichnet? Was ein Arschloch! Der verdient ne Ohrfeige, meine Liebe!
Das ist nichts für mich. Für Alkohol fühl ich mich nicht verantwortlich genug, ich hatte noch nie einen Freund oder gar den ersten Kuss, Partys kann ich nicht leiden und unter Rumknutschen verstehe das Ablecken vom Gesicht des anderen.
Okay, ich könnte zwar da stehen und so tun als ob. Aber das wäre gelogen und erfunden. Und das verächtlich ablehnen mach ich auch nicht. Da käme ich mir wie eine Diva vor. Nein, ich möchte kein Bier! Können wir jetzt bitte über meinen Kram reden, den ihr unsensiblen Affen nicht verstehen könnt? Nein, keine Widerrede! Großartig!
Man sehe, ich komme mit sowas nicht klar.
Es ist zwar jetzt nicht so, dass ich andere deswegen in die Hölle schicken würde oder so – nein, schließlich ist es deren Sache, was sie machen. Bloß ich hab ernsthaft keinen Plan, wie ich mich mit denen messen soll. Wenn ich ankomme und mit „Ich hab neun Leser auf meinem Blog!“ prahlen würde, würde man mich in die Klapse stecken. Oder für Voll nehmen.
Deswegen bin ich eher zurückhaltend mit meinen Dingen. Außer bei Leuten, die das über mich wissen.
Es ist beinah so, als würde ich die anderen vor mich beschützen. Nein, freunde dich nicht mit mir an, weil ich eigentlich das totale Opfer bin und wenn  man dich mit mir sieht, bist du ebenfalls eins und wirst nie eine super Zukunft haben, also renn weg, flieh vor mir, bevor uns noch jemand sieht!
Aber ich hab mich damit abgefunden. Ich weiß, dass ich anders bin, und find’s toll so. Die Anderen gibt’s schon, also bin ich Alex und bleib auch so! Egal, ob es jemanden meckern soll.
Aber ich bin jetzt nicht so wie diese ganzen Mädchen, die ihre hirnverbrannten Fotos und Leidensgeschichten im Internet veröffentlichen, alles unter ihren Erst- und Zweitnamen, da sie ja das Einzige, das Originale sind. Ich steiger mich da nicht rein und schreibe überall meinen Namen hin und fange an, mit meinen Werken und sonst was zu bombardieren. Nur auf was ich echt stolz bin, das teile ich manchmal auf Facebook oder so. Sonst ist mein Link für meinen Blog oder für tumblr zwar auf meiner Seite, aber ich teile den Link nicht jede fünf Minuten mit der Aufforderung „LOS! GEH AUF DEN LINK UND GUCK DIR MEINE GEILE SCHEISSE AN! ICH BRAUCHE KLICKS, DAMIT JEDER WEISS, DASS SICH ANDERE LEUTE ERNSTHAFT MEINE SACHEN REINZIEHEN UND ICH SOMIT EIGETNLICH WAS AUFM KASTEN HABE!“. Wenn jemand auf meinen Blog stößt: Hey, cool. Wenn du magst, bleib hier. Wenn’s dich langweilt (so wie mich manchmal), ich hab da paar Links, die zu anderen, coolen Seiten führen. Und nein, da lauern keine Viren oder Trojaner, keine Sorge. Und ja, meine plötzlich Freundlichkeit verunsichert mich auch gerade zutiefst. Vergessen wir es einfach, okay? Danke.

Was ist dann eigentlich mein Problem?

[...]

Man, wieso schreib ich bloß so einen Scheiß?


Ich weiß nicht, ob ich die ausgelassenen Punkten doch füllen sollte. Irgendwie sind sie ja gut und hochmelodramatisch geschrieben, beinhalten aber auch zu viele Informationen und Provokation.