2012/04/24

Hattest du ein schlechtes Gewissen?

„Töte das Reh!“, ruft Anki.
Dominik, der pantomimisch ein Gewehr darzustellen versucht, zuckt ein bisschen. Ich erinnre mich an meinen Text, an meinen Einsatz. Ich halte mich daran fest.
„Du drückst auf den Abzug. Nichts passiert“, höre ich Eo. Das ist das Stichwort fürs loslaufen.
„Dein Gewehr ist noch gesichert“, sagt Anki. Wir sind alle auf Dominik konzentriert.
„Du gerätst in Panik“, folgt Timo. Wir sind fast da.
„Du entsicherst dein Gewehr“, sage schließlich ich. Noch zwei Schritte—
Tori fängt an ihren Text aufzusagen, panisch. Wir stehen hinter Dominik, umringen ihn beinahe. Er sitzt auf dem Stuhl, auf das unsichtbare Reh konzentriert.
„BAM!“, schreien die Verstorbenen als Zeichen dafür, dass Josh gedrückt hat. Doch—
„Der erste Schuss verfehlt“, ruft Anki nach einem Trommelschlag.
Abermals BAM!
„Der zweite Schuss verfehlt“, ruft Timo nach dem Schlag.
BAM!
„Der dritte Schuss verfehlt!“, rufe ich.
BAM!
„Der vierte Schuss verfehlt!“, ruft Tori.
Unseren Text können wir richtig gut. Keiner hapert, keiner stützt über die Worte. Diese Szene können wir einfach.
„BAM!“, rufen wir kurze Zeit später – und es wird totenstill.

2012/04/23

ganze sieben Tage in der Schule gewesen... OH GOTT

Freitags ist Schule besonders nervig, weil es mit dem größten Scheiß direkt vor dem Wochenende aufkreuzt.
Zum Beispiel eine Englischarbeit in der letzten Stunde.
Ich muss gestehen: Ich habe geschmiert, gehetzt, Panik verbreitet und mit mir mal wieder diskutiert. Meine Klasse und meine Lehrer, die mich inzwischen kennen, wissen von diesen in Flüsterton oder geräuschlosen Gefechte, die ich mit den Aufgaben der Arbeit führe.
Aber Alejandro schrieb zum ersten Mal eine Arbeit.
Also hatte er gegrinst und gelacht, während ich in der letzten Reihe mir beinahe meine eigene Hand abgebissen hätte.
Aber die Arbeit verlief echt gut. Okay, ich hatte einige Schwierigkeiten mit den Zeiten und da ich die zweite Aufgabe teilweise falsch verstanden habe, verschenkte ich ein paar Punkte. Aber hätte ich diese noch aufgesammelt, hätte die Aufgabe mit den Zeiten eine 1 trotzdem nicht zugelassen.
Genau, Arschgeigen, eine weitere Zwei innerhalb acht Tage! Ich würde mir am liebsten selber den Arsch küssen, aber ich sollte nicht so viel auf der faulen Haut liegen (bleiben).
Nun, ich kam heim, zog mir etwas Bequemeres für Theater an und nach kurzem Schlendern war ich auch schon da.
Tiefpunkt.
Wir haben einen echten Tiefpunkt erlebt. Einen noch viel schlimmeren als letztes Jahr. Okay, der von letztem Jahr war so ein üblicher und nicht erwähnenswerter.
Aber dieser Freitag… an dem hätte ich kein Fleisch essen sollen, da der für mich persönlich Karfreitag war.
Es ist nämlich so, dass Lena, eine der Verstorbenen, krank ist. Irgendeine Entzündung, weswegen sie keine Stimme hat.  Da sie viele Projekte am Laufen hat und ihre Gesundheit nicht vernachlässigen sollte (sie ist ungefähr genauso immunstark wie ich), hatte sie keine andere Wahl als ihre Rolle abzugeben.
Panik.
„Wer wir die neue Jessie sein?“ – „Oh Gott, wie finden wir denn jetzt noch eine neue Hauptbesetzung?“ – „Wir werden alle sterben!“
Als es noch zur Sprache kam, dass es nur noch drei Wochen bis zur Aufführung sind – hust, 10. Und 11. Mai, hust – herrschte quasi Chaos.
Anki bekam mit ihrer Rolle als Katie so großen Bammel, dass sie sagte, sie wolle nicht mehr.  Schule sei ihr wichtiger (Lernzeit für Theater = beste Zeit fürs Schreiben mehrerer Arbeiten). Und ich meine: Zwölfte Klasse, schon wichtig.
Trotzdem war ich sauer: Sie wusste, welche Rolle sie hat und hätte sich vorher Gedanken machen müssen.
Also wurde nach langer Diskussion, ob wir alles abblasen (Tori und ich waren vollkommen dagegen, hihi) oder verschieben oder Mexikofingerimpo, entschieden, dass Mara Katie spielt und ich Jessie.
Jessie (und James).
Die Rolle, für die ich vor Monaten gekämpft habe.
Die ist nun mein.
Wie habe ich reagiert?
Genau, 100 Punkte an die gesichtslose Person aus der blutverschmierten Ecke, die langsam auf mich zu kriecht: ANGST!
Plötzlich war ich eine der Hauptfiguren, habe plötzlich noch mehr Text als vorher und muss all meine vorherigen Rollen reumütig weitergeben (wenigstens ist Jan nun der böse Junge aus dem Knast – dank Timo, der in Meiningen Showkampf erlernte, schlägt er Dominik quasi ^__^ boah, noch viel cooler als bei mir :D und Kevin ist nun ebenfalls Stimme :D Souffleur und Stimme. Hammer!)
Ich war beim Markieren des Jessie-Textes heilfroh, weder meinen Stimme-Text markiert oder gelernt zu haben. Sprich: Mein Gehirn hatte nicht mal einen Satz vom Stück, den er hätte wütend verbrennen müssen.
Samstag war dann gegen neun Uhr die erste Wochenendprobe und wir kamen bis zur Hälfte. Ganz, ganz stolz.
Während der ersten drei Seiten hatte Anki es sich anders überlegt (größtenteils, weil Mara wegen ihrem ersten Jahr in der Theater AG und schon allein so zu schüchtern ist), weswegen ich allein das recht hatte, ein Textbuch zu halten, was aber nicht immer nötig war. Ich meine, solche Sachen wie „Warum ich?“ und danach umzufallen kann ich mir auch ohne stundenlanges ins Textbuch starren merken.
Wir verstorbenen sind sooft auf die Knie gefallen, vor allem Tori, die ja Josh’s beste Freundin war und mit ihm in der Kindheit Krieg gespielt hat.
Wir haben bis fünf geprobt, Kevin hat uns dann nach Hause gefahren. Ich bin leider mit meinem Knie an etwas gestoßen – im Normalfall gäbe es hinterher keinen Kratzer, aber da mein Knie wortwörtlich angeschlagen war… - und hab mir einen schönen Kratzer zugezogen. Yay!
Abends bin ich schließlich mit Tori das ganze Textbuch durchgegangen – bzw. nur unseren Text, haha – und haben manchmal so lachen müssen, weil Mucho versucht hatte, uns nachzuäffen.
Sonntag ging es erst um zehn los, aber eigentlich nur, weil es nur wir sechs waren: Tori, Dominik, Timo, Eo, Anki und ich.
Wir haben bis drei geprobt, uns aufgenommen, um hinterher sehen zu können, was schief ging und sowas. Es gab viele Fails, viele Lacher, Patzer und Gänsehaut-Momente. Wie wir alle Bam geschrien haben…. Wow.

Zu Hause, nach der Probe, wollte ich die Hausaufgaben erledigen und für Religion lernen – sicher! Denn ich hatte die Hälfte der benötigten Sachen in der Schule gelassen. Ich Depp.
Trotzdem habe ich mehr als gedacht in der Arbeit geschrieben (meistens eigentlich nur Glück, höhö), aber besser als eine drei wird es nicht. Dazu kenne ich die dumme  Pute von Lehrerin gut genug.

Dafür bekamen wir heute in Englisch die Arbeit zurück und YESSSSSSSSS, zwei!
Bin immer noch fassungslos glücklich.
Zum Beispiel weil ich in mündlich auf 1- stehe. Oder weil er meinen Bericht exzellent und beeindruckend fand, auch wenn ich manchmal informell wurde.
Aber wen juckt das? Hätte ich fünf Punkte mehr geschrieben, gäbe es eine eins. Aber mit der zwei kann ich genauso gut leben :D

So, Tori, ich hoffe du bist froh, endlich die „Schreib über Theater und die Proben“-Berichte gelesen zu haben.
Ich hätte zwar noch mehr geschrieben, aber jedes Mal, wenn ich heute in der Schule anfing, von den Proben zu schwärmen, wurde ich entweder unterbrochen oder sehr elegant zu einem anderem Thema gebracht.




nach Meiningen - Ferien und jetzt

Mama hatte wirklich gedacht, dass ich am Montag nach Meiningen normal zur Schule gehe, egal was die Raucherstimme angeht.
Mein Immunsystem hat ihrem Plan kräftig in den Hintern getreten:
Als ich wach wurde, hatte ich Fieber bis zu 39 Grad und meine Stimme war kein Stück besser.
Wir gingen zum Arzt… mal wieder.
Wir machten wieder den Strips-Test, der wieder negativ ausfiel.

In der Apotheke erklärte mir die nette Frau nochmal alles ganz genau: Es gab Tabletten, die ich lutschen musste; Tabletten, die ich täglich trinken sollte und noch Standardtabletten gegen Fieber und Kopfschmerzen.
Zu hause angekommen alle Medikamente eingenommen und sich sofort wieder schlafen gelegt, das war gegen neuen Uhr oder halb zehn.
Das nächste Mal wurde ich um drei wach. Mama betastete meine Stirn, ob ich noch Fieber hätte. Tori war auch gerade da, machte eine Krankenhaus-Pause.
Ich schlief wieder ein.
So ging das ungefähr fünf Tage: Tabletten, schlafen, Toilette, schlafen, Nahrungsaufnahme, Schlafen.
Danach war mein Fieber gebrochen, aber die Stimme ließ lange auf sich warten.
Ich durfte die ganze letzte Woche vor den Osterferien nicht mehr zur Schule. Papa hatte extra die Bescheinigungen  im Sekretariat abgeliefert. 
Der Rest der Woche lag ich sonst nur zu Hause, las mir durch, was die anderen in Facebook schrieben.
Ich fühlte mich einsam, vor allem da Tori im Krankenhaus war.
Selbst als sie wieder raus war, fuhr sie mit Jenny zu einem Kurs für mehrere Tage.
Mucho und ich hätten uns beinahe gegenseitig umgebracht.
Dann waren Ferien. Bloß so wirklich hab ich das nicht mitbekommen, da ich immer noch mit meiner Stimme zu kämpfen hatte.
Irgendwann kam auch Jenny vorbei,  gab mir die Hausaufgaben vorbei, erzählte mir, was so alles passiert sei.
Zum Beispiel dass die Französisch-Arbeit verschoben wurde, da mit mir insgesamt drei Leute gefehlt hätten.
Oder dass mein Englischlehrer  ihr gesagt habe, sie solle mir ein ganz melodramatisches „Gute Besserung“ und „Alles Gute“ wünschen.
Jenny hatte mir am Ende zu Ostern noch eine Kinder-Mix-Tüte geschenkt.
Also habe ich in der zweiten Woche mit Tori an Puppen gebastelt. Bzw. hat sie mehrere gemacht und ich nur eine, die für Jenny.
Sie bestehen aus Wolle, etwas Draht und Nadelköpfen als Augen.
Auch habe ich Mama im Garten geholfen und mir die Überreste eines Schiffs aus der Flasche in meinen rechten Mittelfinger gerammt, weswegen ich mich dann beim Putzen im Bad gewundert habe, wieso mein Finger rot ist.

Am Montag nach den Ferien überreichte ich Jenny ihre Puppe während der 5-Minuten Pause zwischen den zwei Bio-Stunden.
Sie hatte sich gefreut und angefangen, sie zu frisieren – während alle anderen schockiert bis zu „Was ist das?“ gestarrt haben.
„Jenny, ist das eine Puppe?“, hatte Sarah beinah empört gefragt, als ob es ein Gesetz gäbe, wann man aufhören sollte, mit Puppen zu spielen.
„Ja“, hatte Jenny stolz geantwortet.
„Es ist eine Voodoo-Puppe“, habe ich grinsend gescherzt, weil ich die Blicke à la „man, ist die hässlich“ bemerkt habe.
Zu meiner Überraschung glaubten sie mir.
„Oh mein Gott, wer soll die Puppe sein?“
„Sie hat Carinas Haarfarbe!“
„Das ist Alex?“, hatte Patrick gefragt, nachdem meine Erklärung, ich habe Jenny einfach nur eine Puppe gebastelt, die eben wie eine Voodoo aussieht, unterging. Als ich die Situation nochmal erklärt habe, hatte er enttäuscht „achso“ gesagt und sein Interesse verloren.
Den ganzen Tag wurde gerätselt, wen ich da gebastelt habe.
Bin ich echt so gestört?
Ich bin, um ehrlich zu sein, etwas eingeschnappt und sauer deswegen. Fickt euch doch alle ins Knie.
Sonst ging es im Unterricht weiter um Schwangerschaft und so ein Kram. Jenny hatte tatsächlich gefragt, wie Zwillinge entstehen. Also, entweder bin ich zu schlau oder ich bin zu schlau und halte Leute, die solche Dinge nicht wissen, ganz einfach für dumm. Im Endeffekt bin ich sowieso schlau. :P

In Englisch hatte Alejandro wieder mal nur gelabert.
„Was habt ihr so in den Ferien gemacht?“, schwafelte er auf Englisch. „Alex?“ Er sieht mich erwartungsvoll an.
„Ich war krank und faul“, sagte ich ohne zu lachen. Schließlich stimmt das ja auch.
Nach kurzem Nachfragen, wieso und mit was ich krank war, gab er sich zufrieden.

2012/04/14

Meiningen, Part 3

Es ist Sonntag, fünf Uhr, ich habe kaum eine Stimme und schreibe ins Gästebuch.
Irgendetwas davon, dass sie das immer ganz toll hinbekommen, dass ich es schade finde, dass es gerade mal nur mein zweites Mal hier war, dass ich gerne wiederkomme… irgend sowas eben.
Wir gehen langsam raus, holen unser Gepäck, denn die Tohus müssen aufräumen.
Wir verabschieden alle, die wir kennen oder die wir freundlich finden. Ist sowieso egal, denn entweder sieht man sich  nächstes Jahr wieder oder auch nicht.
Alle sind so glücklich. Es wird gelacht, erzählt, gegrinst, dazwischen geredet.
Ich würde gerne mitreden.
Aber ich spüre, dass ich Fieber habe und lehne mich gegen meinen Koffer.

Kurze Zeit später kam Papa mit dem Bus, der beladen wurde, alle stiegen ein, es wurde angeschnallt und los.
Ich saß wieder vorne bei Papa, diesmal ohne Kevin, denn wer am Montag nicht zur Schule wolle, soll jetzt die Gelegenheit haben, sich bei mir anzustecken.
Nachdem ich Mama angerufen habe, um bescheid zu sagen, dass wir fahren, döse ich ein.
Nach Papas Aussagen war ich wie ein Stein: schwer, stumm, leblos.

Wir kommen an, Mama erwartet uns schon gespannt. Alle sind hoch erfreut und bester Stimmung.
Mir und Tori wird gute Besserung und schnelle Genesung gewünscht.
Dann fahren wir auch schon nach Hause.
Mein Fieber hatte sich bis dahin gesenkt, da ich geschlafen hatte.

2012/04/13

Meiningen, Part 2

Bei Jule haben wir immer gespielt, wobei de Spiele gleichzeitig eine Übung zu dem waren, was wir eben gelernt hatten. Es machte Spaß, weil Jule ziemlich kreativ ist und alle gerne gespielt haben.
So haben wir auch die Freeze-Szene gespielt (Randnotiz: eine von den Jüngeren hatte Angst gehabt, mit mir auf der Bühne zu sein, obwohl sie länger Theater macht als ich – OH GOTT, ICH FÜHLE MICH BIS HEUTE GEEHRT XD), weiteres Verschenken, Zombie (und auch andersrum) … denn wir bekamen zwei Neue.
Diese waren vorher bei Mara und Leona in einer Gruppe, wo sie alle sich schminken müssen und auch albern benehmen, denn sie sind Trolle gewesen. Diese zwei wollten sich aber nicht hässlich schminken, Haare zerstören, etc. und sind heulend raus. Bei uns war es auch nicht besser. Wenn es hieß, wir sollen uns einen Partner nehmen, klebten die beiden schon aneinander. Was sie auch schon vorher taten. Ich hasse solche verklemmten Leute, die wussten, womit sie es hier zu tun bekommen, aber trotzdem anfangen wie kleine Kinder zu heulen. Facepalm.
Bei einer Übung war ich mit Franzi, Stephan und Otto auf der Bühne. Wir spielten wieder so eine Szene, bei der jeder entweder stinkt, toll ist, etc. Wobei wir diesmal alle eine Eigenschaft zugesprochen bekommen haben, bzw. dachten die anderen, dass Otto z.B. extrem witzig ist, egal was er sagt, obwohl es das gar nicht war.
Nun, Stephan war der Vater, der uns allen bedrohlich und aggressiv vorkam, weswegen wir vor ihm Angst hatten und uns nicht trauten, neben ihm zu sitzen.
Franzi war die Mutter, die wir für dumm erklärten und ihr alles doppelt und dreifach zu sagen pflegten, weil sie eben dumm ist.
Ich war deren Tochter, die – und ich fand das sowas von ironisch – sexy ist, dass sogar ihre Eltern sie gerne ansahen. Facepalm, nochmal.
Und Otto war mein ach so witziger Freund.
Es fing beim Frühstück an, Stephan wiederholte seine „Befehle“ für Franzi, die sie auch angsterfüllt erledigte. Dann kam ich rein, musste mich extrem sexy beim Gähnen strecken (ich hab das Kommen sehen, vor allem, da ich an diesem Tag meine extrem bunte Hose trug… xD), und wir frühstückten, redeten über einen Urlaub, den Stephan für uns besorgt hatte, woraufhin die beiden weiblichen Personen an Mord und Co. dachten. Stephan missverstand das natürlich und erklärte Franzi, dass Hawaii nicht in Japan liege und sowas :D Dann kam Otto rein, sagte „Guten Morgen“ und wir alle haben sowas von gelacht xDD
Es endete damit, dass der Vater Franzi umgebracht hat, über Otto gelacht wurde (bzw. wegen Otto), während man sich vor Stephan versteckte.
War schon irrwitzig.
Wir probten auch zum ersten Mal das See-Painting, was mir ziemlich Spaß machte, und daraufhin auch noch das Sprechen im Chor für eine Person. Das führten wir auch letztendlich am Sonntag auch vor.
Leider verlor ich bis dahin meine Stimme (teils komplett und wenn nicht, klang ich wie ein seit 40 Jahren rauchender Penner) und war dann traurig, dass ich kaum was gesagt habe, weil ich niemanden erschrecken wollte.
Schon allein als wir bei den normalen Proben unterschiedlich Geschichten erzählen mussten, haben die anderen mich vollkommen paralysiert angestarrt.
Franzi war dann traurig, weil sie meinte, ich hätte die besten Ideen für das See-Painting gehabt (oooooh, SO STOLZ XD).
Aber es war gar nicht so schlimm.
Wir standen gar nicht so lange auf der Bühne und vorher saß ich auch bei Nuri und Christian, später dann  bei Kevin und Jaime (Jaime war so lieb, hat mir ein Kissen geholt, auf dem ich sitzen konnte :3 weil der wusste, dass ich krank war :D).
Die anderen Kurse hatten extrem wahnsinnige Vorstellungen gehabt: Timo hatte sich geprügelt (Showkampf), Mara und Leona trollten herum, Kevin und Nicole hatten in der Bücherei von Meiningen einen Impro-Auftritt (Kevins Solo war so derbe genial :D „Ich zieh mir erst mal eine Linie, sonst ist das Fernsehprogramm überhaupt nicht zu ertragen“ XDD Tmo und ich waren total geflasht :D die größten Fans!), Lena und Kiwi waren bei Jaime und waren dementsprechend albern :D, Mansi und Ann-Kathrin waren bei den Kleineren, die getanzt haben. Alles verlief unglaublich cool :)

Aber der beste Abend war immer noch der von Samstag auf Sonntag! Die Jubiläumsfeier, da diese Werkstatt nun 20 Jahre stattfindet. Der Film, indem Christian als kleiner Junge gezeigt wurde! Goldig :D Die ganzen „Tribute“, Fotos und Erzählungen zu jedem einzelnen Jahr… herrlich!
Der Mann, den ich eines Morgens fröhlich begrüßt habe, weil am Abend zuvor wir im Keller im selben Team waren,  und Bernd bekamen den Film geschenkt, da sie die ältesten Teilnehmer sind :D Jule und Hanka bekamen auch eine Ehrenrunde, da sie anfangs auch nur Lehrlinge waren, jetzt aber Dozenten :)
Es gab Champagner, ein leckeres Buffet, Portrait-Kuchen (wir waren drauf! :O), belegte Brötchen, KNUSPERFLOCKEN!
Es wurde gelacht und erzählt, Witze gerissen, mit Freunden, die man wegen der Kurse nicht sooft sah, gealbert.
Zu Maras und Leonas Entsetzen sprach ich einfach so mit Aaron, der sich freute etwas von Tori zu hören.
Nach der Feier im Theatermuseum ging es in den Keller, wo es viele tolle Spiele gab. Bei einem Reaktionsspiel gewann die Gruppe, in der ich war :) ich saß gleich hinter dem Kerl mit der sympathischen Stimme vom letzen Jahr :D war ein schönes Widersehen ^^
Mit Jaime wurde getanzt (ach, die Nostalgie, sie bringt mich um xD) und gesungen, mit allen zusammen wure das Assoziationsspiel gespielt, wobei es (da es der zweite Abend war) nur laute Wiederholungen gab :D

Bei dem See-Painting stehen zwei Personen vorne und spielen. Der Rest steht hinter ihnen und beschreibt die Szene, die Atmosphäre, die Beziehung der Personen und andere Details.
Als Vorbereitung darauf haben wir in einem Kreis zusammen erst mal nur einen Ort beschrieben: Einen Bahnhof.
Grau. Dreckig. Drei Gleise. Wahlplakate der NPD.
„Wo hängen denn diese?“, hat Jule gefragt.
„Beim dritten Gleis, dem allerletzten“, grinse ich und Lachen kommt auf. Da hatte ich noch meine normale Stimme.

Ich glaube, die beste Zusammenarbeit hatte ich mit Lili, Franzi und Otto.
Lili war einfach nett und nahm mir nichts übel, im Gegenteil, sie fand es witzig, auch wenn ich den Glauben habe, ich habe sie ein bisschen eingeschüchtert.
Franzi kenn ich noch vom letzten Jahr, wir waren quasi auf gleicher Ebene und … keine Ahnung. Wir waren gar nicht so verschieden.
Otto war der eher langsame, ruhigere, „chill mal“-Typ, mit dem man gut arbeiten kann. Zwar war er provozieren und eben so typisch Kerl-trägt-schwarze-Klamotten-gruselig.
Als wir wieder einmal Sachen „hervorgeholt“ haben, war Otto mein Partner. Und OH MEIN GOTT das war der witzigste Part ever :D
„Okay, ich fang an“, sage ich, nachdem er einfach so dasitzt. „Hier, das ist eine… Schlange! Aus Plastik.“
Er nimmt sie, fängt an sie zu beschreiben. „Sie ist … orange…. Mit pinken Streifen."
„Oh, guck mal, der eine ist blau!“, werfe ich dazwischen und zeige auf die imaginäre Plastikschlange.
„Stimmt! Aber wieso?“
„Vielleicht ist das ein Schwangerschaftstest?“, rätsle ich.
LACHEN :D
Dann kam Jule um zuzugucken.
Ich griff erneut in die Leere und gab ihm einen lila Plüschbären.
Der keine Augen hat, dafür Brandflecken.
Sein linkes Ohr ist angebissen.
Seine Nase ist rot, der Bauch ist gelb.
„Weiter, weiter!“, drängt Jule. Ihr gefällt der ausgedachte Bär.
„Der Bär hat ein Loch im Po“, kicher ich.
„Greif mal rein“, grinst Otto.
Ich tu so, als ob ich reingreife und etwas Rundes hervorhole. „Es ist ein grüner Gummiball mit einem Gehirnmuster.“
„Gut!“, ruft Jule.
„Spinnst du?“, sagt Otto. „Das ist sein Hirn!“
Wir schreien erschrocken auf und ich werde „angeblafft“, warum ich dem armen Bären wichtige Organe rausreiße, woraufhin ich den Gummiball hastig und panisch zurückstopfe.
Alle drei mussten so lachen ^^

2012/04/12

Meiningen, Part 1

Es ist Sonntag, fünf Uhr, ich habe eine Raucherstimme und das Gästebuch der Theaterwerkstatt Meiningen in der Hand.
Ich suche nach Toris Eintrag vom letzten Jahr. Nach kurzem Blättern finde ich ihn schließlich.
„Ich komme nächstes Jahr wieder, egal was kommt!“
Ach, Tori.

2012/04/04

„Schon mal über eine Welt nachgedacht“


Das folgende entstand Tage zuvor, als Alex sich selber erdrosseln wollte, weil dieses gottverdammte Viech einfach nicht weiß, was es mit der ganzen Wortkotze machen soll, weswegen es seitdem an Hirnstillstand leidet. 

2012/03/28

good old stories



„Ich weiß noch, wie Oma immer ihre Zähne raus geholt hat, sie mir zeigte und dann fragte: ‚Siehst du da was? Ist da was?‘.“
Tori zieht eine angeekelte Miene, grinst jedoch.
„Und sie liebte es, die Vögel zu füttern.“
Mama liegt da, lächelt irgendwo ins Leere.
Ich liege auf ihrer linken Seite, mein Kopf gestützt auf meiner rechten Hand. Ich höre den beiden zu, schnappe alles auf, versuche mich zu erinnern.
Oma.
Ich weiß nur noch von Bildern, wie sie aussah. In meinen Erinnerungen finde ich sie nicht.
Ich sehe ein altes, hölzernes Haus, mit einer dreckigen und ebenfalls hölzernen Tür. Das Gras ist gelblich grün, hier und da liegt irgendetwas Braunes. In der Ecke dieses Bildes sehe ich alte, dürre, trockene Bäume, blätterlos.
Dieses Bild ist genauso schnell weg, wie es kam.
Aber es kam scharf und deutlich. Vertraut irgendwie.
Plötzlich sehe ich ein Zimmer. Die Tapeten sind weiß mit einem Stich von lila. Es hat ein Blumenmuster. In der Ecke vor einem Sofa steht ein älterer Mann.
Ich sehe eine jüngere Mama. Sie schreit eine ältere Frau  an. Diese Frau sieht aus wie Oma von dem Bild, das mir immer ins Gedächtnis schießt, wenn ich an Oma denke.
Sie streiten sich. Oma hat Diabetes. Trotzdem isst sie Zucker. Das habe ich jedenfalls verstanden.
Als ich klein war, vier oder fünf Jahre alt vielleicht. Wenn nicht jünger. Wie alt war ich überhaupt, als sie starb?
„Opa ist immer weg, wenn wir bei Oma waren“, höre ich Tori.
Opa?
Der Mann vom Sofa?
„Er war nicht gesellig.“
Opa.
Es herrscht Ruhe.
Mama will nicht reden. Tori weiß nicht mehr, welche Erinnerung sie schon erzählt hat.
Also bin ich an der Reihe.
„Ich sehe Oma mit mir spielen, mit kleinen Autos. Auf einem runden Holztisch, der vor dem Sofa steht.“
Mir wird mal wieder bewusst, wie wenig ich doch weiß.
Verdammt.