2012/07/27

Rückblende: Ferienanfang bis heute

Der Urlaub in Spanien war ganz schön, Bilder sind hier zu bestaunen, und ja, ich musste Spanisch sprechen.  Zwar hauptsächlich beim „Shoppen“ (und das waren eintrainierte Vokabeln, höhö) und an den letzten zwei Tagen, weil Mama unserem lieben ich-lass-sie-in-den-Speisesaal-Typ erzählt hat, dass ich geschlagene zwei Jahre Spanisch gelernt habe, während er mit Spanisch aufgewachsen ist. Sprich: Am Ende haben wir uns über schlechte Lehrer und das Schulsystem unterhalten (Gottseidank auf Deutsch!). Und einmal, wirklich nur einmal, musste ich mein Fünkchen Französisch verwenden, weil ein Verkäufer aus Marokko war. Nachdem ich mich blamiert habe, habe ich mich extra für das Wiedersehen vorbereitet.
Am Strand habe ich mir meine Fußsohlen verbrannt und wurde am zweiten Tag von einer riesigen Welle von einem Felsen weggespült – und hab als Andenken eine feine Narbe am Daumen behalten.
Ich war mehrmals auf dem Weg des Lebens – ein Rundgang um ein Privatschloss direkt am Strand. Dort hab ich auch kleine Krabben und einen Gecko gesehen – und am frühen Morgen Obdachlose. :/
In Barcelona hab ich Papageie, die mit Möwen und Tauben abhängen, gesehen – haufenweise Papageie, auch noch schlau und hinterhältig!
Die Rückreise hab ich übrigens beinahe komplett verschlafen :D


Taizé war für mich eine gute Zeit. Teilweise super, aber nicht alles perfekt.
Die negativen Sachen will ich auch erst gar nicht erwähnen – mein Gott, wer will schon über die Zustände der Toiletten und Klos wissen?
Aber die positiven Dinge dieser Woche möchte ich natürlich „auf ewig“ festhalten (okay, aufschreiben):
Der Gottesdienst ist total schön. Jeder sitzt, alle sind ruhig, Kerzen leuchten, Ikonen hängen an den Wänden, viele Lieder werden gesungen. Nicht nur, dass das Gesangsbuch schöne Texte enthält, nein, sondern auch in unterschiedlichen Sprachen – von Englisch bis Litauisch. Nicht zu vergessen die zehn Minuten Stille. Da kann man so gut nachdenken!
Die meisten Brüder, die ich kennen lernen durfte (egal ob persönlich oder aus den Berichten andrer) sind extrem cool drauf – trotz der Tatsache, dass sie Geistliche sind, was ja bei vielen (auch bei mir) sofort ein Vorurteil (= langweilig) hervorruft.
Das Essen war größtenteils lecker, nur einmal habe ich mich zum Essen zwingen müssen – aber Geschmäcker sind unterschiedlich, nicht wahr? Was ich besonders witzig (und gleichzeitig traurig) fand, war die Tatsache, dass es nur Löffel gab. Keine Gabeln, keine Messer – nur Löffeln. Wieso? Weil (glaub ich) 2004 Bruder Roger während eines Gottesdienstes erstochen wurde und seitdem gibt es nur noch Löffel. Außerdem gibt es keine Becher, sondern Schüsseln – und das Wasser kommt aus einem Art Springbrunnen (keine Ahnung, wie ich das nennen soll); das Wasser schmeckt leicht nach Chlor und wenn man zu viel davon trinkt, wird einem, tja, schlecht.
Oyak war auch cool – jeden Abend sowas wie „Party“, mit Cidre, heiße Schokolade und natürlich so Spielen wie Funky Chicken (Lukas: „Chunky Ficken!“) und Ähnliches. Die Spanier haben auch gerne „internationale“ Lieder gespielt.


Während dieser Woche durfte ich neben Deutsch und Englisch auch Französisch und (jetzt kommt’s) Russisch sprechen – hätte ich nicht erwartet, bin aber (immer noch!) positiv überrascht.
Tatsächlich habe ich viele neue Bekanntschaften schließen können – seien es unsere deutschen Zeltnachbarn oder die aus Litauen stammenden Mitglieder der Bibeleinführungsgruppe.
Das Beste waren immer noch die bescheuerten Abende mit Xenia, Lukas und Theresa. („Hab ich überhaupt ne Hose an?“)
Ach und ich hab einen netten Engländer kennen lernen dürfen, George, dem wir ein bisschen Deutsch beigebracht haben (Mein Name ist George und... Kaff!). Nicht zu vergessen die Franzosin Bettina, die hervorragend Englisch spricht und Deutsch lernt, die Belgierin (verdammte Namen -_- :D) mit dem perfekten Englisch und dem Harry Potter-Typ aus Schweden :D


Und wieso ich das plötzlich alles schreibe, das Negative weglassend?
Theresa hat mich vorhin angeschrieben und ich freu mich immer noch, weil die witzigen, aber auch ernsten Gespräche mit ihr in Taizé toll waren.

So... und heute?
Heute muss ich mich fertig machen (Moment, das klingt, als ob ich mich selber runterziehen würde) meine Tasche packen, denn morgen werde ich um acht Uhr von einer Mitfahrgelegenheit nach Berlin gebracht, wo ich Xenia zur Hand gehen soll. :) 
Ja, ich freu mich. 

2012/07/22

zehn Jahre deutsch

Vor genau zehn Jahren setzte sich meine Familie ins Flugzeug nach Deutschland.
Ich kann mich nicht wirklich an alles erinnern – meine Güte, ich war noch nicht mal sechs Jahre alt – aber ich glaube, die Angst vorm Fliegen hatte ich nicht (falls ich überhaupt verstanden habe, dass wir fliegen).
Ich erinnere mich aber an drei Lager – einen, mit einer schönen Stadt und einem tollen Spielplatz, einen mit weißem Sand und einen mit Wildschweinen im nahen Wald.
Ich erinnere mich an den ersten Deutschsprechenden, der mich veräppelt hat: „Kostet das was?“ – „Ja.“ – „Och nö, jetzt-“ – „Nein, Scherz, es ist kostenlos!“  
An Kirchenglocken und das Lied Bruder Jakob.
An eine weiße Marmorstatue.
Angst, vor dem Wald.
Flurlicht, das automatisch angeht, wenn man in den Flur geht, den ich auszutricksen versuchte.
All das durch den Schleier eines dummen und naiven Kindes.

Ich erinnere mich an den Kindergarten, wo ich Deutsch erlernte und am Anfang erst durch Handzeichen klar kam. Irgendwann war ich selber Dolmetscher für neue, russischsprechende Kinder.
Ich erinnere mich an Teletubbies, Simsalabim Sabrina, der Bär im blauen Haus und vieles mehr.
Wie Tori von einem deutschen Blödmann mit einem Stein abgeworfen wurde.
Ich erinnere mich an Deutschnachhilfeunterricht, an einen „Deutschclub“ und den wunderbaren Hort.

An unsere Wohnung mit unserem orangen Balkon. Meine Barbievilla von Tori gebaut. Unser blauer Aufblassessel.
Mama, die sich für ihr Deutsch schämt, aber trotzdem weiterspricht.
Tori, die Deutsch-LK genommen hat.
Papa, der sich über mein schlechtes Russisch lustig macht.
Xenia, die mich korrigiert.
Wie ich Zeitungen lese, dabei aber keine dieser hohen Ausdrücke verstehe, trotzdem mitfühlend nicke.
An den Vater eines Freundes, der mich ernsthaft gefragt hat, wo genau ich in Deutschland geboren bin – und überrascht war, als ich ihm sagte, ich sei in Kasachstan geboren, woraufhin er mein gutes Deutsch gelobt hat.
Wie ich im Bett sitze, Bücher lese und dadurch anfing zu schreiben – auf Deutsch.

In diesen zehn Jahren habe ich die Geschichte Deutschlands kennengelernt, Papa zu Wahlen begleitet, Fasching gefeiert, ebenso Halloween. Weihnachten nun wirklich immer am 24. Dezember.

Auch wenn ich wirklich Deutsche bin, sehe ich mich als keine an.
Klar, diese lächerlichen Zahlen können ausschlaggebend sein – aber zehn ist für mich klein.
Selbst wenn ich 50 Jahre hier verbringen würde, ich sehe mich immer noch nicht als Deutsche.
Aber auch nicht als Russin oder Kasachin.
Aber das ist mein Problem. 

2012/07/17

Mein Name ist Horst – das L steht für Gefahr

Richtig gelesen: Ich heiße Horst.

Okay, nicht offiziell – ich bin immer noch Alex. Und immer noch bescheuert. So freue ich mich zum Beispiel über neue Namen, egal, ob sie eine tiefsinnige Bedeutung haben oder nicht.
Hauptsache sie sind nicht beleidigend.
Nun, als ich das erste Mal bei der Theaterwerkstatt von Meiningen war, hatte Kevin irgendwann aus heiterem Himmel angefangen mich Horst zu nennen. Wie  er darauf kam* weiß ich nicht (mehr), aber mir war’s egal und ich hörte einfach auf Horst – was für viele, die gerade erst eben meinen richtigen Namen bzw. Spitznamen auswendig gelernt haben, eine Tortur war („Hä, ich dachte, die heißt Alex?“ – „Und ich dachte, Horst sei ein Männername?“).
Auch nach dem Meininger Wochenende behielt ich diesen witzigen, altdeutschen Männernamen.Mittlerweile nennen mich auch einige andere aus unserer Theaterfamilie Horst – weswegen ich mich auch für diesen Namen entschieden habe, als wir uns unsere Spielfieber-Shirts bestellt haben.Jetzt trage ich ein schwarzes T-Shirt, mit der Aufschrift Anführungszeichen-Horst-Anführungszeichen.
Und verdammt, das T-Shirt ist bequem.
 *Aber seitdem habe ich einen Lieblingswitz: Wohin fliegt der schwule Adler? Zu seinem Horst!