Zum Beispiel eine Englischarbeit in der letzten Stunde.
Ich muss gestehen: Ich habe geschmiert, gehetzt, Panik
verbreitet und mit mir mal wieder diskutiert. Meine Klasse und meine Lehrer,
die mich inzwischen kennen, wissen von diesen in Flüsterton oder geräuschlosen
Gefechte, die ich mit den Aufgaben der Arbeit führe.
Aber Alejandro schrieb zum ersten Mal eine Arbeit.
Also hatte er gegrinst und gelacht, während ich in der
letzten Reihe mir beinahe meine eigene Hand abgebissen hätte.
Aber die Arbeit verlief echt gut. Okay, ich hatte einige
Schwierigkeiten mit den Zeiten und da ich die zweite Aufgabe teilweise falsch
verstanden habe, verschenkte ich ein paar Punkte. Aber hätte ich diese noch
aufgesammelt, hätte die Aufgabe mit den Zeiten eine 1 trotzdem nicht
zugelassen.
Genau, Arschgeigen, eine weitere Zwei innerhalb acht
Tage! Ich würde mir am liebsten selber den Arsch küssen, aber ich sollte nicht
so viel auf der faulen Haut liegen (bleiben).
Nun, ich kam heim, zog mir etwas Bequemeres für Theater an und nach kurzem Schlendern war ich auch schon da.
Tiefpunkt.
Wir haben einen echten Tiefpunkt erlebt. Einen noch viel
schlimmeren als letztes Jahr. Okay, der von letztem Jahr war so ein üblicher
und nicht erwähnenswerter.
Aber dieser Freitag… an dem hätte ich kein Fleisch essen
sollen, da der für mich persönlich Karfreitag war.
Es ist nämlich so, dass Lena, eine der Verstorbenen, krank
ist. Irgendeine Entzündung, weswegen sie keine Stimme hat. Da sie viele Projekte am Laufen hat und ihre
Gesundheit nicht vernachlässigen sollte (sie ist ungefähr genauso immunstark
wie ich), hatte sie keine andere Wahl als ihre Rolle abzugeben.
Panik.
„Wer wir die neue Jessie sein?“ – „Oh Gott, wie finden
wir denn jetzt noch eine neue Hauptbesetzung?“ – „Wir werden alle sterben!“
Als es noch zur Sprache kam, dass es nur noch drei Wochen
bis zur Aufführung sind – hust, 10. Und 11. Mai, hust – herrschte quasi Chaos.
Anki bekam mit ihrer Rolle als Katie so großen Bammel,
dass sie sagte, sie wolle nicht mehr. Schule
sei ihr wichtiger (Lernzeit für Theater = beste Zeit fürs Schreiben mehrerer
Arbeiten). Und ich meine: Zwölfte Klasse, schon wichtig.
Trotzdem war ich sauer: Sie wusste, welche Rolle sie hat
und hätte sich vorher Gedanken machen müssen.
Also wurde nach langer Diskussion, ob wir alles abblasen
(Tori und ich waren vollkommen dagegen, hihi) oder verschieben oder
Mexikofingerimpo, entschieden, dass Mara Katie spielt und ich Jessie.
Jessie (und James).
Die Rolle, für die ich vor Monaten gekämpft habe.
Die ist nun mein.
Wie habe ich reagiert?
Genau, 100 Punkte an die gesichtslose Person aus der
blutverschmierten Ecke, die langsam auf mich zu kriecht: ANGST!
Plötzlich war ich eine der Hauptfiguren, habe plötzlich
noch mehr Text als vorher und muss all meine vorherigen Rollen reumütig
weitergeben (wenigstens ist Jan nun der böse Junge aus dem Knast – dank Timo,
der in Meiningen Showkampf erlernte, schlägt er Dominik quasi ^__^ boah, noch
viel cooler als bei mir :D und Kevin ist nun ebenfalls Stimme :D Souffleur und
Stimme. Hammer!)
Ich war beim Markieren des Jessie-Textes heilfroh, weder
meinen Stimme-Text markiert oder gelernt zu haben. Sprich: Mein Gehirn hatte
nicht mal einen Satz vom Stück, den er hätte wütend verbrennen müssen.
Samstag war dann gegen neun Uhr die erste Wochenendprobe
und wir kamen bis zur Hälfte. Ganz, ganz stolz.
Während der ersten drei Seiten hatte Anki es sich anders
überlegt (größtenteils, weil Mara wegen ihrem ersten Jahr in der Theater AG und
schon allein so zu schüchtern ist), weswegen ich allein das recht hatte, ein
Textbuch zu halten, was aber nicht immer nötig war. Ich meine, solche Sachen wie
„Warum ich?“ und danach umzufallen kann ich mir auch ohne stundenlanges ins
Textbuch starren merken.
Wir verstorbenen sind sooft auf die Knie gefallen, vor
allem Tori, die ja Josh’s beste Freundin war und mit ihm in der Kindheit Krieg
gespielt hat.
Wir haben bis fünf geprobt, Kevin hat uns dann nach Hause
gefahren. Ich bin leider mit meinem Knie an etwas gestoßen – im Normalfall gäbe
es hinterher keinen Kratzer, aber da mein Knie wortwörtlich angeschlagen war… -
und hab mir einen schönen Kratzer zugezogen. Yay!
Abends bin ich schließlich mit Tori das ganze Textbuch
durchgegangen – bzw. nur unseren Text, haha – und haben manchmal so lachen
müssen, weil Mucho versucht hatte, uns nachzuäffen.
Sonntag ging es erst um zehn los, aber eigentlich nur,
weil es nur wir sechs waren: Tori, Dominik, Timo, Eo, Anki und ich.
Wir haben bis drei geprobt, uns aufgenommen, um hinterher
sehen zu können, was schief ging und sowas. Es gab viele Fails, viele Lacher,
Patzer und Gänsehaut-Momente. Wie wir alle Bam geschrien haben…. Wow.
Zu Hause, nach der Probe, wollte ich die Hausaufgaben
erledigen und für Religion lernen – sicher! Denn ich hatte die Hälfte der
benötigten Sachen in der Schule gelassen. Ich Depp.
Trotzdem habe ich mehr als gedacht in der Arbeit
geschrieben (meistens eigentlich nur Glück, höhö), aber besser als eine drei
wird es nicht. Dazu kenne ich die dumme
Pute von Lehrerin gut genug.
Dafür bekamen wir heute in Englisch die Arbeit zurück und
YESSSSSSSSS, zwei!
Bin immer noch fassungslos glücklich.
Zum Beispiel weil ich in mündlich auf 1- stehe. Oder weil
er meinen Bericht exzellent und beeindruckend fand, auch wenn ich manchmal
informell wurde.
Aber wen juckt das? Hätte ich fünf Punkte mehr geschrieben,
gäbe es eine eins. Aber mit der zwei kann ich genauso gut leben :D
So, Tori, ich hoffe du bist froh, endlich die „Schreib
über Theater und die Proben“-Berichte gelesen zu haben.
Ich hätte zwar noch mehr geschrieben, aber jedes Mal,
wenn ich heute in der Schule anfing, von den Proben zu schwärmen, wurde ich
entweder unterbrochen oder sehr elegant zu einem anderem Thema gebracht.
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