2012/04/25

„Alex ist unter ihren Leuten“

Gestern kam ich Heim und habe Tori erzählt, dass ich mit Jenny Plakate ausgehängt habe, was die Kiwi zu Patrick gesagt hatte und so – ich bekam aber eine ganz andere Reaktion als erwartet.
„Ja, ich hab die Plakate gesehen. Die sind total hässlich. Und peinlich! Das ist keine Werbung, sondern vergraulende Scheiße! Die Kiwi hatte nicht einmal gefragt, ob wir das Plakat haben wollen, sondern hat sie einfach ausgedruckt und uns bzw. dich aufhängen lassen! Dann schreibt sie noch, wir wären eine AG der Schule – von wegen!  Wir sind von der Kirche, wir arbeiten bloß mit der Schule quasi zusammen – und das nur, weil Kiwi wieder mit dabei ist. Weißt du wie lange die wieder bei uns? Seit Januar vielleicht! Und hat sie was gemacht? Nö! Wir haben das Stück selber ausgesucht, wir haben uns selber den Namen gegeben, wir haben alles selber organisiert mit der Kirche und so weiter, wir sind eigentlich leiterlos, Ausnahme halt Kevin und ich! Aber was hat die Kiwi gemacht? Im Lehrerzimmer von der Aufführung geprahlt und sich als Leiterin der Theater AG dargestellt!“
Beschwerde pur. Hat dann erst mal mich zu Brei geschlagen, obwohl ich gar nichts damit zu tun habe. Auch toll.
Jedenfalls hatte sie dann abends immer noch schlechte Laune, fing an etwas fürs Plakat zu zeichnen, während Nico auch an einem gearbeitet hat.
Da Tori kein Weltkünstler ist und Nico am Computer eben nur schneller sein kann, haben wir nun Nicos Plakat:
Eine Silhouette, rechte Hand zur Faust geballt, in der linken Ecke, die linke Hand als Pistole in der Luft dargestellt, der Hintergrund weiß, auf dem die wichtigen Daten stehen.
Nun, vor der vierten Stunde, vor meiner Doppelstunde Deutsch mit Kiwi, standen Tori, Anki und Nico vor meinem Klassenzimmer.
Ausgerechnet den Mark musste Tori fragen, ob das hier die 9b wäre und ob Kiwi schon da ist.
Ich rannte schnell zu den drei, stellte mich zu ihnen und sagte, Kiwi sei gleich da, kein Plan, warum sie so spät dran ist, dass das neue Plakat viel geiler ist.
Irgendwann ist irgendetwas an mir vorbei geflogen, das aus meinem Klassenzimmer kam. Verwundert hatte ich mich umgedreht und Mark gesehen, der sich wie immer posend kringelig lachte und Maurice etwas zurief. Ich beachtete die alle wieder nicht, sondern drehte mich der Gruppe zu.

Kiwi war natürlich angepisst, weil sie sich ach so viel Mühe gegeben hatte mit dem Drucken und so weiterem Kram. Aber es ist doch ihre Schuld, wenn sie einfach ihre Sachen durchsetzt, ohne uns zu fragen. Die neuen Druckkosten werden wir selber begleichen, weil die Kiwi echt angepisst ist. Die hat deswegen sogar Maurice angeblafft und mir gesagt, ich solle die Einladungen für das Theaterstück austeilen, obwohl man die genauso gut auch weitergeben kann (ich hab das dann auch so gemacht).
Als ich wieder ruhig saß, erzählte mir Jenny im Flüsterton, dass Mark hinter mir in der Tür stand und zu Maurice gerufen hat, „Alex ist bei ihren Leuten! – Guck mal wie die steht!“ und eine extrem tussige Pose gemacht – und um Gottes Willen, noch nie stand ich mit einer Hand auf der Taille, den anderen Arm herablassend an der Seite hängend, Beine anwinkelnd und mit der freien Hand manchmal im Haar wühlend da. Deshalb hatte der so bescheuert gelacht. Hatte mich schon gewundert, warum der seine ach so coole Pose, die keine Regungen zeigt, fallen gelassen hat.
Auf jeden Fall war ich dann bestimmt noch wütender als Kiwi.
Was erlaubt sich dieser Blödmann eigentlich? Nie ein Wort mit mir sprechen – und wenn, dann sind wir dazu wegen der Schule verdonnert. Hat immer großen Schiss davor mit mir zu sprechen. Manchmal halte ich mich am Stuhl fest, wenn der plötzlich anfängt zu reden oder gar zu lachen – denn dabei wirkt um einiges menschlicher, als sonst. Nicht so roboterhaft, immer darauf bedacht, wie er gerade steht (bzw. posiert) und aussieht. Nicht mal ich als Mädchen mach mir so viele Gedanken darüber, wie ich gerade aussehe. Jedenfalls nicht alle fünf Sekunden.
Zu hause habe ich dann Mama davon erzählt und wie bescheuert ich das finde.
Weil es mir dabei auch noch einfiel, erzählte ich ihr auch, wie oft ich mit ihm konkurriere.
Mark ist der Schlaue aus der Klasse, schreibt am häufigsten die beste Arbeite und ist in keinem Fach schlechter als zwei.
Ich bin zwar nicht so clever, wenn ich mir manche meiner Arbeiten anschaue, aber wenn ich mit ihm in einer Gruppe arbeite, dann denke ich mir manchmal Um Himmels willen, der ist gar nicht so schlau – im Gegenteil! oder Grundgütiger! Er weiß es nicht!? Dabei ist das doch so einfach!
Als wir in Biologie unsere Arbeiten zurückbekamen, hatte Mark anfangs die einzige zwei – bis ich verloren gegangene keine Ahnung wie viele Punkte gefunden habe und auch eine zwei bekam. Maurice hatte damals zugehört/zugesehen, wie meine Note berichtigt wurde, hat es sofort Mark zugerufen und der hat mich vielleicht böse angeguckt.
Letztes Jahr in Französisch haben wir dieselbe Punktanzahl geschrieben, die beste Arbeit übrigens. Und unsere Klasse war nebenbei die beste des Jahrgangs, da es eine Vergleichsarbeit war. Da war er auch angepisst.
Mit Jenny kommt er auch nicht so gut klar. In Englisch, als sie über Facebook diskutiert haben, hat er versucht, sie immer wieder mit seinen Argumenten zu überbieten. Oder als wir die bessere Note auf unser Chemiereferat bekamen als er (und Patrick).
Vielleicht ist er, als Einzelkind, in dem Moment eifersüchtig geworden, da  Tori und ich für Schwestern ziemlich gut befreundet sind, während einige andere aus meinem Jahrgang mit ihren Geschwistern weniger klar kommen.
Was auch immer es war, er ist und bleibt ein Affe. Widerwärtig, großkotzig und ein Stein.

Nebenbei bin ich auch noch sauer, weil eigentlich die ganze Klasse sie über das Theaterstück lustig macht:
„Hahahaha, bang, bang, du bist tot!“, hat heute eine gerufen und mit ihren Händen eine Pistole dargestellt.
„Das sollte Farid Bang heißen, ihr Säcke!“ Jungs.
Einige andere haben das bang, bang, bang di bang-Lied gesungen. Ganz andere haben die Einladung ohne zu lesen (hat übrigens keiner gemacht, wie ich die alle kenne) zerknüllt und weggeworfen.
Sehr toll.
Und dann heißt es immer „Wieso sitzt Alex so alleine auf ihrem Platz? Wieso kann sie ihre eigene Klassenkameraden nicht leiden? Warum guckt sie immer so gequählt während der fünf-Minuten-Pause?“ Ratet mal, wieso.



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