2011/12/18

Ti amo, mi corazón

Es war schon spät, ich selber machte mich bereits fertig fürs Schlafen. Doch dieser irre, kleine Vogel flog immer noch durch die Wohnung. Ich wusste ganz genau, wohin er wollte.
Nein, Mucho!“, schnauzte ich ihn an. „Es ist schon viel zu spät fürs Bad!“
Trotzdem raste der Wahnsinnige mehrmals Richtung Badezimmer. Ich hatte die Tür nicht richtig zugemacht, das Licht war noch an und Mucho war darauf besessen, sich im Badezimmer auf dem Spiegel zu setzen und sich selber anzugaffen.
Der Vogel flog langsam, da er darauf aus war, sich erst oben auf die Tür zu setzen und anschließned im Sturzflug auf den Spiegel.
Ich schaffte es, den Kakadu zweimal mitten in der Luft zu schnappen und ihn die entgegengesetzte Richtung zu „werfen“.
Doch der Irre schaffte es doch an mir vorbei. Er landete auf der Tür, drehte sein Köpfchen zu mir und hatte verschwörerisch die Augen zugekniffen. Mit einem vernichtendem Blick – und einem mehr als albernen Popo wackeln – flog er davon.


 Wir saßen am Tisch, sahen Mucho beim Spielen mit seinem Riesenrad und seinem Spiegel zu. Patrick, der den wahnwitzigen Vogel anscheinend ins Herz geschlossen hatte, nahm ihn auf die Hand und starrte ihm in die Augen.
„Hallo!“, quietschte Patrick. Mucho erwiderte es mit dem Schieflegen seines Kopfes.
Plötzlich beugte sich Mucho vor, näherte sich Patricks Gesicht. Dieser guckte verwirrt.
„Er will dich küssen!“, rief ich entzückt und kicherte wie ein Kind an Weihnachten. Ich hatte Patrick noch am Anfang gewarnt, dass Mucho vielleicht schwul ist.
„Er wird mich nicht beißen, oder?“, fragte Patrick unsicher.
„Der beißt selten. Meistens nur dann, wenn er völlig angepisst ist“, beruhige ich ihn.
Also zog Patrick den grünen Mini-Adler näher an sein Gesicht, woraufhin Mucho sich gezielt auf Patricks Lippen konzentrierte.
Plötzlich schrie Patrick auf. „Der hat mich gebissen!“ Erschrocken zog er den Vogel weg, dieser guckte nur verwirrte drein.
Währenddessen versuchte ich mich am Stuhl zu halten, da ich nur noch lachen konnte.
Später am Abend terrorisierte Mucho ihn weiter, indem er im mehrfach auf den Kopf flog und ihm beim Zocken mit meinem Dino-Nintendo DS störte. Nicht zu vergessen, dass er auf Patricks Pullover gekackt hatte.


„Guck nicht so!“, befehle ich Mucho, der auf dem Drucker quasi neben mir sitzt. Ich surfe im Internet, nebenbei esse ich ein Pizzabrötchen. Mucho starrt mich verlangend an.
Plötzlich fliegt die Kacke-Schleuder los und landet auf meinem noch warmen Brot. Ich starre ihn panisch an, da sein Bauchgefieder sich wegen der Tomatensauce rot verfärbt und er erschrocken, aber glücklich auf dem Brot trampelt.
Ich versuche ihn zu schnappen, doch er fliegt panisch weg. Im Bad finde ich ihn auf dem Spiegel sitzend wieder. Er war ziemlich verschmiert, doch sich fangen und waschen lässt er sich nicht. Also lasse ich ihn bockend im Bad, diesmal auf der Badewanne hockend.
„Dann bist du eben rot. Die Farbe ist mir sowieso lieber.“
Daraufhin hallen seine Schreie im Bad wider.


Wiedermal saß ich am Computer und durchstöberte mein Dashboard. Mucho, fröstelnd, „neben mir“ auf dem Drucker. Er fiepte ein paar Mal.
Als ich die Maus losließ, damit ich mit beiden Hände bequemer schreiben konnte, stürzte er sich auf sie. Schnell packte ich sie ihm weg und versteckte sie ihm Drucker.
Eingeschnappt torkelte er auf dem Computertisch rum. Auf einmal packte er ein Haargummi, trug es quer über den Tisch und ließ es am Rand vom Tisch fallen, sodass das Haargummi auf dem Boden landete. Ich schaute ihn verwirrt an.
„Freundchen“, drohte ich ihm, „geh mir nicht auf den Keks.“
Durch diese Worte anscheinend angespornt, wurf er nicht nur das Haargummi, das ich ihm aus Mitleid wieder gegeben habe, sondern auch mehrere Kulis und anschließend einen ganzen Stapel bunter Notizzetteln.
Wer durfte das aufsammeln?
Volltreffer: ich!


Nichts ahnend betrete ich das Badezimmer und schrecke sofort zusammen, als ein gruseliges, leicht quakendes Geräusch ertönt. Beruhigt stelle ich fest, dass es nur Mucho ist, der auf dem Schränkchen über dem Waschbecken sitzt.
Doch das Beunruhigende war, dass er mit Papas Parfüm sprach:
Er schlich sich an das grüne Flakon an, stemmte sein Köpfchen dagegen und machte wieder dieses quakende Geräusch.
Immer wieder.
Immer lauter.
Verstört ging ich aus dem Bad und vergaß, was ich eigentlich wollte.


„Mama, ich kann meine Hausaufgaben nicht machen, mein Haustier frisst sie nämlich.“
„Unsinn!“ Mama rappelt sich im Sessel auf. „Seit wann haben wir einen Hund!?“
„Ich rede ja auch von Mucho.“ Ich setze mich auf die Sessellehne. „Er frisst meine ganzen Bücher an. Alle, bis aufs Deutschbuch, haben Schnabelspuren. In einem klebt sogar seine Kacke.“
Wir fingen an zu lachen, noch lauter, als wir den Kakadu durch die Wohnung fliegen hören.


Manchmal nimmt er seine Füßchen in den Schnabel und guckt verträumt.
Oder er hockt im Käfig, ein Glöckchen als Hut aufgesetzt, und starrt wie ein Häftling raus.


 Alle Fotos wurden von mir geschossen und ich bin ziemlich stolz auf die Schnappschüsse. ;3

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