„Nein, Mucho!“, schnauzte ich ihn an. „Es
ist schon viel zu spät fürs Bad!“
Trotzdem raste der
Wahnsinnige mehrmals Richtung Badezimmer. Ich hatte die Tür nicht richtig
zugemacht, das Licht war noch an und Mucho war darauf besessen, sich im
Badezimmer auf dem Spiegel zu setzen und sich selber anzugaffen.
Der Vogel flog
langsam, da er darauf aus war, sich erst oben auf die Tür zu setzen und
anschließned im Sturzflug auf den Spiegel.
Ich schaffte es, den
Kakadu zweimal mitten in der Luft zu schnappen und ihn die entgegengesetzte
Richtung zu „werfen“.
Doch der Irre
schaffte es doch an mir vorbei. Er landete auf der Tür, drehte sein Köpfchen zu
mir und hatte verschwörerisch die Augen zugekniffen. Mit einem vernichtendem
Blick – und einem mehr als albernen Popo wackeln – flog er davon.
„Hallo!“, quietschte
Patrick. Mucho erwiderte es mit dem Schieflegen seines Kopfes.
Plötzlich beugte
sich Mucho vor, näherte sich Patricks Gesicht. Dieser guckte verwirrt.
„Er will dich
küssen!“, rief ich entzückt und kicherte wie ein Kind an Weihnachten. Ich hatte
Patrick noch am Anfang gewarnt, dass Mucho vielleicht schwul ist.
„Er wird mich nicht
beißen, oder?“, fragte Patrick unsicher.
„Der beißt selten.
Meistens nur dann, wenn er völlig angepisst ist“, beruhige ich ihn.
Also zog Patrick den
grünen Mini-Adler näher an sein Gesicht, woraufhin Mucho sich gezielt auf
Patricks Lippen konzentrierte.
Plötzlich schrie
Patrick auf. „Der hat mich gebissen!“ Erschrocken zog er den Vogel weg, dieser
guckte nur verwirrte drein.
Währenddessen
versuchte ich mich am Stuhl zu halten, da ich nur noch lachen konnte.
Später am Abend
terrorisierte Mucho ihn weiter, indem er im mehrfach auf den Kopf flog und ihm
beim Zocken mit meinem Dino-Nintendo DS störte. Nicht zu vergessen, dass er auf
Patricks Pullover gekackt hatte.
„Guck nicht so!“,
befehle ich Mucho, der auf dem Drucker quasi neben mir sitzt. Ich surfe im
Internet, nebenbei esse ich ein Pizzabrötchen. Mucho starrt mich verlangend an.
Plötzlich fliegt die
Kacke-Schleuder los und landet auf meinem noch warmen Brot. Ich starre ihn
panisch an, da sein Bauchgefieder sich wegen der Tomatensauce rot verfärbt und
er erschrocken, aber glücklich auf dem Brot trampelt.
Ich versuche ihn zu
schnappen, doch er fliegt panisch weg. Im Bad finde ich ihn auf dem Spiegel
sitzend wieder. Er war ziemlich verschmiert, doch sich fangen und waschen lässt
er sich nicht. Also lasse ich ihn bockend im Bad, diesmal auf der Badewanne
hockend.
„Dann bist du eben
rot. Die Farbe ist mir sowieso lieber.“
Wiedermal saß ich am
Computer und durchstöberte mein Dashboard. Mucho, fröstelnd, „neben mir“ auf
dem Drucker. Er fiepte ein paar Mal.
Als ich die Maus
losließ, damit ich mit beiden Hände bequemer schreiben konnte, stürzte er sich
auf sie. Schnell packte ich sie ihm weg und versteckte sie ihm Drucker.
Eingeschnappt
torkelte er auf dem Computertisch rum. Auf einmal packte er ein Haargummi, trug
es quer über den Tisch und ließ es am Rand vom Tisch fallen, sodass das Haargummi
auf dem Boden landete. Ich schaute ihn verwirrt an.
„Freundchen“, drohte
ich ihm, „geh mir nicht auf den Keks.“
Durch diese Worte
anscheinend angespornt, wurf er nicht nur das Haargummi, das ich ihm aus
Mitleid wieder gegeben habe, sondern auch mehrere Kulis und anschließend einen
ganzen Stapel bunter Notizzetteln.
Wer durfte das
aufsammeln?
Volltreffer: ich!
Nichts ahnend
betrete ich das Badezimmer und schrecke sofort zusammen, als ein gruseliges,
leicht quakendes Geräusch ertönt. Beruhigt stelle ich fest, dass es nur Mucho
ist, der auf dem Schränkchen über dem Waschbecken sitzt.
Doch das
Beunruhigende war, dass er mit Papas Parfüm sprach:
Er schlich sich an
das grüne Flakon an, stemmte sein Köpfchen dagegen und machte wieder dieses
quakende Geräusch.
Immer wieder.
Immer lauter.
„Mama, ich kann
meine Hausaufgaben nicht machen, mein Haustier frisst sie nämlich.“
„Unsinn!“ Mama
rappelt sich im Sessel auf. „Seit wann haben wir einen Hund!?“
„Ich rede ja auch
von Mucho.“ Ich setze mich auf die Sessellehne. „Er frisst meine ganzen Bücher
an. Alle, bis aufs Deutschbuch, haben Schnabelspuren. In einem klebt sogar
seine Kacke.“
Wir fingen an zu
lachen, noch lauter, als wir den Kakadu durch die Wohnung fliegen hören.
Manchmal nimmt er
seine Füßchen in den Schnabel und guckt verträumt.
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