Huch, ist das lang her.
Ganz ehrlich: Ich hab keine Ahnung, wann ich das letzte
mal gebloggt hab. Jaja, klar, ich kann auf meinem Blog nachgucken und dann weiß
ich wieder, was für Blödsinn ich verzapft hab.
Um noch eine Wahrheit los zu werden: Es ist so viel
passiert! Und jedes mal dachte ich mir: "Okay, gleich morgen schreib ich
darüber!" Okay. Aber gleich darauf passiert noch etwas und noch etwas und
noch etwas und noch etwas - und ich sitze da, überrumpelt und teilweise
überfordert.
Fange ich mit dem Anfang vom August an: meine letzten
Fahrstunden.
Ich bin oft rumgefahren. Durch die Stadt, durch Dörfer,
auf Landstraßen, auf der Autobahn, durch Engstellen und Baustellen. Mein
Fahrlehrer war begeistert: für den 12. August war ich so gut wie perfekt
vorbereitet. (Und das obwohl ich am Tag vorher sagenhaft gefailt hab. Autsch.)
Und dann kam der 12. August. Mit Bauchweh und einer
halb-schlimmen Panikattacke aufgewacht, sich einmal übergeben und deswegen aus
Angst nicht mehr als ein halbes, karges Brötchen gefrühstückt.
Dann wurde ich abgeholt, gemeinsam mit Fahrlehrer und
Melissa - die ebenfalls Prüfung hatte und eine ehemalige Klassenkameradin ist -
zum TÜV gefahren, dort die TÜV-Gebühren bezahlt, unterschrieben, die letzte
Rechnung von Uli bekommen (für die letzten Fahrstunden usw.) und dann saß ich
draußen auf der Bank und bin halb gestorben.
Mein Fahrlehrer hat mich aufgemuntert, bis er dann mit
Melissa und unserer Prüferin zur ersten Prüfung gefahren ist. Uli, der
versucht hat mich zu beruhigen. Xenia, Kiana und Papa, die etwas später
angefahren kamen, um mir seelische Unterstützung zu leisten (sagt man das so?).
In Papas Armen Angsttränen verdrückt. Auf der Bank schlotternd da gesessen,
besorgt, dass ich nochmal kotze.
Schließlich kam der Moment, in dem das Fahrschulauto mit
Fahrlehrer und Prüferin zurück kamen, ich ins Auto einstieg, mir alles zurecht
gemacht hab und anschließend die Fragen beantwortet hab. Ich muss gestehen: das
Merkwort "WOLKEN" hat mir sehr geholfen. Wasser, Öl - und Kraftstoff,
das ich aber vergessen habe zu erwähnen. Egal, ich durfte trotzdem los fahren.
Ich fuhr raus, vorher auf Fußgänger achtend und
anschließend raus auf die Straße. Rechts lang, links lang, 30 km/h fahren,
schneller fahren, rechts vor links, Straße überquerende Fußgänger, Kinder,
Gassi geführte Hunde, enge Straßen, beschissene Kreuzungen. Raus aus der Stadt,
rauf auf die Autobahn Richtung Frankfurt.
Es kam ein Moment, den ich nicht vergessen habe, weil ich
während den Fahrstunden es immer verpatzt hab: ich bin perfekt auf die Autobahn
raus. Gut beschleunigt, super auf die Bahn gekommen und niemanden gestört. Ich
glaube, mein Fahrlehrer war sogar ein bisschen stolz.
Gegen Ende auf der Autobahn kam der zweite Moment, den
ich nicht vergessen werde: kurz vor dem Rausfahren habe ich doch noch einen
Laster überholt und bin rechtzeitig, aber doch leicht hastig, raus. Da gab's
erst mal Tadel, sowohl von Fahrlehrer als auch von der Prüferin. Dass ich ruhig
hätte hinter dem LKW bleiben konnte. Dass ich Glück hatte, dass vorm LKW keine
anderen Vehikel waren. Trotzdem hatte ich souverän gehandelt und es gepackt.
Aber trotzdem fühlte ich mich mies.
Etwas später, wieder in der Stadt, jedoch am Rande davon,
kam der dritte Moment: das Einparken. Vorher Vollbremsung, dann Wenden - alles
ging gut, ich fühlte mich nach dem Autobahn-Vorfall wieder einigermaßen super.
Doch dann kam das Einparken. Ich stand zu weit vom anderen Auto entfernt und
hab schlecht korrigiert - bzw. zum ersten Mal korrigiert. Denn ich bin sonst
immer perfekt seitwärts-rückwärts eingeparkt. Dass ich mich geärgert hab, muss
ich ja wohl nicht erwähnen.
So gut wie gleich danach auf selten befahrenen Straßen
zurück zum TÜV gefahren, eingeparkt - laut Xenia war's "scheiße" und
"unbeholfen" - und mein Fahrlehrer hatte mir nochmal meine
Schwachstellen aufgezählt (Moment uno y dos). Dann drückte er mir die Hand und
stieg aus.
Bevor ich zum Ende komme, beschreibe ich mal die
Prüferin:
Strenger Blick. Kaum zu beeindrucken. Nicht mal, als ich
auf der Straße vom Bahnhof, die noch so steil bergab geht, super gebremst hab,
als ein Arschloch in meine Fahrspur kam, weil auf seiner ein riesiger Laster
stand - und der Witz war noch, dass der mich angehupt hat. Da haben wir zu
dritt über den gelacht. Ich eher aus Nervosität und Freude, dass ich so schnell
auf diesen Schwachkopf reagiert hab.
Jedenfalls hat die Prüferin nie gelächelt. Nicht mal,
wenn ich mich selbst mit "okay" und "schon gut" leise
beruhigt hab - was mein Fahrlehrer schon während der Fahrstunden leicht
belustigt wahr genommen hat. Wenn ich nachgefragt hab, ob ich jetzt rechts lang
fahren soll oder nicht, wirkte sie schon fast genervt. Whoa, sorry, dass ich
nervös bin und nicht falsch lang fahren will.
Und dann saß sie da hinten im Auto, mit ihrem klischeehaften Klemmbrett in den Händen, mit
lauter wichtigen Papieren und einem Kuli, Brille auf und wieder dieser
gottverdammte, herabgelassener Blick. Hätte ich jegliche Flüssigkeiten in
meinem Körper, hätte ich sie damals bestimmt verloren.
Ich war komplett fertig. Mein Bauch war am Rumpeln. Mein
Kopf schwirrte mir. Mein Körper war super darauf vorbereitet, einen Wasserfall
aus meinen Gucklöchern zu sprühen. In meinen Ohren rauschte Blut. Das Atmen
fiel mir schwer. Der übliche, stereotype Anfall von Panik, mein Freund und
Lebensbegleiter.
Währenddessen hat die Prüferin weiter geredet. Irgendwas
von Schwächen und Stärken oder so.
Plötzlich gratuliert sie mir, überreicht mir den samtenen
Zettel für das Begleitete Fahren ab 17 und lächelte!!!
Und ich Dussel hab geschworen, dass sie mir nach dem
schussligen Lenkradeinrasten eine Ohrfeige verpasst. Eine metaphorische
Ohrfeige.
NOPE!
Auf einmal war da dieser Zettel, mein Name, meine
krakelige Unterschrift und das tatsächlich vorhandene Lächeln dieser Frau! Sie
hat sogar bewiesen, dass sie Humor hat: Mit
diesem Zettel können Sie bis zu Ihrem 18. Geburtstag in Begleitung fahren und
danach ihren tatsächlichen Führerschein abholen. Also, ab morgen. Und
danach hat sie tatsächlich leise gekichert.
Ich stieg aus, trat näher zu Papa und Xenia, die
inzwischen beim Auto standen, und zeigte den Zettel.
Ich hab bestanden,
hab ich gesagt. Und dann gekichert. Und anschließend gelacht.
Xenia hat gejubelt, ich bin in Papas Arme gefallen und
hab danach von meinem Fahrlehrer Glückwünsche bekommen, von Uli gratuliert
bekommen (Und du hast noch vorher
geheult! Heul jetzt - vor Freude!) und die Prüferin hat mir zugenickt.
Schön, nicht wahr?
Ich kann bis heute nicht glauben, dass ich den Lappen
bekommen hab. Nicht, weil ich so dermaßen schlecht gefahren bin. Obwohl ich das
bin.
Sondern weil ich krank gefahren bin: Fieber,
Bauchrevolte, Schweißausbrüche. Zuhause kam das Kotzen wieder.
Ja, genau: nach der Prüfung lag ich fast eine ganze Woche
krank im Bett.
Fieber bis fast 40 Grad, das einfach nicht sinken wollte. Appetitlosigkeit. Reiher-Anfälle. Bauchkrämpfe. Am nächsten Morgen war es aber besser. Warum?
Weil ich Geburtstag hatte. (Apropos Geburtstag, Jewels hat einen atemraubenden Post
geschrieben. Ich bin immer noch sprachlos deswegen und fange wieder an, flach
zu atmen.)
Alle kamen ganz vorsichtig und behutsam rein, aus Angst
mich zu überfordern - bin nämlich trotzdem mit Fieber aufgewacht - und haben
mich beglückwünscht. Blumen, schöne Ohrringe, Sonnenbrille, Süßigkeiten. Und
ich konnte nur schwach lächeln und zurück ins Bett fallen.
Wir haben deswegen lange überlegt, ob wir zum
All-you-can-eat-Buffet in Bad Orb fahren sollten oder nicht. Und ich sagte ja.
Und ich aß voller Angst vorm Kotzen. Suppe, Hühnchen, Sushi.
Schweißausbrüche, Bauchkrämpfe und anschließend das
Übergeben auf dem Klo, weil ich nicht auf der Rückfahrt aus dem Auto springen
wollte, um das Auto nicht zu beschmutzen. Warum ich das alles so offen erzähle?
Um angewidert sagen zu können: Du willst niemals Sushi hochwürgen. Niemals.
Abends, als ich wieder im Bett lag, kamen alle wieder
rein - mit einem Kuchen, der mit Schokolinsen verziert war. Während ich die
Kerzen ausgeblasen hab, hat Kiana die besagten Linsen vom Kuchen gemopst und
verschlungen. My niece.
Irgendwann fuhr Xenia mit Kiana weg. Dann fuhr Tori heim.
Und ich ging krank zu Uli, um zu fragen, wo ich meinen tatsächlichen
Führerschein abholen kann. Erst mal folgten peinliche nachträgliche
Geburtstagswünsche und eine Gratulation von einer Bekannten für die bestandene
Prüfung. (Ich sag zwar brav Danke, aber ich glaube es immer noch nicht!)
So fuhren Papa, Mama und ich am folgenden Montag zur
Führerscheinstelle, nur um dort zu erfahren, dass mein Führerschein noch nicht
fertig ausgestellt ist und der mir nach Hause geschickt wird.
Danach fing eine ätzende Woche an: räum dies auf, räum
das auf. Bevor wir nach Berlin gefahren sind, habe ich die Küche ausgemistet,
den Schuhschrank aufgeräumt, den Badezimmerschrank intakt gebracht. Sogar meine
Schuhkartonsammlung, die die Hälfte meines Zimmers ausmacht, geordnet. Mother of god.
Anschließend Sachen gepackt, das Auto mit Koffern
überfüllt, Mucho mit seinem Käfig neben mich gesetzt und Tori abgeholt, nur um
weiter nach Berlin zu düsen, wo wir ein paar Tage bei Xenia und Georg gewohnt
haben, denn dann ging's nach Türkei. Okay, es wurde geflogen.
Mein erster Flug seit zwölf Jahren! Und ich hab
geschlafen.
In Türkei war es super heiß. Das Hotel war super. Das
Meer einfach atemberaubend.
Gleich am ersten Tag einen Sonnenbrand am Rücken
bekommen, weil ich vor lauter Babysitting mich nicht eingecremt hab. Dafür im
Sand gespielt, mit den Wellen geschwommen, im Wasser Ballfangen gespielt, Kiana
provisorisch schwimmen beigebracht.
Außerdem waren Papa, Georg, Tori und ich auf einer
Jeep-Safari: alte, dreckige Jeeps, Touristen aus verschiedenen Ländern, lustige
Wasserschlachten zwischen den Jeeps, holländische Beleidigungen gelernt (What does "hegx" mean? - Hahaha,
"big cock"!), ein Chamäleon auf der Hand gehabt (die sind ja so
putzig) und jemanden gesehen, der stark wie Ian McKellan aussieht. Leider wurde
ich von Franzosen bei der Wasserschlacht erwischt. Dafür hab ich mit den
Engländern geredet und die haben mich super verstanden.
Ein paar Tage später eine Quad-Safari mit der selben
Besetzung, aber mit weniger anderen Teilnehmern. Der Ian McKellan hat uns
abgeholt, eingewiesen und uns mit zwei Quad Guides und einem Paparazzo los
geschickt. Ich fuhr direkt hinter dem ersten Guide und Tori hinter mir.
Die hat andauernd gerufen, ich solle schneller fahren.
Dann hat sie mich überholt. Und kurz darauf ich sie. Während ich hinter dem
Guide fuhr, ist Tori stecken geblieben. Zweimal, sodass sie am Ende, naja, am
Ende der Reihe fuhr.
Inzwischen hab ich Vertrauen gewonnen und fuhr direkt
hinter dem Guide. Kein Bremsen, ständig am Beschleunigen, sogar in den Kurven.
Erst als wir am Strand eine Pause eingelegt haben und Papa zu Georg gegangen
ist, der hinter mir fuhr, und gesagt hat, wie schnell und gekonnt ich fahre.
Sogar der Guide hat mir einen hochgehobenen Daumen gezeigt.
Außerdem gab's eine Bootstour. Da angehalten zum
Schwimmen. Dort angehalten zum Schwimmen. Schwimmen im Meer, weit von einem
Strand entfernt. Gruselig und toll! Ich war bloß total fertig danach.
Es gab sogar ein Fotoshooting, was ich aber nicht toll
fand. Ich hasse Fotos von mir. Vor allem wenn ich zum Lächeln gezwungen werde.
Und am selben Abend hat mich ein Kellner gefragt, ob ich nicht was mit ihm
trinken wolle. Ich hab mich voll verarscht gefühlt - mich hat noch nie jemand
gefragt und dann fragt der mich, obwohl er mich seit Tagen beim Fressen gesehen
hat. Ja, Fressen. Ich liebe den Käse dort.
Aber hey! Ich bin braun geworden! Meine Beine waren noch
nie so dunkel. Und am ersten Schultag mit "Man bist du braun
geworden!" begrüßt worden. Yeah. ;)
Aber vorher von Berlin nach Tortuga gefahren und dabei
Mucho beinahe gegrillt. Als wir aus dem Auto ausstiegen, um etwas essen zu
gehen, war es noch kühl. Doch als wir zurückkamen und ich die Autotür
aufgemacht hab, saß Mucho mit gespreizten Flügeln und offenem Schnabel -
hechelnd. Halben Herzinfarkt und einem Schälchen Wasser für Mucho später saß er
wieder singend im Käfig.
Mein erster Schultag war scheiße. Ich hab kaum jemanden
getroffen - und wenn, dann war ich Smalltalk-Genie tot.
In Englisch gelabert. In der Doppelstunde Geschi war ich
geistig abwesend. Bio war zum Totschießen: 15 Minuten nach Unterrichtsbeginn
war nicht mal die Hälfte des Kurses da.
In Mathe haben wir bloß unsere Bücher geholt und durften
dann gehen, wegen einer spontanen Probe für unsere Abi-Mottovorstellung am
Freitag.
Übrigens, mein Stundenplan ist scheiße. Ich muss Info
abwählen, was mich weniger belastet. Aber ich bin jetzt geplagt, ob ich nicht
PW doch noch abwähle oder einfach nur wechsle. Aber tendiere zurzeit zum
Wechseln.
Dann hab ich montags acht Stunden. Mittwochs drei
Stunden, dabei zur dritten und die vierte ist eine Freistunde. Donnerstags zehn
Stunden. Freitags die ersten zwei, dann vier Freistunden, anschließend zwei
Stunden Bio - nachmittags. Kill me.
Da bin ich verdammt froh, dass ich den Führerschein jetzt
hinter mir habe. Auch wenn ich deswegen jetzt offiziell alt bin. :)
(btw: Hab gestern aus Jux meinen möglichen
Abi-Notenschnitt berechnet. Wenn ich bei meinen jetzigen Noten bleibe, krieg
ich einen Schnitt von 2,1 - wenn's mieser läuft 2,2. Aber wenn ich mich richtig
rein steiger, dass heißt meinen Englischtutor verprügele, wenn er mir meine 13
Punkte wie letztes Halbjahr nicht gibt (weil ja schon jemand 13 Punkte hat aber
HEY vergleicht euch nicht!), ich in Mathe mindestens bei 12 Punkten bleibe und
ich in Geschi und Deutsch wundersamerweise in der Abi-Prüfung 10 Punkte kriege
- ja, dann könnte ich sogar 1,9 bekommen. Krass, oder? Ich dachte immer, ich
sei eine 2,7!)
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