2013/05/04

Möge die Macht mit dir sein!

Bevor Tori wieder meckern kann, dass ich nichts (Positives!) über die Theater AG schreibe, tippe ich schnell mal alles ab – die Alte sitzt gerade in der Schule und muss für ihre DS-Prüfung üben, die Arme.
Das diesjährige Stück ist von Nora Mannsmann und heißt „herr tod lädt nicht ein aber wir kommen trotzdem“.  Nach BANG! BANG! DU BIST TOT! wollten wir wieder ein recht modernes Stück mit aktuellen Themen aufführen. Ein Stück, das nicht nur uns, aber auch unser jüngeres Publikum ansprechen soll – das „klassische Theater“ zieht ja doch eher ältere Herrschaften an und wird als langweilig abgestempelt.
Neben Kiwi hat auch Tori sich auf die Suche gemacht. Zum Schluss hatten wir vier Stücke zum Auswählen – und herr tod hatte anscheinend die Mehrheit.
Anscheinend? Jawohl! Denn wie es noch während der Proben gemunkelt wurde, findet mehr als die Mehrheit das Stück scheiße. Einige sagen es offen heraus („Das ist so bescheuert!“), andere haben es – äh – nett verschachtelt („Diese Szene macht keinen Sinn. Moment, das ganze Stück ist sinnlos.“). Denn Frau Mannsmann hat weder Regieanweisung, Satzzeichen oder Hinweise gegeben – man klappt das Skript auf, blättert weiter und man findest nicht als Wörter, Wörter, Wörter, Wörter, Wörter, Wörter. Alles war unlogisch, skurril und machte keinen Reim. Es gibt keinen roten Faden. Keine aussagestarken Rollen. Nur ein paar klitzekleine Sätzchen sind ein wenig, wie soll ich sagen, inspirierend. (SCHLAG DEIN KOPF GEGEN DIE WAND!)
Der Rest bereitete uns Kopfschmerzen; unsere „Umarbeitung“ noch weitere Schmerzen. Es wurde gestrichen, dazu gedichtet, echte „Regieanweisungen“ notiert,  Bemerkungen an gekritzelt und gelegentlich markiert. Den zweiten Teil haben wir umgehauen – so vieles wurde gestrichen. Hauptsächlich das Unlogischste vom Unlogischen.  Anders kann man es gar nicht beschreiben!
Der Dritte Teil kam auch nicht ohne Kürzungen raus. Ging nicht anders. (Okay, so wirklich weiß ich es nicht. Ich hab das Stück nie zu Ende gelesen, denn wegen der fehlenden Satzzeichen war ich kurz vor einem Wutausbruch Schrägstrich Zusammenbruch. Ich bin ein kleinkariertes Arschloch, ich weiß!)
Schauen wir uns mal kurz die Rollenbesetzung an!
Sie wurde von Tori gespielt, Anki spielte Traum-Sie. Er wurde von Bob gespielt, Traum-Er von Timo. Nico war so süß und in seinem Element als Geisel und Freund vom Tod. Ann-Kathrin war die Traum-Geisel aus meinem Spiel mit Anki und Timo. Sebastian war Tobi; Mansi und Rebecca waren die Rolle „Junge“ bzw. „Matthias“ und Leo war das Mädchen. Ansonsten gab es noch Passanten und Cafébesucher. :) Ach ja und ich war Herr Tod :D
Diese Geschichte beginnt in einer Schultoilette. Und so war’s auch! Während Bob und Tori von Tom und Jerry reden, obwohl beiden bewusst ist, dass Tobi aus der 8. ein Grundschulkind vergewaltigt. Die Restlichen bildeten eine Wand hinter der Mansi auf dem Boden lag – um später durch die Luft getragen zu werden und auf ihrem „Sarg“ zu landen. Nachdem ich gerufen werde komme ich aus dem Publikum nach vorne – unter anderem mit Spot und Blues Brothers Musik! – und schnipse Mansi hoch – aber erst nachdem ich Süßigkeiten geworfen und getanzt habe, yeaaaah. Tori und Bob wollen abhauen, etwas Abenteuer erleben, ihren eigenen Roadmovie. Sie knacken Autos, wollen Geiseln mitnehmen und haben Waffen – dass sie am Ende blutüberströmt in ihrem eigenem Auto landen werden ist den beiden egal. Als sie über die Geiselnahme überlegen, kommt die Spielsequenz mit der Traum-Besetzung: Ich spiele mit Timos Gameboy Color, im Hintergrund läuft Pacman-Musik, es gibt einen Error („Mannar, mannar!“) und eine tote Geisel, die ich hochschnipse und nach einem Game Over Timo und Anki auf den Boden werfe.
Danach kommt die echte Geiselnahme mit Nico – meine absolute Lieblingsszene! Unsere Geiselnehmer sind total verpeilt und müssen sich ständig Vorschläge von Nico anhören, der sich zuletzt selber mit Toris Schal die Hände fesselt. Am Ende wird er enttäuscht, weil sie ihn aus keinem guten Grund festgenommen haben. „Sie haben nicht schlecht geplant. Sie haben gar nicht geplant.“
Wir erfahren, dass Tori einen hühnereigroßen Tumor hat, dass sie mit Bob seit drei Tagen durch Luxemburg unterwegs sind und die Passanten waschen sich das Gesicht, doch da es nicht sauber wird, müssen sie den Dreck überschminken und setzen sich Masken auf.
Nach einer recht traurigen Szene sterben die Geisel und fünf Passanten; von Ihrem und Seinem Tod erfährt man nur durch mich, die „Wald. See. Händchen halten. Pistole!“ ruft und anschließend die letzten zwei roten Striche an die Wand sprayt – insgesamt waren es 13.
Im zweiten Teil läuft die Crew durchs Publikum, glotzt sie provozierend und wutentbrannt an. Klettern auf die Bühne; kriechen, lechzen, laben vor sich hin. Hinter der Bühne gebe ich eine meiner schrecklichsten Lachen hervor – schrecklich und gruselig.
Der dritte Teil spielt schon im Café – ich tanze und finde drei Freunde; mit Rebecca spiele ich sogar UNO! Wir tanzen zu Musik aus mehreren Quellen und werde dabei ausgezogen – und hervor kommt ein Clown! „Keine Angst. Je näher du dem Tod kommst, umso lebendiger fühlst du dich!“
Ein Epilog fasst alles zusammen – alltägliche Probleme, Blödeleien aus der Jugend, Lebensfragen und depressionsähnliche Aussagen.
(Und was hab ich eigentlich so gemacht neben Tanzen und Strichen ziehen? Auf meinem Thron gesessen, Blödeleien gemacht, die Geiselszene mit Nico eigentlich verarscht, Tote von der Bühne geschickt, irre/bescheuert gelacht und… ja. Hatte kaum was zu sagen oder machen. Beste Rolle allerzeiten!)
Nach unserem letzten Satz haben wir zu Bangarang tanzend die Bühne verlassen, sind nochmal auf die Bühne gegangen – tanzend! – um danach noch mit Namen vorgestellt zu werden. (Ich lief mit Nico und Sebastian!) Der Applaus war doch enorm; nicht wie letztes Jahr. Aber immerhin!
Kiwi hat unseren fünf Abiturienten ein Buch der letzten fünf Jahre geschenkt – eine märchenhafte Erzählung von ihren Weg in und aus der Theater AG. Sie hat alles schön umrundet – wie die drei Jungs wegen Konfirmation nicht anwesend waren, wie Nico wegen Cambridge ein Jahr aussetzte,  wie Anki dazukam und wie wir uns alle zu Spielfieber entwickelten. Ein Geschenk für Kiwi gab es auch: Tori hat uns alle skizziert!
Obwohl am Donnerstag viel weniger Leute da waren, haben wir dort mehr Applaus und mehr Einnahmen bekommen. (Bobs Vater ist ja mal ein lieber; war wegen meiner kurzen Friese entsetzt, aber auch entzückt hihi.)
Am besten war das Rumlaufen in Clownsschuhen und „Geld! Geld! Geld!“ zu quieken, wie die Möwen bei Findet Nemo.
Gestern kam großes Lob von Elke, aber auch von Herrn Jürgens, den mein farbenfrohes Outfit als Clown offensichtlich geflasht hat. :) Aber es hat ihnen gefallen! :D Die Lehrer waren aber neben uns am besten gelaunt und haben uns nach der Aufführung oft zu gezwinkert und Lob zugeflüstert. Job well done – oder so…

Nach der letzten Aufführung ging es die Fledermaus – eine Bar, die man im Tageslicht nicht bemerkt, aber sobald die Dunkelheit eingebrochen ist, strahlt das Ding und zieht Leute wie Mücken das Licht an.
Zuerst saßen wir alle vereinzelt a, weil wir doch recht viele waren. Gegen zehn gingen die Jüngsten und die, die einen weiten Heimweg hatten. Zum Schluss saßen wir alle an einem Tisch, der eigentlich für gut sechs Leute ausgerichtet war – wir waren aber, weiß nicht, mindestens 14.
Das war das erste Mal, dass ich so wirklich Spaß hatte in einer Bar. Ich gebe zu: Nach Kianas Geburt war es zwar auch schön, aber nicht unbedingt spaßig. Der letzte Abend der Skifreizeit war, nun ja, eher Gruppenzwang.
Aber gestern – das war was! Wir waren zwar alle nur angetrunken, benahmen uns aber wie besoffen: Wir tanzten im Sitzen, sangen mit, grölten rum, klatschten zum Takt und hämmerten auf den Tisch. Der Sitzplatz wurde oft gewechselt, wir hatten viel eher einen Stuhlkreis gebildet. Irgendwann saß Bob in einer Ecke, seine Beine auf mir, mit denen ich dann ein Gitarrensolo hinlegte. Headbang, Händeklatschen mit dem Nachbarn und der Todestanz – mein Tanz aus dem Stück! Obwohl ich die meisten gar nicht kannte – also, gegen Ende, als Freunde von den Älteren kamen – hatten wir Spaß; es störte keinen; wir sangen trotzdem alle synchron „Give it up“ von Linkin Park, shufflten im Sitzen und hoben unsere Hände in die Luft wie befohlen.
Ich weiß nicht, was am Witzigsten war: Dass Mike mit uns saß und mitfeierte ODER dass unser Nachbartisch eine Geburtstagsrunde war – und diese ruhig, regelmäßig am Glas nippend und Schnappschüsse machend uns beobachtete. Irgendwann kam eine Verpackung einer großen Fickern-Flasche. Zu Timos letzten Geburtstag haben Bob, Nico, Anki, Tori und ich auch so eine geschenkt und sie noch am selben Abend aufgemacht und getrunken. Das Geburtstagskind dagegen hat ihre Flasche an sich gedrückt und den Rest des Abends lang nur noch umarmt. Irgendwann wurde ein Kuchen gebracht und paar bekannte Gesichter schauten zu uns rüber, weil wir ganz offensichtlich über sie lachten. Als ich sagte, dass die Leute aus meinem Jahrgang sind, bekam ich Klopfer auf die Schulter. Aufmunterung. Aber auch Lob. Glaube ich zumindest. :D
Zum Schluss, als die Letzten beschlossen zu gehen, wurde sich mit Umarmungen und Händeschütteln verabschiedet – Umarmungen an meine Spielfieber-Familie; Händeschütteln an die Leute, mit denen ich zum ersten Mal eine Unterhaltung geführt habe. Bob hat Tori und mich sogar so fest umarmt, dass wir für ein paar Sekunden den Boden verlassen haben.
Am Ende hat Brian uns nach Hause begleitet. :)

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Das Stück hätte ich wahnsinnig gerne gesehen:D Das klingt so viel besser als das was wir gerade in Profil machen müssen.
Und Bar klingt als wäre es wirklich sehr spaßig gewesen:D

Unknown hat gesagt…

http://weheartit.com/entry/60166380/via/AnnaBeutlin

o_O *-* ich dachte das könnte dich interessieren:D