Mein Immunsystem hat ihrem Plan kräftig in den Hintern
getreten:
Als ich wach wurde, hatte ich Fieber bis zu 39 Grad und
meine Stimme war kein Stück besser.
Wir gingen zum Arzt… mal wieder.
Wir machten wieder den Strips-Test, der wieder negativ
ausfiel.
In der Apotheke erklärte mir die nette Frau nochmal alles
ganz genau: Es gab Tabletten, die ich lutschen musste; Tabletten, die ich
täglich trinken sollte und noch Standardtabletten gegen Fieber und
Kopfschmerzen.
Zu hause angekommen alle Medikamente eingenommen und sich
sofort wieder schlafen gelegt, das war gegen neuen Uhr oder halb zehn.
Das nächste Mal wurde ich um drei wach. Mama betastete
meine Stirn, ob ich noch Fieber hätte. Tori war auch gerade da, machte eine
Krankenhaus-Pause.
Ich schlief wieder ein.
So ging das ungefähr fünf Tage: Tabletten, schlafen,
Toilette, schlafen, Nahrungsaufnahme, Schlafen.
Danach war mein Fieber gebrochen, aber die Stimme ließ
lange auf sich warten.
Ich durfte die ganze letzte Woche vor den Osterferien
nicht mehr zur Schule. Papa hatte extra die Bescheinigungen im Sekretariat abgeliefert.
Der Rest der Woche lag ich sonst nur zu Hause, las mir
durch, was die anderen in Facebook schrieben.
Ich fühlte mich einsam, vor allem da Tori im Krankenhaus
war.
Selbst als sie wieder raus war, fuhr sie mit Jenny zu
einem Kurs für mehrere Tage.
Mucho und ich hätten uns beinahe gegenseitig umgebracht.
Dann waren Ferien. Bloß so wirklich hab ich das nicht
mitbekommen, da ich immer noch mit meiner Stimme zu kämpfen hatte.
Irgendwann kam auch Jenny vorbei, gab mir die Hausaufgaben vorbei, erzählte mir,
was so alles passiert sei.
Zum Beispiel dass die Französisch-Arbeit verschoben
wurde, da mit mir insgesamt drei Leute gefehlt hätten.
Oder dass mein Englischlehrer ihr gesagt habe, sie solle mir ein ganz
melodramatisches „Gute Besserung“ und „Alles Gute“ wünschen.
Jenny hatte mir am Ende zu Ostern noch eine
Kinder-Mix-Tüte geschenkt.
Also habe ich in der zweiten Woche mit Tori an Puppen
gebastelt. Bzw. hat sie mehrere gemacht und ich nur eine, die für Jenny.
Sie bestehen aus Wolle, etwas Draht und Nadelköpfen als
Augen.
Auch habe ich Mama im Garten geholfen und mir die
Überreste eines Schiffs aus der Flasche in meinen rechten Mittelfinger gerammt,
weswegen ich mich dann beim Putzen im Bad gewundert habe, wieso mein Finger rot
ist.
Am Montag nach den Ferien überreichte ich Jenny ihre
Puppe während der 5-Minuten Pause zwischen den zwei Bio-Stunden.
Sie hatte sich gefreut und angefangen, sie zu frisieren –
während alle anderen schockiert bis zu „Was ist das?“ gestarrt haben.
„Jenny, ist das eine Puppe?“, hatte Sarah beinah empört
gefragt, als ob es ein Gesetz gäbe, wann man aufhören sollte, mit Puppen zu
spielen.
„Ja“, hatte Jenny stolz geantwortet.
„Es ist eine Voodoo-Puppe“, habe ich grinsend gescherzt,
weil ich die Blicke à la „man, ist die hässlich“ bemerkt habe.
Zu meiner Überraschung glaubten sie mir.
„Oh mein Gott, wer soll die Puppe sein?“
„Sie hat Carinas Haarfarbe!“
„Das ist Alex?“, hatte Patrick gefragt, nachdem meine
Erklärung, ich habe Jenny einfach nur eine Puppe gebastelt, die eben wie eine
Voodoo aussieht, unterging. Als ich die Situation nochmal erklärt habe, hatte
er enttäuscht „achso“ gesagt und sein Interesse verloren.
Den ganzen Tag wurde gerätselt, wen ich da gebastelt
habe.
Bin ich echt so
gestört?
Ich bin, um ehrlich zu sein, etwas eingeschnappt und
sauer deswegen. Fickt euch doch alle ins Knie.
Sonst ging es im Unterricht weiter um Schwangerschaft und
so ein Kram. Jenny hatte tatsächlich gefragt, wie Zwillinge entstehen. Also,
entweder bin ich zu schlau oder ich bin zu schlau und halte Leute, die solche
Dinge nicht wissen, ganz einfach für dumm. Im Endeffekt bin ich sowieso schlau.
:P
In Englisch hatte Alejandro wieder mal nur gelabert.
„Was habt ihr so in den Ferien gemacht?“, schwafelte er
auf Englisch. „Alex?“ Er sieht mich erwartungsvoll an.
„Ich war krank und faul“, sagte ich ohne zu lachen. Schließlich stimmt das ja auch.
Nach kurzem Nachfragen, wieso und mit was ich krank war,
gab er sich zufrieden.
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