2012/05/27

Light your fire!

Als unsere Franzosen wieder in Deutschland waren, habe ich mir gedacht:
Jetzt bekommen sie die Rechnung.
Zwar waren nun zwei Wochen um - und nein, mit dieser Narbe kann ich nirgends prahlen -, aber ich glaube, ich war nicht die einzige, die darauf hoffte, dass die Übeltäter das bekommen, was sie verdienen.
Pah. Danke, Universum. Echt nett!
Denn es ist gar nichts passiert außer zwei Gesprächen. 
Sonst war es wie immer, als wäre nie etwas passiert.
Wortwörtlich.
Nicht mal die beiden Schuldigen verhalten sich irgendwie reuevoll. Im Gegenteil: Alles ist geil, Ende.
Ich wäre am liebsten ausgetickt, den beiden und der Lehrerin ins Gesicht gesprungen und nach Gerechtigkeit verlangt. Kriegste aber nicht. Toll.

Wenigstens war Freitag ganz okay.
Zwar schrieben wir einen Mathe-Test und in Chemie die letzte Arbeit (yes!), aber okay.
Tori hatte auch Mottovorstellung, das war Wahnsinn (nicht Sparta). Alle als Piraten aus der Zehntscheune gerannt. Und es hörte nicht auf.
Statt sich aber zu freuen, dass ich gefilmt hab, mit der Kamera in der Luft, weil vor mir Riesen standen, wurde nur gemeckert:  "Das ist viel zu kurz! ... Ich hätte es gerne von vorne gesehen! ... Das wackelt ja alles!" - Halt DU doch mal die blöde Kamera ne Viertelstunde in die Luft, dann reden wir weiter!
Außerdem hätte Mama um halb sechs persönlich vorbei kommen können - aber nö. Alles meine Schuld. Mal wieder. Ist doch klar!

Gegen sieben fuhren wir zur Kiwi, mit mehreren Personen im Auto, ganz nach Bobs Slogan:
grüner Planet!
Wir grillten, aßen, lachten, erzählten, machten Schüsseln (Schüssel XD) kaputt und machten Fotos, falteten Rosen aus Servietten, schauten Fotos an (auf einem seh ich aus wie das Kind von Bellatrix und Voldemort, höhö) und spielten Werwolf.
Gleich in der ersten runde war ich Jäger, was ich cool fand, da ich es schon mal öfter war und immer, wenn ich starb, auch einen Werwolf erschoss. 
"Wer soll Bürgermeister sein?", fragte Kevin der Erzähler. 
"Horst!", schrie Bob in die Runde und so gut wie alle schlossen sich an.
Vor Glück quietschend nahm ich die Bürgermeisterkarte an mich und freute mich einfach nur.
Das hat so gepasst: Bürgermeister des Werwolfdorfes ist ein Jäger, witzig. 
In der ersten Runde klappte alles auch noch ganz gut, außer dass Birgit starb.
Aber in der zweiten Runde hagelte die ganze Scheiße auf mich - und ich hatte es schon vorher gewusst.
Denn: Ich wurde vom Flötenspieler verzaubert, gemeinsam mit Lena, hatte die Hure zu Besuch (es war Kaddah :D), wurde von den Werwölfen zerfleischt und nicht von der Hexe (= Tori) gerettet. 
Da ich Jäger war, zog ich Lena mit in den Tod - und als alle sahen, dass sie ein normaler Bürger war, fingen alle an zu grummeln, was ein toller Bürgermeister ich sei - bis man so den Flötenspieler gefunden und umbringen konnte, weswegen es doch hieß "Hey, gut gemacht, Horst!" HA! >:D
Sonst war die Runde echt cool, wie Tori jeden sterben lassen hat, sogar Anki. 
"Hexe, willst du das Opfer retten?", fragt Kevin und zeigt auf Anki.
Tori schüttelt den Kopf.
"Hexe sagt nein", laber ich in die Stille hinein. Gelächter.
Wir waren bis halb zwei da, als einer der letzten. Wir haben noch Singstar gespielt, doch nicht alle haben gesungen.
Dann hat man sich in die Autos gequetscht und es ging nach Hause.

Den ESC schauten sich Mama, Papa und Tori am PC an, weil es dort auf russisch kommentiert wurde, während ich beim Fernseher blieb. 
Ich war es, die bemerkte, dass das Stadium die Farbe der Flaggen annimmt. 
Da der Lifestream am PC etwas nachging, erzählte ich von Toris Zimmer aus, wer gerade sang oder wie viele Punkte geschickt wurden.
Ich muss ehrlich sagen: Schweden hat es verdient. Der Song ist so geil, hab ihn sofort aufgeschrieben. 

Sonst fand ich die russischen Omis putzig (wie denn auch nicht?! :D), die Türken ziemlich gut, den Typ aus Litauen verdammt witzig, die Tussi von Frankreich extrem hübsch und unseren Roman einfach nur zum Knuddeln mit seinen Rehaugen. So richtig, richtig goldig. Findet sogar Mama und die war anfangs skeptisch :D

Und Lordi hatte vielleicht nen hammer Auftritt :DDD
der Kerl ist so genial xD

2012/05/14

Hi, ich bin Jack und du?

Gleich vornweg: Theater lief gut.
Okay, am Donnerstag, bei der Premiere, vertauschte Tori ihren Satz mit dem von Eo (aber er hatte die Kurve gekriegt), Anki machte aus zwei Sätzen einen, ich versprach mich und verlor mein Blut. Das war doof. Trotzdem haben alle geklatscht und so viele Leute haben tatsächlich geheult.
Am Freitag erst zur zweiten erschienen, da PW ausfiel. Dank Frankreich waren/sind wir ziemlich wenige, aber okay. Jana hatte nachgefragt. Valentina noch mehr. Später auch Sarah und Simon. Fand ich nett. :) In Mathe schrieben wir einen kleinen Test (bzw. konstruierten wir :D) und da ich am Vortag nicht da war (Generalprobe) wird es im schlimmsten Fall nicht gewertet. Sonst saß ich in Chemie neben Gabriel (der hat mich zu sich gerufen… fand ich ja schon lieb) und habe nichts gerafft. Kaum war die Stunde vorbei, bin ich nach Hause gedüst, da Geschi und Englisch ausfielen. Auf dem Weg traf ich auf Xenia und Mama, bin mit denen in einen kleinen Laden und hab mir drei Shirts gegönnt :) (bzw. meine alten sind mir zu klein/eng).
Freitag war es (für mich persönlich) besser, da es keine Patzer gab, die Bude voller war und es sogar eine Diskussionsrunde gab! Auf die Fragen hatten wir doch recht gute Antworten gehabt. Meine war eh die beste: „Was macht ihr, um euch wieder normal zu fühlen, um diese Stimmung des Stückes loszuwerden, wenn die Probe vorbei war?“ – „Ähm… wir sind alle ein bisschen witzig.“ Gelächter. „Bisschen?!“ :D
Unser neuer Direktor hat uns sehr gelobt, haben uns sehr geehrt gefühlt.
Danach bauten wir alles ab, alle fingen an zu schwitzen. Verdunklungen weg, Bühne weg (und da sie Kistenweise aufgebaut war, gab es eine Menge zu tragen!), die Bühnenwand à  la schwarzes Tuch musste abgehängt werden, die Schminke geordnet und sortiert, blablabla. Am Ende gab es PIZZA! War lecker. Sehr lecker.
Am  meisten hab ich mich gefreut, dass wir alle so gut gelaunt waren. Aber auch, dass ein alter K-Bewohner mich wiedererkannte und ich zu Verabschiedungen umarmen durfte :3 (also, nicht den Kerl, sondern die anderen :DD).
Am Samstag waren wir dann erst mal im Media Markt, weil Tori ein Handy brauchte und Xenia eine Kamera. Während die sich alle Modelle anguckten, probierte ich mit Georg Kinect aus (so ein Müll) und wühlte mich durch Spiele, stets auf der Suche nach Kingdom Hearts (fand auch was, aber ich hab nichts gekauft, komme ja schließlich nicht einmal mit Days weiter… seufz).
Gegen Abend wurde es gegrillt und kurz vor sieben holte Kiwi Tori und mich ab: Wir fuhren nach G, wo wir „Arsen und Spitzenhäubchen“ angeguckt haben. Die Schule, die das aufführte, wird zwar gut finanziert mit Kostümen, Requisiten und Bühnenbild, aber einige von den Schauspielern haben mich nicht so überzeugt, sodass ich selten gelacht habe und eher grimmig als belustigt gegrinst habe.
Am Sonntag waren die Erwachsenen auf einem Straßenmarkt, während Tori und ich unsere Stille genossen.
Als sie heim kamen, schnitt Xenia Georg die Haare (er hatte einen Vorstellungstermin) und hinterher mir auch.
Schon Tage zuvor hab ich ihr erklärt, welche Frisur ich will und mit ihr das Netz nach Vorbilden gesucht.
Dann fing es an: Sie machte oben einen Zopf und unten einen. Den unteren schnitt sie ab, gab mir den Zopf und wir lachten los, als das abgeschnittene Ende sich wie ein Pinsel anfühlte.  Dann fing sie an zu schnippeln und zu kämmen, Haare nass zu sprühen und sonst was. Nach zwei leidvollen Stunden ging ich duschen und das Ergebnis ist verdammt cool. Nicht so wie ich es erwartet habe, aber das ist auch nicht übel. Xenia ist aber nicht vollends zufrieden, also wird sie irgendwann nochmal schnippeln.
Mama war anfangs besorgt, ist aber jetzt noch glücklicher als ich.
Wir hatten am meisten Angst vor Papas Reaktion, denn er liebt lange Haare (vor allem meins), aber im Endeffekt hatte er Angst gehabt, mich anzuschauen. Bis ich ihn überredet habe, meine Haare anzufassen und es ihm daraufhin gefallen hat.
Es fühlt sich so neu und fremd an, aber ebenso frei und toll. Wie das Fell eines Hundes. Wuff.
Den Zopf bewahre ich jetzt in einer Kiste auf! :D

Heute war ich dann sehr gespannt auf die Reaktion der anderen, was sie sagen würden – ob sie meine Haare bedauern würden oder sie die neue Friese ebenso/noch toller fänden.
Haha, ich darf meine Klasse nicht vergessen!
Jedenfalls lief ich im Korridor zum Klassenraum entlang, als Lena D. mich sah und erschrocken fragte, ob ich beim Friseur war.
„Nö, war meine Schwester“, habe ich gegrinst.
Sie entgegnete nur ein „cool“.
Im Klassenraum wurde nichts gesagt, nichts gefragt, nur geguckt, ganz kurz, das war’s auch wieder. Ich fühlte mich wie Siri aus Blueprint, die ihre Mutter provozieren möchte, indem sie sich bunt ankleidet, aber sie guckt sie nicht einmal an.
Als ich kurze Zeit später auf Jenny traf und sie sah, dass hinter meinem Kopf kein Zopf, Dutt oder sonst was war, fing sie an zu stottern, wie kurz das auf einmal ist und wir krass und cool.  Dann hab ich ihr erzählt, dass, als ich gestern in den Spiegel geguckt habe, ungeschminkt und mit Brille, erinnerte ich mich selbst ein bisschen an Leonardi DiCaprio in Titanic. Keine Ahnung wieso.
In Bio hatte Sarah mir gesagt, ich wäre ziemlich mutig, mir einfach so einen Zopf abzuschneiden. Sie habe zu große Angst davor. Sie geht nicht gern zum Friseur und betrauert jedes Zentimeter-Haar. Da ich noch nie bei einem Friseur war, kann ich diese Angst nicht verstehen, aber andrerseits doch.
In Englisch hatte auch Alejandro erst einmal gestaunt, wo denn meine Haare hin seien, weil er erst dachte, ich hätte einen Dutt oder sowas. Pah.
Sonst hörte ich noch „tolle Frisur“, „steht dir“ und ein „warum“ mit gespieltem Würgen von Timo. :D

So, ich geh jetzt weiter Haare wuscheln!

2012/05/10

Du wirst vernichtet, so wie die Tochter deiner Schwester!


Seit Sonntag probten wir täglich. Montag und Dienstag fielen deswegen für uns – wir sind natürlich entschuldigt worden, yeah – vier Schulstunden aus (kein Physik, halleluja).
Wir übten den Text, das lautere Sprechen (hust), den Abgang, das Schießen, die Improvisationsszenen, alles. Licht, Prügelei, Schreien, Fallen. Und am meisten und wichtigsten: Text.
Zu meinem Erstaunen (ich freu mich natürlich!) kann ich meinen Text. Sogar einigermaßen den, der anderen. Dabei bin ich erst drei Wochen Jessie Rocket (nein, die hat keinen Nachnamen, ich vermisse bloß nach Jessie das „und James“…).
Zwar mangelt es immer noch ein bisschen – Eo und seine melodramatische Stimme, uff – aber was soll’s?
Es wurden schon Plätze reserviert, in den richtigen „Kostümen“ geprobt, ohne Unterbrechungen und Reinreden von Lob oder Tadel.
Sogar der Zeitungstyp hat während der Generalprobe feuchte Augen bekommen.
Während alle ein bisschen nervös sind – Tori hat in Kevins Auto mit einem Balu-Bären gespielt – war ich seltsam unangerührt. Bis wir heimgefahren wurden und Kevin irgendwas über auf Knie fallen vor Bob sprach und dabei erwähnte, dass er es morgen mache, nach der letzten Aufführung.
Morgen – letzte Aufführung.
Heute – Premiere.
Erst da hat es irgendwie Klick gemacht und mein Bauch fing an, Conga zu tanzen. Zu diesem Lied. Okay, eigentlich nicht, aber das ist gerade mein Ohrwurm.
Nun, jetzt habe ich erst bis um 5 Uhr Zeit, mich auszuruhen, dann muss ich mich schminken (bzw. Tori macht das) und dann, naja, hinter der Bühne aufs Publikum warten. 

Der Spruch ausm Titel hab ich vom Jan. Ich hab lange gebraucht, um ihn zu verstehen. Ich doof.

2012/05/09

bleed it out

Ich hatte eine echte Chance auf eine 2. Ernsthaft.
Das Thema lag mir ganz gut. Ich verstand alles, wusste bescheid und selbst wenn, wir durften den Zettel, auf dem die Formeln standen sowieso benutzen.
Aber dann kam es raus: Ein Foto von der Arbeit im Netz. Geschossen von einer Klassenkameradin, von der man das erst gar nicht erwarten würde.
Wir bekommen eine neue Arbeit, eine etwas leichtere. Doch da uns erst die liebe Hundedecke etwas Zeit gestohlen hat und Frau Haufe sich wegen des Betrugsversuchs auch noch meldete, verloren wir noch mehr Zeit. Nicht zu vergessen de Mitschülerin, die gebeichtet hat, die aus Angst draußen vor der Tür weinte. Während die ersten schon anfingen zu rechnen, saß ich da, betäubt von dem grässlichen Geräusch der nicht aufhörenden Tränen und der Angst in den Knochen. Ich schaffte nur drei von vier Aufgaben, diese dann aber auch eigentlich ohne Rechnungsweg wegen den Formeln.

Heute hatten wir seit dem Vorfall von Freitag wieder Mathe gehabt. Frau Haufe war nicht der besten Laune und wird uns die nächsten zwei Wochen bluten lassen, ihre Worte.
Wir fragten nach Noten und Durchschnitt (3,9). Ich hab eine 4.
Das nur, weil sie eben angepisst jeden kleinsten Fehlern, den sie sonst nie werten würde, ebenfalls angestrichen hat.

Während wir dann selbstständig arbeiteten, wollte ich nur raus. Irgendwie meine Gefühle ausdrücken. Wie wütend ich bin. Und traurig. Und sowas wie beleidigt, dass auch die Unschuldigen dieselbe Arschkarte wie die Mitläufer ziehen.
Endlich zuhause erzählte ich rasch vom Unterricht und dann war ich nicht mehr ansprechbar.
Bis viertel vor zwei ließ ich mich nicht anfassen. Ich war dazu nicht fähig. Habe zwar somit auch Mama leiden lassen, aber ich konnte wirklich nicht.

Zwei Wochen muss ich jetzt bluten. Ob die Wunde heilen wird, weiß ich nicht.

2012/04/30

Problem?

Da wir in Englisch ein Buch lesen – einige zum ersten Mal wahrscheinlich – und wir im Unterricht mal eben die unbekannten Worte entziffern, sitzen Jenny und ich gelangweilt da, schnappen gleichzeitig unsere Lesezeichen und fangen an, mit den Teilen in unser Gesicht zu wehen, als sei uns schrecklich warm. Ich muss gestehen, es ist nicht witzig, kein bisschen sogar, aber dann irgendwie doch. Vielleicht weil wir im selben Augenblick den gleichen Gedanken hatten und synchron reagierten. Vielleicht auch einfach, weil wir manchmal echt nur hohl sind.
Maurice, der in der Reihe seitlich von unserem Tisch sitzt, kann von seinem Platz aus mich sehen – wenn ich mich zurücklehne.
So saß ich da, zurückgelehnt, mit den Lesezeichen wedelnd vorm Gesicht, grinsend.
Aber nö, Alex hat kein Recht fröhlich zu sein.
„Sag mal, bist du behindert?“, fragt er undeutlich, sodass es eher wie „Samma, bissu be-indat?“ klingt, aber laut genug, dass es sogar Alejandro gehört hätte, wenn er es nur wollte.
Statt wie üblich Augenverdrehend mich von ihm wenden, packte mich solch eine Wut.
Was erlaubt sich dieser Schmarotzer? Ist er hier der King, oder wie? Nur weil er, mit seiner Vorliebe für Hitler, „der Führer“ von seinen „Anhängern“ genannt wird?
„Stört es dich, oder was?“, frag ich genauso blöd zurück. Es ist mir in dem Moment sowas von egal, ob man mich hört oder nicht, ob man sich fragt, ob ich anfange völlig durchzudrehen oder dass ich in Wirklichkeit eine verdammte Zicke bin, aber für alle nach außen ruhig spiele. Was auch immer gedacht wurde, es ist mir scheißegal.
Maurice macht den Mund auf, aber ich lasse ihn erst gar nicht zu Wort: „Tja, dein Problem, wenn es dich stört, nicht meins. Wenn es dir nicht gefällt, dann schau woanders hin.“ Und mit einem aufgesetzten Lächeln wedelte ich noch heftiger.

Danach kochte ich immer noch. Lange saß ich da, wünschte ich sei wirklich nicht von dieser Welt, sodass ich ihn verhauen könnte. Wenn ich wenigstens eine Junge wäre, ich hätte ihn dann wahrscheinlich auf dem Pausenhof verprügelt.
Doch dann dachte ich daran, wie ich reagiert habe. Meine eigentlich gar nicht so schlechte Antwort und das fiese Lächeln danach, nicht zu vergessen diese Provokation.


Es ist mir vollkommen egal, wie hart das Schulleben sozial gesehen für mich in Zukunft wird. Ich lasse mir das Maul nicht stopfen.

„Was schmeichelt dir?“

Hm, ja, gute Frage, nächste Frage!
Dann würde ich die Antwort einfach löschen oder ironisch beantworten.
Aber irgendwie habe ich die Frage da stehen gelassen und gesagt: Dazu machst du ein Post, Ende Banane!
Und jetzt, wo ich hier so sitze und tippe, fällt mir nicht so wirklich etwas, was mir schmeichelt, ein.
Okay, doch.
*Es schmeichelt mir, wenn mich jemand lobt. Oder etwas als positiv bemerkt. Sei es „Oh, hey, deine Schuhe sind cool!“ oder „Das sieht richtig toll aus – dies und jenes kannst du verdammt gut.“, wobei man sowas leider nicht mehr hört („Oh Gott, die hat zwei verschiedene Schnürsenkel – Freak!“).
Wem würde es nicht schmeicheln, wenn jemand einfach so daherkommt und irgend etwas, das du gemacht oder gesagt hast, toll findet oder sogar lobt. Und das auch noch richtig offen und ehrlich. Boah, heirate mich, wenn du ein Kerl bist und zehn Jahre vergangen sind, okay?
(Übrigens ist es meistens „Mir gefällt es, wie du schreibst/mir gefällt dein Blog/mir gefallen deine Haare“, nur so).
*Da mein Humor ein bisschen anders ist – für manche ist er zu makaber, für andere zu dumm, ganz andere finden keinen Reim darauf – und ich meistens dann alleine lache, freue ich mich, wenn jemand mit mir lacht und vorher/nachher/wann egal sagt, dass der Witz/oder sonst was total krass übel lustig war. Sei es auch „nur“ lustig. Oder auf formspring.
*Zwar kommt es nicht oft vor (keine dieser hier aufgezählten Sachen kommt je oft vor, aber dieser hier wohl am seltensten), aber wenn mir jemand sagt/andeutet/wie auch immer, dass er gerne mehr mit mir Zeit verbringen möchte, sei es auch nur urplötzlich sich neben mich zu setzen während der kleinen Pause, dann fühle ich mich total geschmeichelt. Vielleicht erröte ich dann sogar.
Das war’s auch eigentlich. Ich mein, man kann sich nicht immer geschmeichelt fühlen, oder?

2012/04/27

Warst du schon mal in Amerika?


Ich starre Alejandro vollkommen perplex an.
"Ähm, nö", antworte ich extrem geschickt.
"Was machst du dann?"
Langsam fühle ich mich schon geschmeichelt: das ständige Drannehmen, das Loben für meine Antworten und jetzt das. Nur weil ich ein paar Kürzel und die Jugendsprache der englisch Sprechenden beherrsche. Witzig.
"Ich schreibe im Internet mit Leuten aus Amerika und so", kürze ich es ab. Es wäre zu komplex zu erklären, wie es so in tumblr läuft und dass ich auch Leute verfolge, die in Kanada und (das ist jetzt nur eine Vermutung, weil er selten was preisgibt... aber ein er!) in Spanien leben.

Wir lesen im Buch irgendein Magazin für Teenager. Schon in der letzten Stunde wurde gefragt, was bitte schön dunno sein soll. Gott sei Dank fragt Alejandro vorher nach, ob jemand die Antwort weiß. Damit ich wenigstens in Englisch schlau wirke.
Weiterhin löse ich für ihn auch eine Aufgabe und weitere Ungeklärtheiten der englischen Jugendsprache.
"Weiß jemand, was das bedeutet?", fragt er in die Runde.
Automatisch melde ich mich, beinahe gelangweilt, mit der Frage Das ist doch pipifax, Leute! Seht ihr das nicht? im Kopf.
"Haha, also Alex, unsere Expertin, weiß die Antwort!", lacht er, als er mich dran nimmt.
Ich unterdrücke mein Are you kidding me-Gesicht und sage einfach die Antwort.

"Ich hab gestern mit meiner Schwester einen Film geguckt, La Boum, da hat einer einen Witz erzählt, dass da ein Tourist in einem englischen Restaurant war und nach einem bloody steak fragte, woraufhin der Kellner 'So, and what about some fucking potatos?' gesagt hat!" Ich lache mir einen Ast ab. Schon beim Film fand ich es witzig.
Zu meiner Verwunderung guckt mich meine Reihe verwirrt und verstört an. "Versteh ich nicht", sagt Sarah als Antwort.
Während ich nach außen hin ruhig ihnen den Witz erklärte, kochte ich innen drin.


2012/04/25

„Alex ist unter ihren Leuten“

Gestern kam ich Heim und habe Tori erzählt, dass ich mit Jenny Plakate ausgehängt habe, was die Kiwi zu Patrick gesagt hatte und so – ich bekam aber eine ganz andere Reaktion als erwartet.
„Ja, ich hab die Plakate gesehen. Die sind total hässlich. Und peinlich! Das ist keine Werbung, sondern vergraulende Scheiße! Die Kiwi hatte nicht einmal gefragt, ob wir das Plakat haben wollen, sondern hat sie einfach ausgedruckt und uns bzw. dich aufhängen lassen! Dann schreibt sie noch, wir wären eine AG der Schule – von wegen!  Wir sind von der Kirche, wir arbeiten bloß mit der Schule quasi zusammen – und das nur, weil Kiwi wieder mit dabei ist. Weißt du wie lange die wieder bei uns? Seit Januar vielleicht! Und hat sie was gemacht? Nö! Wir haben das Stück selber ausgesucht, wir haben uns selber den Namen gegeben, wir haben alles selber organisiert mit der Kirche und so weiter, wir sind eigentlich leiterlos, Ausnahme halt Kevin und ich! Aber was hat die Kiwi gemacht? Im Lehrerzimmer von der Aufführung geprahlt und sich als Leiterin der Theater AG dargestellt!“
Beschwerde pur. Hat dann erst mal mich zu Brei geschlagen, obwohl ich gar nichts damit zu tun habe. Auch toll.
Jedenfalls hatte sie dann abends immer noch schlechte Laune, fing an etwas fürs Plakat zu zeichnen, während Nico auch an einem gearbeitet hat.
Da Tori kein Weltkünstler ist und Nico am Computer eben nur schneller sein kann, haben wir nun Nicos Plakat:
Eine Silhouette, rechte Hand zur Faust geballt, in der linken Ecke, die linke Hand als Pistole in der Luft dargestellt, der Hintergrund weiß, auf dem die wichtigen Daten stehen.
Nun, vor der vierten Stunde, vor meiner Doppelstunde Deutsch mit Kiwi, standen Tori, Anki und Nico vor meinem Klassenzimmer.
Ausgerechnet den Mark musste Tori fragen, ob das hier die 9b wäre und ob Kiwi schon da ist.
Ich rannte schnell zu den drei, stellte mich zu ihnen und sagte, Kiwi sei gleich da, kein Plan, warum sie so spät dran ist, dass das neue Plakat viel geiler ist.
Irgendwann ist irgendetwas an mir vorbei geflogen, das aus meinem Klassenzimmer kam. Verwundert hatte ich mich umgedreht und Mark gesehen, der sich wie immer posend kringelig lachte und Maurice etwas zurief. Ich beachtete die alle wieder nicht, sondern drehte mich der Gruppe zu.

Kiwi war natürlich angepisst, weil sie sich ach so viel Mühe gegeben hatte mit dem Drucken und so weiterem Kram. Aber es ist doch ihre Schuld, wenn sie einfach ihre Sachen durchsetzt, ohne uns zu fragen. Die neuen Druckkosten werden wir selber begleichen, weil die Kiwi echt angepisst ist. Die hat deswegen sogar Maurice angeblafft und mir gesagt, ich solle die Einladungen für das Theaterstück austeilen, obwohl man die genauso gut auch weitergeben kann (ich hab das dann auch so gemacht).
Als ich wieder ruhig saß, erzählte mir Jenny im Flüsterton, dass Mark hinter mir in der Tür stand und zu Maurice gerufen hat, „Alex ist bei ihren Leuten! – Guck mal wie die steht!“ und eine extrem tussige Pose gemacht – und um Gottes Willen, noch nie stand ich mit einer Hand auf der Taille, den anderen Arm herablassend an der Seite hängend, Beine anwinkelnd und mit der freien Hand manchmal im Haar wühlend da. Deshalb hatte der so bescheuert gelacht. Hatte mich schon gewundert, warum der seine ach so coole Pose, die keine Regungen zeigt, fallen gelassen hat.
Auf jeden Fall war ich dann bestimmt noch wütender als Kiwi.
Was erlaubt sich dieser Blödmann eigentlich? Nie ein Wort mit mir sprechen – und wenn, dann sind wir dazu wegen der Schule verdonnert. Hat immer großen Schiss davor mit mir zu sprechen. Manchmal halte ich mich am Stuhl fest, wenn der plötzlich anfängt zu reden oder gar zu lachen – denn dabei wirkt um einiges menschlicher, als sonst. Nicht so roboterhaft, immer darauf bedacht, wie er gerade steht (bzw. posiert) und aussieht. Nicht mal ich als Mädchen mach mir so viele Gedanken darüber, wie ich gerade aussehe. Jedenfalls nicht alle fünf Sekunden.
Zu hause habe ich dann Mama davon erzählt und wie bescheuert ich das finde.
Weil es mir dabei auch noch einfiel, erzählte ich ihr auch, wie oft ich mit ihm konkurriere.
Mark ist der Schlaue aus der Klasse, schreibt am häufigsten die beste Arbeite und ist in keinem Fach schlechter als zwei.
Ich bin zwar nicht so clever, wenn ich mir manche meiner Arbeiten anschaue, aber wenn ich mit ihm in einer Gruppe arbeite, dann denke ich mir manchmal Um Himmels willen, der ist gar nicht so schlau – im Gegenteil! oder Grundgütiger! Er weiß es nicht!? Dabei ist das doch so einfach!
Als wir in Biologie unsere Arbeiten zurückbekamen, hatte Mark anfangs die einzige zwei – bis ich verloren gegangene keine Ahnung wie viele Punkte gefunden habe und auch eine zwei bekam. Maurice hatte damals zugehört/zugesehen, wie meine Note berichtigt wurde, hat es sofort Mark zugerufen und der hat mich vielleicht böse angeguckt.
Letztes Jahr in Französisch haben wir dieselbe Punktanzahl geschrieben, die beste Arbeit übrigens. Und unsere Klasse war nebenbei die beste des Jahrgangs, da es eine Vergleichsarbeit war. Da war er auch angepisst.
Mit Jenny kommt er auch nicht so gut klar. In Englisch, als sie über Facebook diskutiert haben, hat er versucht, sie immer wieder mit seinen Argumenten zu überbieten. Oder als wir die bessere Note auf unser Chemiereferat bekamen als er (und Patrick).
Vielleicht ist er, als Einzelkind, in dem Moment eifersüchtig geworden, da  Tori und ich für Schwestern ziemlich gut befreundet sind, während einige andere aus meinem Jahrgang mit ihren Geschwistern weniger klar kommen.
Was auch immer es war, er ist und bleibt ein Affe. Widerwärtig, großkotzig und ein Stein.

Nebenbei bin ich auch noch sauer, weil eigentlich die ganze Klasse sie über das Theaterstück lustig macht:
„Hahahaha, bang, bang, du bist tot!“, hat heute eine gerufen und mit ihren Händen eine Pistole dargestellt.
„Das sollte Farid Bang heißen, ihr Säcke!“ Jungs.
Einige andere haben das bang, bang, bang di bang-Lied gesungen. Ganz andere haben die Einladung ohne zu lesen (hat übrigens keiner gemacht, wie ich die alle kenne) zerknüllt und weggeworfen.
Sehr toll.
Und dann heißt es immer „Wieso sitzt Alex so alleine auf ihrem Platz? Wieso kann sie ihre eigene Klassenkameraden nicht leiden? Warum guckt sie immer so gequählt während der fünf-Minuten-Pause?“ Ratet mal, wieso.