Jenny und ich
stehen in unserem ganz alten Schulhaus, verabschieden uns, da wir in
unterschiedliche Richtungen gehen müssen – Jenny nach Hause, ich zum Raum des
Cambridge-Kurses.
Doch ein Teil des
Kurses kommt mir schon entgegen, aus der Richtung unseres Raumes.
„Äh…?“, mache ich
laut.
„Wir sind heute
im Sprachlabor“, informiert mich Edwin.
Das macht Sinn,
schließlich stehe ich vor genau diesem Raum.
Langsam tauchen
weitere Teilnehmer auf – aber auch Patrick und Maurice, die ebenfalls auf dem
Heimweg sind.
„Haha, ihr habt
noch zwei Stunden Schule!“, lacht uns Patrick aus. Er wirkt sehr schadenfroh.
Maurice dagegen
schaut böse in die runde.
„Du bist doch nur
eifersüchtig“, rufe ich ihm entgegen – doch es ist Maurice, der mit entgegnet
und meine Theorie bestätigt.
„Halt’s Maul!“
Statt beleidigt
oder gekränkt zu sein, unterdrücke ich mir ein böses Lachen.
„Wir sind heute
im Sprachlabor, da ich den offiziellen Film der Cambridge University habe und
euch zeigen möchte, wie es so in der Prüfung aussehen kann“, erklärt und Frau
Keller auf Englisch und betastet die Fernbedienung.
Am Anfang erklärt
uns eine der Prüfer, was die Aufgabe, dann sehen wir zwei Teilnehmer der
Prüfung – eine Deutsche und ein Deutscher.
„Boah, der ist so
geil, den will ich mir mal ausleihen!“, hör ich Marvin neben mir in der
hintersten Reihe.
Als wir diesen
Teil der Prüfung zu Ende gesehen haben, stellt uns Frau Keller Mike vor:
„Mike ist für ein
Jahr in Deutschland und wird uns beziehungsweise euch beim Lernen zur Seite
stehen.“
Mike, ein großer,
hagerer Kerl mit Brille und weitem Pullover steht auf, stellt sich vor und
warnt uns, dass er mit uns auf Englisch sprechen wird, da er Deutsch nicht
könne.
„So ein Blödsinn“,
geht Frau Keller dazwischen. „Sein Deutsch ist hervorragend.“
Wieder im
eigentlichen Kursraum teilt Frau Keller einen Zettel aus, auf dem sich die
Partner für den Speaking-Part der Prüfung aufschreiben sollen.
„Machen wir?“,
fragt Marvin.
Ich freue mich
und stimme sofort zu.
Nachdem die
ersten zwei Partnergrüppchen vom Gespräch mit Mike wieder da sind, schickt Frau
Keller Marvin und mich mit Mike raus – wir sind an der Reihe.
„Seid ihr nervös?“,
fragt Mike auf dem halben Weg.
„Ach, ein
bisschen“, gestehe ich es ein.
„Brauchst du
nicht – ich schick euch ja schließlich nicht zum dreiköpfigen Hund aus Harry
Potter!“
Wir müssen
lachen.
Vor dem
Seminarraum bleiben wir stehen. Mike schließt ihn auf, betritt das Zimmer und
wir folgen ihm. Ich mache die Tür sachte zu.
Mike sitz an der
Wand, uns zu gewandt. Zwischen uns ist ein Tisch auf dem Tischdeckchen liegen –
und eine Schraube.
„Also, ich stelle
mich zuerst vor. Vielleicht fällt es euch dann einfacher. Schließlich müsst ihr
in diesem Teil der Aufgabe euch vorstellen und dann auf eine Frage antworten.“
Mike ist in Wales
geboren worden, spricht also neben Britisch Englisch auch noch Walisisch.
Außerdem kann er auch noch Chinesisch. Er ist 20, ist für ein Jahr in
Deutschland, hilft dabei unserem Cambridge-Kurs und weiteren Englisch-Kursen
des Q3-jahrgangs, manchmal auch in den Deutsch-Kursen, da er später Deutsch
lehren will.
Dann bin ich an
der Reihe: Ich erzähle ihm, wie alt ich bin, wie ich heiße, wo ich geboren bin,
wie lange ich dort gelebt habe, wie viele Sprachen ich sprechen kann, von
unserer Einreise aus Kasachstan nach Deutschland, dass ich die ersten zwei Jahre
in der Nähe von Berlin, dann im Nachbardorf und jetzt in dieser Stadt lebe. Ich
erzähle von Mucho und dass ich gerne lese. Ich habe so viel erzählt, dass ich
nicht einmal mehr weiß, was genau ich gesagt habe. Aber ich weiß: Ich habe
nicht alles erzählt. Ich habe das Schreiben weggelassen, die Theater AG, das
Bloggen und meine Sehschwäche. Aber wie gesagt, ich habe so viel geredet, dass
ich dann einfach abrupt aufgehört habe.
Marvin erzählte
ebenfalls nicht wenig: von seinen Eltern, seiner Katze, seinem Bruder. Von seinen
Lieblingssendungen im Fernsehen und dass er sie viel lieber auf Englisch guckt.
„Stimmt, im
Original sind die besser“, stimmt Mike zu. „Da klingen die nicht so komisch. In
Big Bang Theory sprechen die deutschen Synchronsprecher zum Beispiel das ‚Bazinga‘
extrem komisch aus. Im Englischen ist es viel cooler.“
Mike fällt dazu
eine Geschichte ein: „Ich hab letztens mit meinem Vater geschrieben – dass ich
ihn vermisse. Er hat dann zurückgeschrieben ‚ich dich auch‘ und ich dann ‚echt
jetzt?‘ und er so ‚Bazinga!‘.“
Schon wieder
müssen wir lachen.
Dann folgte die
Frage: „Was kann man in dieser Stadt machen, denn jedes mal, wenn ich jemanden
frage, schlagen sie mir McDonald’s vor, aber da will ich nicht hin.“
Die Frage ist für
mich ein Problem:
„Ich gehe selber
selten raus, weil ich auch nicht weiß, was man hier bitte machen kann. Aber
wenn ich dann doch unterwegs bin, dann mit dem Fahrrad einfach durch die Stadt
düsen oder mit Freunden in diese billigen Geschäfte gehen und sich zum Beispiel
verrückte Hüte anziehen und sich drüber lustig machen. Keine Ahnung wieso.
Wahrscheinlich weil mir die Stadt zu langweilig und unschuldig ist, wie ein langweiliger
Film oder ein langweiliges Buch. Ich muss mich darüber lustig machen, sonst
wird es mir zu doof hier.“
Zu meiner
Überraschung findet Mike meine Antwort gut und witzig, originell.
Nachdem auch
Marvin für ihn etwas vorgeschlagen hat, will Mike von uns wissen, ob wir noch
Fragen (bezüglich der Prüfung) haben.
Also hebe ich die
Schraube, die vor mir auf dem Tisch liegt, und frage vollkommen ernst:
„Von welchem
Stuhl ist die? Von meinem oder Marvins?“
Schon wieder sind
wir am lachen – vor allem, da Mike gesteht, dass sie ihm aus dem Tisch gefallen
sei.
Mike hat mir außerdem noch gesagt, dass ich brilliant English spreche.
klingt nach sehr viel spaß..so was cooles haben wir bei uns nicht..ich mag englisch ziemlich und will es später mal zusammen mit mathe auf lehramt studieren. (:
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